CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)
Classic Rock Society - Unprogged
(76:23, Voiceprint, 1996)
Die Classic Rock Society ist ein Zusammenschluss von Fans und Musikern in England, die neben dem Veranstalten von Konzerten, dem monatlichen Herausbringen des Magazins "Wonderous stories", auch noch CDs veröffentlicht. Wie der Titel "Unprogged" schon vermuten lässt, gibt es hier sehr moderate, auch mal ruhige, stetig melodische, teils akustische Musik zu hören, die in weiten Teilen nicht unbedingt den Stempel progressiv verdient. Eine schön anzuhörende CD, der aber nach meinem Geschmack etwas der Dampf fehlt (Nicht nur nach Deinem Geschmack! Anm. El Supremo). Unter den 16 Gruppen, Interpreten bzw. Bandprojekten befinden sich so bekannte Namen wie John Wetton, The Flower Kings, Jadis, Iona oder auch Wishbone Ash. Um an dieser Stelle nicht zu ausgiebig auf jeden Titel eingehen zu müssen, soll jeder nur kurz beschrieben werden. Es sei aber gleich vorausgeschickt, dass manche Namen bei weitem nicht halten, was sie versprechen, andere wiederum sehr positiv überraschen. In die Rubrik Enttäuschungen verschlägt es Adam Wakeman, der zwar schön singen kann, dessen Einfallsreichtum sich aber leider auf das gleiche Niveau wie die meisten Produktionen seines Vaters beschränkt. Langweilig ist ebenfalls der fast schon Enigma-mäßige Verschnitt von Ezra. Als solide Produktionen gehen die Beiträge von Tracy Hitchings, Clive Nolan und der Band Barbara Cartland durch, welche ordentlichen, vorausschaubaren Melodic Rock mit leicht progressivem Einschlag abliefern. Bei letzterem Projekt zeigt übrigens John Jowitt, dass er neben Bass spielen auch noch gut singen kann. John Wetton bewegt sich mit "Take these tears" auf dem Niveau des letzten Albums "Battle lines". Etwas interessanter sind das Dawson-Moody Project und Iris, die beide eine instrumentale Mixtur aus anspruchsvollem Rhythmus und gitarrenbetontem Rock abliefern, wobei es bei Iris besonders die Schlagzeugarbeit von Marillion's Ian Mosley hervorzuheben gilt. Wishbone Ash's "At the crack of dawn" ist ebenfalls rein instrumental, und wird hauptsächlich von zwei Akustikgitarren bestimmt. Reinen Keyboardbombast in Selbstzitaten zwischen Klassik und Prog produziert Pallas-Tastenmann Mike Stobbie. Spärlich begleitet, kann auch Damian Wilson, der alte und neue Frontmann von Threshold, überzeugen. Mit mehr Volumen und elektrischer Gitarre machen es ihm seine Bandkollegen Karl Groom und Richard West nach, die, ergänzt durch Sängerin Tina Riley, schönen, bombastischen Melodic Rock spielen. Als positive Überraschungen gilt es wieder mal Ionas Beitrag einzuordnen. Allein Joanne Hoggs wunderbare Stimme macht deren Folk Rock zu einem Hörgenuss. Das gleiche gilt für Wishing Tree, die bereits ausführlich im letzten PNL ausführlich vorgestellt wurden. Eine weitere Überraschung ist die akustische Version von Jadis "This changing face", die dieses Lied erheblich aufwertet. Tja, und dann ist da zum Schluss noch der Beitrag der Flower Kings. Schon in der Beschreibung steht, dass es sich um keinen typischen Flower King-Titel handelt. Stimmt genau, denn "Buffalo man" ist zwar handwerklich gut gespielt und komponiert, groovt jedoch deutlich mehr, wodurch dieser Titel auch insgesamt wesentlich straighter und rockiger als gewohnt klingt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997