CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)

Trettioåriga Kriget - Trettioåriga Kriget
(38:24, MNW Records, 1974)

Nicht einmal die Plattenfirma teilt einem das dünne Booklet dieses Reissues aus Skandinavien mit und auch auf der CD selber steht außer dem Gruppennamen nichts. Ich konnte mich noch an ein Album dieser Band, die im Englischen "Thirty Years War" heißt, erinnern, das ich früher mal kurz gehört hatte. Das fand ich ziemlich seicht und nichtssagend. Daher hat sich beim Einlegen dieses Teils deutliches Misstrauen ganz schön breit gemacht. Aber hallo! Schwupp-di-wupp dröhnen mir dann ganz andere, als die erwarteten straighten Klänge entgegen, nämlich ein kreischendes Wah-Wah und wummernder Bass. Also Kopfhörer auf und genau hingehört. Gleich das erste Lied "Kaledoniska Orogenesen" beschäftigt sich mit dem hochinteressanten Thema der Kaledonischen Gebirgsbildung, die, wie wir ja alle wissen, sich hauptsächlich gegen Ende des Ordoviziums abspielte. Außer diesen, an sich für ein gutes Lied schon völlig ausreichenden Bestandteilen, bekommt man aber noch zusätzlich hervorragenden und teils anspruchsvollen 70er Art Rock zu hören. Fast ausschließlich ohne Keyboards und Bombast legen die vier Jungs hier einen Einfallsreichtum an den Tag, der es in sich hat. Es gibt zwei Gitarren, von der eine logischerweise die Soloteile übernimmt. Weiterhin noch Bass und Schlagzeug, die beide ein großes Arbeitspensum vollbringen. Insbesondere der virtuose Bass ist immer präsent, und begleitet die Gitarren. Trotz zweier dieser Instrumente ist das Ganze aber nicht heavylastig o.ä., ganz davon abgesehen, dass man zu der Zeit noch gar nicht wusste, was das ist. Der Stil ist eigenständig, macht aber schon Anleihen bei anderen Prog-Größen der Zeit. Ich würde es als einen Light-Mix aus nicht so komplexen und ruhigeren King Crimson, mit einigen Yezda Urfa-Passagen und ganz wenig 70er Hard Rock bezeichnen. Richtige Longtracks gibt's nicht, das längste Lied hat ca. 8 Minuten. Daher auch die etwas magere Spielzeit von nur 38 Minuten. Die Lieder sind in sich ausgewogen zwischen ruhigeren Teilen und komplexeren Passagen, mit kleinem Übergewicht der ersteren. Der Gesang, den Gitarrist Robert Zima beisteuert, ist in Landessprache gehalten und könnte somit für einige ein Problem sein. Aber ich denke, was zählt ist die Musik. Und die ist zweifelsohne überdurchschnittlich. Trotz kurzer Spielzeit und dünnem Booklet ohne Infos (aber mit Texten) macht die Musik also diese Mankos weg und deswegen verdient sich die Band mit diesem Album ganz klar einen Platz unter den besten fünf der Ausgabe. Man fragt sich wirklich, warum diese Scheibe, v.a. unter den Freunden des 70er Progs, nicht schon viel bekannter ist.

El Supremo



© Progressive Newsletter 1997