CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)
Altura - Mercy
(49:40, Magna Carta, 1996)
Nachdem das Label Magna Carta in den letzten beiden Jahren mit ihren mehr oder weniger interessanten und geglückten Tribute Samplern von sich Reden machte, erfolgte endlich eine Besinnung der Amerikaner auf die Veröffentlichung von "normalen" CDs. Altura setzen dabei konsequent den eingeschlagenen Weg von überdurchschnittlichen Progressive Metal Bands fort. Manche mögen mich vielleicht jetzt lynchen, aber die fünf aus Charlotte im Bundesstaat North Carolina kranken an denselben Eigenschaften, wie ihre Kollegen von Enchant von der anderen Seite des Kontinents. Handwerklich ausgezeichnete Musik, sehr virtuos gespielt, doch Differenzierungen bleiben weitgehend aus. Subjektiv betrachtet mangelt es einfach an Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert. Die Fähigkeiten der Band und der rege Abwechslungsreichtum in den Liedern sollen keineswegs geschmälert werden, doch selbst nach Daueranhören bleiben nur einzelne Fragmente, aber kein Gesamteindruck hängen. Inhaltlich werden Bocksprünge zwischen melodischem Metal und Versatzstücken aus dem Progressive Rock in manchmal aberwitzigem Tempo und Komplexität vollzogen. Zum Glück werden die instrumentalen Fingerfertigkeiten von Gitarrist Franklin Ervin und Keyboarder Jason Lingle gruppendienlich untergeordnet, beide haben aber dennoch genug Raum für ausführliche Soloausflüge. Der gute Sänger Rain Irving sticht nicht über die Maßen heraus, besitzt aber dennoch eine angenehme Stimme, die nicht ins übliche Heavy Gekreische abgleitet. Um als Vergleich bei Magna Carta Bands zu bleiben, sind Altura wesentlich härter und komplexer als Shadow Gallery oder Enchant, dabei aber nicht so technisch wie Magellan. Da der Vertrieb wie bei allen Produkten dieses Labels über Roadrunner erfolgt, sollte diese CD in allen gut sortierten Musikläden zu finden sein. Doch empfiehlt es sich, sofern möglich, vor dem Kauf mal in "Mercy" hereinzuhören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997