CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

Grace - Poppy
(60:00, Cyclops, 1996)

Über 2 Jahre nach ihrem "Pulling strings & shiny things"-Album (für mich eine der besten Cyclops-Produktionen) liegt mit "Poppy" nun endlich das neueste Werk der britischen Grace vor, ihr mittlerweile fünftes Album. Die Besetzung ist unverändert geblieben, d.h. Dave Rushton (Bass) und Tony Hall (Schlagzeug) bilden die Rhythmusgruppe, dazu Gitarrist Dave Edge, Tastenmann Mark Price, Sänger Mac Austin und Flötist / Saxofonist Harry Davies. Nach dem ersten Hören war ich zunächst leicht enttäuscht, da ich den Eindruck hatte, dass mich kein Lied besonders vom Hocker gerissen hätte. Schon der Opener "Burglars" klang für mich überhaupt nicht nach Grace, dieser Song erinnert mich eher an eine interessante britische Band aus den 70ern, nämlich Stackridge. Auf dem Vorgänger befinden sich einige Ohrwürmer, die ich auf dem neuen Album vermisste. Nach einigen weiteren Durchläufen habe ich meine Meinung allerdings geändert. "Poppy" bietet, auf insgesamt 12 Titel verteilt, rund eine Stunde unterhaltsame Musik. Kein komplexer Art Rock voller überraschender Wendungen, sondern sympathische Songs mit Wiedererkennungswert. Typisches Grace-Merkmal ist nach wie vor die Stimme Mac Austins, der auch hier wieder nicht auf seine charakteristischen "Wackler" verzichtet. Harry Davies hat sich diesmal (leider) merklich zurückgehalten, einige zusätzliche Flötentöne hätten sicherlich nicht geschadet (siehe "Pulling strings"). Meine Lieblingstitel sind "Secret garden" mit wunderschönem Akustikgitarrenintro und "Court of despair". Grace-Einsteigern empfehle ich zum Kennen lernen zwar nach wie vor "Pulling strings", doch Grace-Anhänger werden (nach mehrmaligem Hören) auch mit "Poppy" zufrieden sein.

Jürgen Meurer



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