CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)
Alo Mattiisen - Read
(67:22, Maat Records, 1995)
"Sound knows no boundaries - music brings the distanance close." Mit solch fast schon poetisch anmutenden Worten beginnt die schriftliche Einleitung zu dieser CD. Geschaffen wurde dieses soundtechnische Werk für die Nationalbücherei Estlands, einem Land, aus dem auch der Keyboarder Alo Mattiisen stammt. Beschäftigt man sich näher mit den Erläuterungen im Booklet, so umreißen diese recht klar, was man in den folgenden 67 Minuten zu hören bekommt. Ein ständiger Strom von melodischen Linien, die erscheinen, verschwinden und ineinander verschwimmen, kriecht sehr modulationsschwach aus den Boxen. Es entstehen Klangwellen, in denen kein Element dominiert, sich Töne aber gegenseitig beeinflussen. Durch Studiotechnik mit Tiefe und Dimensionalität versehen, kann sich der Zuhörer sein eigenes musikalisches Bild malen - oder, um es zusammenfassend in einfacheren Worten auszudrücken, in der Verschwommenheit New Age geprägter Sounds werden spärliche Melodien ohne jegliche Aggressivität in den Äther gestreut, um sich in Zeit und Raum zu verlieren. Immerwiederkehrende kleinere Melodiefolgen reihen sich in schier unendlich wirkender Länge harmonisch aneinander. Eine CD für Soundspezialisten oder manische Sammler von ausgefallenen Scheiben. Die breite Masse wird jedoch wohl mit diesem sehr ruhigen Klangspektakel recht wenig anfangen können.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997