CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

Boud Deun - Astronomy made easy
(52:35, Cuneiform, 1997)

Hinter diesem komischen Namen verbirgt sich eine neue Band von der amerikanischen Ostküste. Das Quartett langt auf seinem Erstlingswerk gleich ganz schön zu. Dies aber ganz und gar nicht im Sinne von Metal-Geschrubbe. Nein, man hat sich in der Ecke "Schräge Sounds" breitgemacht. Von dort aus traktiert man nun den harmoniesüchtigen Prog-Liebhaber mit 12 instrumentalen Stücken, in denen es die vier Virginia-Boys ganz gut abgehen lassen. Dies jetzt nicht nur auf die Geschwindigkeit bezogen, denn es wird die ganze Temposkala durchgemacht, wobei die flotteren Stücke überwiegen. Auch die Kompositionen sind angefüllt mit abgefahrenen und schrägen Sounds. Auf Bombast wird ganz und gar verzichtet, was sich auch im Fehlen von Tasteninstrumenten niederschlägt. Hier spielen, von den Drums mal abgesehen, nur Saiteninstrumente, sprich E-Gitarre, Bass und Geige. In seiner Komplexität erinnert es in Teilen (weniger im Gesamten) manchmal an Gentle Giant oder King Crimson. In die einzelnen Lieder wird einiges an Rhythmuswechseln und Breaks hineingepackt. Da ist wirklich ein unvoreingenommener Geist gefragt, denn dudelnde Gitarre, quiekende Geige, ein scheppernder Bass und das alles in oft hektischem Tempo - das würden viele außerhalb der Prog-Szene wohl mit dem Begriff "Chaos" umschreiben. Da wir aber eh nie auf Hinweise und Warnungen von Außen hören, bleibt festzustellen, dass das so natürlich nicht stimmt. Die Tracks haben schon Strukturen und Melodien, nur wiederholen sich eben nie Teile. Es kommt immer gleich was Neues. Das kann, jedenfalls auf die Dauer von 52 Minuten, einen schon ganz schön fordern. So auch geschehen bei mir, denn nachdem der letzte Ton des letzten Lieds verstummt war, fühlte ich mich etwas ausgelaugt. Daher ist diese komplexe Scheibe in Gesamtlänge wirklich nur den Experten auf diesem Gebiet zu empfehlen. Diesen dafür aber um so wärmer. Zur Belohnung gibt's zur harten musikalischen Kost ein nettes CD-Design, im Stile einer Himmelskarte aus den 50ern, bei der die CD als mit Sternbildern bedruckte Drehscheibe fungiert, auf der man durch eine ovale Öffnung im davor liegenden Booklet und bei Ausrichtung nach dem Nordstern die Sterne an ihrer richtigen Himmelsposition sehen soll.

El Supremo



© Progressive Newsletter 1997