CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)

Mess - Mess
(53:57, Bella Musica, 1976)

"Sven Grünberg's Proge-Rock Group Mess" - so prangt es auf dem Cover. Doch mitnichten ist dies eine bisher unbekannte deutsche Band aus den Midsiebzigern. Mess stammt aus Estland, und spielte in der damaligen Sowjetunion eine Pionierrolle im Progressive Rock-Bereich. Die Band um den Keyboarder und Sänger Sven Grünberg schaffte es erstmals, eine Standard Rock Gruppe ergänzt mit Oboe, Horn, Chor und Kirchenorgel als gemeinsames Projekt auf die Bühne zu bringen. Leider gibt es von diesem live multimedial aufbereiteten Ereignis mit Dias, künstlichem Rauch und Licht kein Bildmaterial, doch zeigt auch diese CD sehr gut die musikalische Klasse dieser Band. Da man in Osteuropa ohne klassische Ausbildung nicht auftreten durfte, bekommt man von Mess erstklassige, qualitativ hochwertig gespielte Musik geboten. Beim Klang müssen kleinere, unerhebliche Abstriche gemacht werden. Trotzdem kann man von einer guten Aufnahmequalität sprechen. Die Musik ist natürlich klassisch beeinflusst, und bietet verstaubte Elemente aus den 70ern, wo noch altertümliche Klänge aus den Keyboards, und nicht ganz so frische Gitarrenakkorde den Ton angaben. Dies sind dann auch die Instrumente, die die Musik von Mess nachhaltig tragen. Ein im Stil von Chris Squire bearbeiteter Bass sorgt für den rhythmischen Unterbau. Abwechslungsreiche und interessante Arrangements sorgen für orchestralen Bombast mit reichlich Volumen. Da es sich in weiten Strecken um Instrumentalmusik handelt, fällt der mit zu viel Hall versehene und unverständlich klingende Gesang (estnisch?) nicht weiter ins Gewicht. Die Klangfarben sind nicht immer melodisch, da wird auch mal mit Drive, etwas abgedrehter und avantgardistischer musiziert. Ein wirklich beeindruckendes Frühwerk osteuropäischer Musik, welches sich auch mühelos mit den ungarischen Bands wie z.B. Omega messen kann.

Kristian Selm



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