CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)
Seltae Beat - Up and down
(60:00, Musea, 1996)
"A one-hour concept album of rock music". So steht's im Kleingedruckten auf dem Cover. In der apokalyptischen Endzeitgeschichte aus dem Jahre 2160 ist die Menschheit gezwungen, ihre letzten Energiereserven über Ölbohrinseln im Meer zu holen (und ich dachte immer, die Weltölreserven sind spätestens in rund 50 Jahren verbraucht!). Um die Wichtigkeit der textlichen Aussagen zu stützen, werden im Booklet die Texte in den Sprachen englisch, deutsch, japanisch und französisch abgedruckt. Und wie versucht nun das musikalische Mastermind Luc Marianni zusammen mit Mitschreiberling Paul Putti diese Ideen umzusetzen? Nun, ich fühle mich etwas an Kevin Kostner's letzten Mega Flop "Water world" erinnert. Vom Prinzip her ist "Up and down" eine brauchbare Idee, doch wurde bei der Umsetzung reichlich an Höhepunkten gespart. Ein paar Soundeffekte und inhaltlicher Zusammenhang machen noch lange kein gutes Konzeptalbum. Denn Konzept hin oder her, mehr Dampf hätte dieser CD wesentlich mehr Schwung verliehen. Das fängt bei Sängerin Caroline Crozat-Doos an, die zwar in akzentfreiem Englisch trällert, aber garantiert mit ihrer Tonlage nicht jedem Freude bereiten wird, zumindest aber in einer "The great gig in the sky"-mäßigen Kreischpassage ihrer Klasse beweist. Zwischen den Gesangstiteln werden einige wenige Soli von Keyboards und Gitarre beigesteuert, aber weitgehendst kriecht es doch im gleichen, melodischen Mid Tempo vor sich hin. Progressive Elemente sucht man vergeblich mit der Lupe. Im Gegensatz zum Albumtitel vermisse ich "Up and downs". Zu gleichförmig und langatmig erinnert diese CD mehr an ein ambitioniertes Rock Musical, welches Mangels Klasse nicht den Weg auf die Bühnen fand. Produktion okay, Booklet und Idee gelungen, unaufdringliche Ideen und leider wieder mal mangelnde Überraschungen und Klasse. Auf Wiedersehen bis zum nächsten (besseren) Versuch.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997