CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)
The New Grove Project - Fool's journey
(48:43, New Grove Music, 1996)
Hinter dem unscheinbar wirkenden Namen The New Grove Project verbirgt sich ein Projekt, welches in seiner Entstehung bis in das Jahr 1984 zurückreicht. Damals nahmen die beiden Schweden Ingemar Hjertqvist und Per Sundbom einige Lieder auf 8 Spuren auf, die auch in einer Auflage von nur 300 Kopien als CD erhältlich war. Da nur zu zweit, musste für den Rhythmus ein Drumcomputer herhalten. Bis 1993 ruhten diese Aufnahmen, als Ingemar Hjertqvist, der inzwischen in die Schweiz umgezogen war, auf die Idee kam, dieses Projekt wiederzubeleben. Er scharte einige Musiker um sich, gründete eine Band, die sich nach mehreren Personalwechseln schließlich zwei Jahre später wieder auflöste. Das alles wäre noch nicht so erwähnenswert gewesen, wenn dies nicht alles im letzten Projekt, der Aufnahme der CD "Fool's journey" geendet hätte. Denn dafür konnten einige in der Prog-Szene nicht gerade unbekannte Musiker gewonnen werden. So besteht das New Grove Project neben Sänger Ingemar Hjertqvist und Keyboarder Per Sundbom, aus Ober-"Flower King" Roine Stolt (Gitarre), Pär Lindh (Synthesizer, Mellotron, Hammond), dem Ex-England Schlagzeuger Jode Leigh und André Schornoz am Bass. Die gesamten Aufnahmen von 1984 wurden, ergänzt durch einen neuen Song, neu aufgenommen und erheblich aufgewertet. Moderat-komplexer, melodischer Schweden-Prog mit Wurzeln in den späten 70ern und mächtig viel Bombast, bei dem besonders die illustren Gäste für die Highlights sorgen. Roine Stolt in seinem unverwechselbaren, gefühlvollen Stil lässt Kaipa und die Flower Kings aufleben, während Pär Lindh neben seinen Produzententätigkeiten auch einige wunderbare Töne in teils Emerson'scher Manier aus den Tasteninstrumenten erklingen lässt. Deutliches Manko, trotz abwechslungsreicher Kompositionen voll geschmeidiger Melodien und wechselnder Dynamik, ist wie so oft der Gesang, denn Ingemar Hjertqvist müht sich zwar redlich, ist jedoch wenig modulationsfähig, und es fehlt ihm leider jegliches Volumen. So heißt es sich hauptsächlich auf die differenziert arrangierte Musik zu konzentrieren, die hervorragend gespielt ist, und wo wirkliche Könner bei der Arbeit dokumentiert wurden. Vor allem wegen des Gesangs kann aber nie ganz die Klasse "neuwertiger" Produktionen aus Skandinavien erreicht werden, die instrumentalen Teile überzeugen jedoch dafür fast vollständig.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997