CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)

Blondie Fox - Agua
(46:26, Mellow Records, 1996)

Darf bzw. muss man sich diese CD anhören, dann kann man schon richtig poetisch werden. Denn da sitz ich nun ich armer Tor und bin so schlau als wie zuvor. Gut eine dreiviertel Stunde lang haben das Duo Paul "Blondi" Gidoni und Mirko "De Fox" Galliazzo Zeit gehabt, mir ihr Tun näher zubringen, und doch bleiben mehr Fragen als Antworten. Wieder mal so ein Album, bei dem man nicht so recht weiß, ob es vielleicht doch jemanden gefallen könnte, man sich selber aber kaum vorstellen kann, was hier einem auf Dauer gefallen sollte. Nach einem dramatischen Intro setzt gleich Mirko "De Fox" ein. Mit mächtig viel Pathos in der Stimme muss man schon sehr genau hinhören, um zu erkennen, welche Sprache es denn hier zu hören gibt. Ah, es scheint Englisch zu sein, zumindest bei diesem Stück. Weiterhin gibt's auch mal italienische Klänge, war schon etwas einfacher zu erraten, denn aus diesem Lande stammen die beiden, und in derselben Sprache wurden auch einige Titel "benamst". Soweit zum stimmgewaltigen Tremolo, was noch fehlt, ist der dazugehörige Rest. Zuerst das Positive. Der von einer härteren bearbeiteten Gitarre vorangetriebene Melodic Rock kann vor allem in dramatischen Passagen stellenweise Eindruck schinden. Doch leider folgt jetzt die brutale Abrechnung. Drumcomputer, flach abgemischte Gitarrensounds und undifferenzierte Keyboardsounds lassen die total inszenierten Klänge zusammenbrechen. Pluspunkte gibt es noch mal durch einige anspruchsvolle und schräge Taktsequenzen, aber der Gesang, der immer mehr Hall abbekommen hat, lässt alles in vollständige Bedeutungslosigkeit verschwimmen. Zum Schluss noch zwei klassisch angehauchte zweiminütige Keyboardmelodien, die wie ich völlig orientierungslos im Raum stehen. Das war es dann auch schon.

Kristian Selm



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