CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

Il Segno Del Comando - Il Segno Del Comando
(48:46, Black Widow, 1996)

In Italien scheint es ein erhebliches Potential an morbiden Tendenzen zu geben. Sind schon Devil Doll dem Tode und Grusel sehr nahe, so betreiben Il Segno Del Comando ebenfalls musikalische Grabschändung. Allein das Cover mit einer Totengesellschaft, die, Klu-Klux-Klan gleich, in Umhängen gehüllt und unter Kapuzen versteckt einen Sarg transportiert, lässt das Blut in den Adern gefrieren. Wieder Erwarten bekommt man von den fünf Dunkelmännern keinen Death Metal mit ohrenbetäubendem Gegrunze zu hören, sondern hier gibt es manisch-depressiven, gitarrenlastigen Düster-Prog auf die Ohren. Als Sänger fungiert der unsägliche Mercy, der schon bei der ebenfalls sehr gruftigen Progband Malombra sein Unwesen trieb. Schwere Orgelgeschütze werden aufgefahren, die sakral in einer Mischung aus Totenmesse und Tanz der Vampire klagen. Was Agostino Tavella auch sonst noch aus den Keyboards herauskitzelt, ist um keine Spur fröhlicher. Dazu zwei E-Gitarren, die untermalend den Klangbrei nölend zerdehnen, wenn sie nicht gerade metalmäßig unter Beschlag genommen werden. Dies ergibt zusammen die Legierung von Hard Rock und Italo-Prog mit Ursprung in den 70ern. Der dumpfe und rumpelige Sound entspricht ebenfalls der zuletzt genannten Periode. Da die Grabesbrüder fast ständig unter Starkstrom zu stehen scheinen, gibt es für die heimischen Klangkörper fast keine Erholung, denn mit mächtig Tempo und Elan wird die hypnotische Endzeitmusik vorangetrieben. Wer sich noch nicht sein eigenes Grab geschaufelt hat, um von den düsteren Horden überrollt zu werden, der besorge sich diese CD, und höre sie voll schauriger Erinnerung in seiner eigenen Gruft an.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997