CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)
Dream Dust - The meeting
(45:21, Privatpressung, 1995)
Kitsch as Kitsch can! Mit so einem Cover kann man nun wirklich keinen Prog-Hörer mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Ein Jüngling, der seine Gitarre lieber zur "Saite" gelegt hat, überreicht einer blondgelockten Prinzessin eine Rose, um von deren, in der Hand gehaltenen Schlange, gleich gebissen zu werden. Ich will lieber gar nicht wissen, wie diese gar schröckliche Geschichte noch endet! Leider passt sich das Niveau des Silberlings mühelos dem äußeren Erscheinungsbild an. Synthetisches Getrommel aus dem Atari liefert den Unterbau für harmloses Liedgut Marke melodischer, Harmlos-Neo-Prog, welches nur selten aus einem harmonischen Grundmuster ausbricht. Wobei die Bezeichnung Prog schon fast Frevel darstellt, da progressive Einflüsse nur sehr spärlich gesät sind. Nicht überraschend, dass die zwei singenden Nathalies (Madame Galland und Frau Lüthi) stimmlich mühelos die instrumentalen Künste des alleinigen Maestros Paul Reber (ex-Deyss) an Gitarre, Bass und Computer überbieten. Dennoch schaffen es die gut ausgebildeten Gesangsstimmen nicht, die melodischen Belanglosigkeiten, die da zäh und völlig durchschaubar erklingen, entscheidend aufzuwerten. Zu allem Überfluss werden einzelne Lieder noch sehr plötzlich und überraschend ausgeblendet und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass kein Lied die magische Grenze von fünf Minuten je durchbricht. Ordentlich produziert, haben die Ideen leider so viele Löcher wie Käse aus der Schweiz, aus dem dieses Trio ja auch stammt. Geplagt von mehreren Gähnanfällen höre ich mich tapfer durch die fast endlos wirkenden 45 Minuten, um schließlich festzustellen, dass es vielleicht doch spannender gewesen wäre, zu erfahren, ob der gitarrenbeladene Jüngling vom Cover hoffentlich nun doch seine Erlösung gefunden hat. Und wenn er nicht gestorben ist, so ziert er noch heute jedes Cover dieser traumatischen CD.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997