CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)
The Gathering - Mandylion
(52:42, Century Media, 1995)
Eigentlich ist über diese hervorragende CD schon viel geschrieben worden, da aber dieser Tonträger auch bei mir nur sehr schwer den Weg aus dem Player findet und vielleicht doch nicht jeder von diesem Teil gehört hat, hier noch meine persönliche Empfehlung. The Gathering stammen aus Holland und spielen eine Synthese aus langsamen Metal, moderatem Prog Rock und sphärischen Gothic bzw. New Age Klängen. Ihr Video "Leaves" wurde auch schon bei VIVA in der Sendung "Metalla" gezeigt, dort wurde ihr Stil als Sweet Metal angekündigt. Da SPV den Vertrieb für Deutschland übernommen hat, kann "Mandylion" in jedem gut sortierten Laden erworben werden. So, das war es nun mit den einleitenden Worten, denn schließlich möchte der geneigte Leser selbstverständlich erfahren, warum allenthalben fast einstimmig Begeisterung herrscht. Die positiven Höreindrücke fangen bei der sehr guten und ausdrucksstarken Sängerin Anneke van Giersbergen an und werden, getragen von ihrem einprägsamen Organ, in den einzelnen Kompositionen perfekt weitergeführt. Schleppende Gitarrenriffs kriechen vehement voran, werden dabei von gekonnt eingeflochtenen Breaks durchbrochen. Die Keyboards sind effektvoll für Stimmungen und als Erweiterung des Gesamtsounds eingesetzt, sorgen somit für die bombastische Variante. Die Musik ist weder zu technisch, noch zu überladen und bleibt auch durch einprägsame, aber absolut nicht triviale Melodien gut im Gedächtnis. Tempomäßig bewegen sich die sechs Holländer im mittleren Bereich, die musikalische Härte ist auch in verträgliche Bahnen gelenkt, so dass man sich sehr schnell mit dieser Musik anfreunden kann. Besonders angetan hat es mir das bereits oben angesprochene "Leaves". Hier gehen Gesang und Musik eine fast sperrige, aber dennoch transparente Verschmelzung ein, die in einem sehr schönen und gefühlvollen Gitarrensolo gipfelt. Vergleiche zu ziehen fällt auch hier wieder mal schwer, wobei aber besonders beim instrumentalen Titelsong und "Sand and Mercury" ein Brückenschlag zu den norwegischen Kollegen von The 3rd And The Mortal gezogen werden kann. Die positivste Entdeckung der letzten Monate, die ruhig mal angetestet werden sollte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997