CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)
Montesano - Homenaje
(43:41, Record Runner, 1977)
Gustavo Montesano war Gründungsmitglied der argentinischen Progressive Rock Band Crucis, die in den 70er Jahren für einiges Aufsehen sorgte. Mit seinem ersten Solowerk verfolgte er konsequent die progressive melodische Linie, die er bereits mit Crucis eingeschlagen hatte. Bisher war dieser erste solistische Gehversuch nur auf LP erhältlich. Das brasilianische Label Record Runner veröffentlichte letztes Jahr, ergänzt durch zwei unveröffentlichte aber schwächere Aufnahmen von Crucis, "Homenaje" zum erstem mal auf CD. Daneben gibt es von ihm noch ein zweites Album "El Pasillo" auf LP, welches aber Richtung New Wave tendiert. Neben Montesano, der allerlei Tasteninstrumente wie Klavier, Hammond, Mellotron und Synthesizer, stellenweise aber auch Bass und Gitarre bedient und zusätzlich einigen Songs seine angenehme, unauffällige Stimme leiht, geben sich die damalig besten Musiker der argentinischen Rockszene ein Stelldichein, deren Namen aber wirklich nur absoluten Insidern etwas sagen dürfte. Nichtsdestotrotz merkt man "Homanaje" zweifelsohne das musikalische Können der vertretenen Musiker an, die ausschließlich sehr gute Handwerkskunst abliefern. Zwar ist das Album von Klängen der schwarzen und weißen Tasten geprägt, aber es ist in keiner Weise ein reines Keyboardalbum, da besonders Gitarrist Pino Marrone einige deutliche Highlights setzen kann, z.B. im wirklich gigantischen Solo beim Lied "Cuando la duda se hace grande alrecdedor". Gesungen wird ausschließlich in spanisch, die Musik ist am besten mit typischem späten 70er Jahre Progressive Rock umschrieben. Schöne Melodien neben ausschweifenden synthetischen Klangteppichen, eine nicht durch ausufernde Komplexität, aber dennoch anspruchsvolle überfrachtete Musik, erinnern manchmal entfernt an die schwedischen Kaipa. Jedoch quillt auch in zwei Liedern der orchestrale Weichspülsound doch zu heftig aus den Boxen, wenn z.B. ein komplettes klassisches Streichquartett aufgeboten wird oder sentimental auf dem Steinwayflügel geklimpert wird und dadurch die Melodien wachsweich zerschmelzen. Doch dies ist mühelos zu verschmerzen, da ansonsten grundsolide Arbeit abgeliefert wird, die vor allem für Liebhaber älterer Scheiben mit mediterranem Einschlag interessant sein dürfte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997