CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)
Mary Newsletter - Nuove lettere
(41:32, Privatpressung, 1995)
Wie schrieb Stefan Kost so nett in seiner Kritik zu dieser CD im Empire: irgendein Italiener drückte ihm dieses Werk in die Hand, ergänzt durch die Bemerkung "sounds like Dschänesis". Schon er widersprach dieser Aussage, nun gebe ich auch noch zur allgemeinen Erbauung meinen Senf dazu. Bei Mary Newsletter (ist ja schon mal eine Unverfrorenheit einen Teil von Progressive Newsletter im Namen zu verwenden) krankt es in erster Linie nicht an den Ideen, sondern an deren Aufbereitung. Die Produktion macht hier leider einiges kaputt, denn hinter der bruchstückhaften Fassade schimmern ungeschliffene, aber interessante Einfälle hervor. Der einzige Vergleich zur oben angesprochenen Band ist die Verwurzelung in den 70ern, dem Rock Mittelalter. Wah-Wah Gitarre, guter Gesang in sprachlicher Mischung aus italienisch und englisch, und neben einem Schuss progressiver Einflüsse (vor allem aber Blues) Hard und Psychedelic Rock. Doch die Abmischung ist leider zu unausgewogen, nicht transparent genug. Die Keyboards sind zu leise, das Schlagzeug zu laut und die Gitarre wirkt schwachbrüstig auf der Lunge bzw. den Saiten. Verzerrte Gitarrenbearbeitungen gipfeln in quiekenden, schmerzhaften Rückkopplungen, die sicherlich live okay sind, in dieser Qualität aber nichts auf einer CD zu suchen haben. Dann aber wiederum interessante Titel wie das 13-minütige "Thoughts", die einen in eine sehr psychedelisch angehauchte Welt entführen, und unwillkürlich den verstaubten Charme der 70er Jahre aufleben lassen. Schönen Gruß Stefan, Du hattest recht. Diese Scheibe klingt definitiv nicht nach "Dschänesis".
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997