CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)

Dracma - A fine stormy weather
(50:37, Musea, 1996)

Aller guten Dinge sind drei. Nachdem ich beim ersten Mal diese CD nur nebenbei angehört habe, beim zweiten Anhören wegen Übermüdung eingeschlafen bin, habe ich mir nun heute extra vorgenommen, mich intensiv mit der zweiten Scheibe dieser spanischen Combo zu beschäftigen - befindet sich doch deren gelungener Erstling "Limits" auch in meiner Sammlung. Also, konzentriert zugehört, Notizen gemacht und dann eine ausführliche Kritik geschrieben. Erst einmal zur Änderung der Plattenfirma. Vom italienischen Mellow Records Label wurde zur französischen Konkurrenz von Musea gewechselt. Wahrscheinlich erhofft man sich dadurch einen besseren Vertrieb und Promotion. Wie sieht es aber nun mit dem Wichtigsten, dem Inhalt von "A fine stormy weather" aus? Da wäre zuerst mal der Gesang, der immer noch mit deutlichem Akzent in englisch gesungen wird. Stört zwar etwas, verleiht aber auch der guten Stimme von Sänger Pedro Jiménez einen exotischen Touch. Englisch Puristen sollten hier lieber weghören oder sich in Toleranz üben. Geblieben ist der Grundstil, der sich im melodischen, überdurchschnittlich komponierten und umgesetzten Neo Prog Bereich befindet. Als ungefährer Anhaltspunkt dürfte hier die dynamischere Form der Schweizer Band Cleypsydra herhalten. Sicherlich kein Meilenstein, aber Dracma besitzen ein Gespür für schöne Melodien und Dynamikwechsel. Ausdrucksstarke Gitarrensoli, die auch mal Hackett-mäßig vor sich hin heulen können, drücken der Musik ihren Stempel auf. Abwechslungsreich und spannend arrangiert, reicht die Palette von kurzen, gefühlvollen Instrumentalstücken, bis hin zu ausgedehnten Progressive Rock Ausflügen. Melodisch eingängig bleibt es dabei aber immer, was beim Anhören zu keinerlei Schwierigkeiten beim Zurechtfinden führt. Dracma machen mit "A fine stormy weather" dort weiter, wo sie bei "Limits" aufgehört haben. Wer ihr Debüt nicht kennt, seine Vorlieben im melodischen Bereicht hat und bei nicht ganz akzentfreien Gesang auch mal die Augen bzw. die Ohren zudrückt, der darf hier getrost mal genauer hinhören.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997