CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)
Wejah - Senda
(56:49, PRW, 1996)
Konzeptalben sind ja nicht unbedingt der allerletzte Schrei, aber wenn sie gut gemacht sind und ein Zusammenhang erkennbar und überzeugend rübergebracht werden kann, immer wieder gern gehört. Diesmal musste eine Gedichtsammlung herhalten, jedoch wurde bei dieser Umsetzung schon wieder an Ideenreichtum gespart, denn trotz gut gemeintem Konzept greift instrumentale Inhaltslosigkeit um sich. Der für Brasilien so wohlbekannte hohe melodische Anteil wurde bei diesem Quartett aus Sao Paolo ungewohnt zurückgeschraubt, wie auch auf jeglichen Gesang verzichtet wurde. Zwar müht man sich redlich in allerlei Soli, die Arrangements sind ebenfalls gefällig umgesetzt, aber trotzdem kriecht es irgendwie unbestimmt wabberig aus den Boxen. Es mangelt an Strukturen, die Halt geben. Die Übergänge sind zwar nicht holprig, aber dennoch fehlt es an Zusammenhang und wiederkehrenden Melodien. Bemühungen sind ja mannigfaltig vorhanden - das Tempo wird bei Bedarf forciert, ruhige Zwischenteile finden ihren Platz, schräge Akkorde mit jazzigem Touch und Breaks mal zwischendurch - dennoch springt der Funke einfach nicht über. Die stärksten Passagen sind bei Wejah immer dann zu hören, wenn Gitarrist Eduardo Mirando gefühlvoll oder ruppiger in die Saiten greift. Keyboarder Marcelo Perez hingegen erzeugt durch seine Weichspülsounds und untermalende Akkorde zwar die passende Atmosphäre, setzt aber keine bedeutende Akzente. Dennoch ist eine deutliche Steigerung im Verlauf der CD zu erkennen, vor allem wenn sich die Band immer mehr in eingängige Melodien und weitgreifende, leicht sinfonische Gitarrenklänge flüchtet. So geht rund eine Stunde Spielzeit vorbei, ohne dass leider etwas langanhaltend in der Erinnerung haften bleibt. Ist diese Produktion zwar gut gespielt und zusammengefügt, so muss man leider wieder mal feststellen, dass schwache Ideen über nichts hinwegtäuschen können und Wejah somit braver Durchschnitt bleiben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997