CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)
Lizard - W galerii czasu
(52:34, Ars Mundi, 1997)
Nichts ist schwieriger, als eine brauchbare Einleitung für eine CD-Kritik. Versuche ich es doch mal so: irgendwo in meinem Kleiderschrank befindet sich noch ein T-Shirt der Band Lizard. Diese spielen Südstaaten-Rock, kommen aus der Nähe von Stuttgart, und haben aber auch gar nichts mit den hier vorgestellten polnischen Kollegen zu tun. Na ja, nicht ganz geglückt die Überleitung. War doch immerhin einen Versuch wert; vielmalige Entschuldigung, liebe Leser. Lizard (wohlgemerkt, die polnische Version!) wurden 1990 gegründet, und ziehen laut eigener Aussage ihre musikalische Inspiration aus Gruppen wie King Crimson (fast schon logisch bei dem Bandnamen), UK, Yes und ELP. In Fragmenten sind die beiden Erstgenannten zu vernehmen, Lizard klingen im Gesamten aber sehr eigenständig und unverwechselbar. Musikalisch machen sie fast alles richtig: hoher Abwechslungsreichtum in den Kompositionen, ausgefeilte Rhythmik- und Harmoniewechsel, dies auch noch sehr virtuos gespielt, allein beim polnischen Gesang wird mancher seine Schwierigkeiten haben. Aufgebaut auf leicht Jazz Rock-angehauchte Strukturen mit Verweisen zum Folk, Progressive Rock und klassischen Nuancen, passt hier jedes Break, die Soli von Gitarre und Keyboards kommen genau an der richtigen Stelle. Trotzdem weiß man zu Beginn nie genau, wie die musikalischen Ausflüge enden werden. Da gipfelt ein Schlussteil in einem dramatischen Bolero, die Gitarre darf bei Bedarf auch mal etwas kerniger klingen, des weiteren finden sich aber auch ruhige Momente auf dieser CD als Gegenpol zu den ausgeprägten Tempowechsel. Zudem verfügt man mit Damian Bydlinski über einen ausdrucksstarken Sänger, der Gefühle, ohne dass man die Sprache versteht, einfühlsam herüberbringen kann. Mit Lizard macht das polnische Label Ars Mundi erstmals den Schritt weg vom sonstigen Neo Prog Programm (z.B. Collage, Quidam, Abraxas). Eine gelungene Erweiterung durch eine weitere sehr gute Band unserer östlichen Nachbarn.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997