CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)
Algaravia - Breve e Interminável
(76:03, PRW, 1996)
Und weil es so schön war, gleich noch mal was aus Brasilien. Jedoch macht dieses Quintett aus Recife den Kollegen aus Rio vor, wie man auch in Instrumentalpassagen für Spannung und wesentlich mehr Abwechslung sorgen kann. Des weiteren sind drei der neun Titel mit anhörbarem Gesang in portugiesisch unterlegt, was für wohltuende Abwechslung sorgt. Bereits der Opener "Crimsoniana" deutet nicht allein nur durch den Titel schon in etwas an, wo die musikalischen Vorlieben liegen. Es wird zwar nicht mit der brachialen Komplexität von King Crimson gearbeitet, doch sind die Eigenkompositionen anspruchsvoll arrangiert, und erfahren ihren Reiz aus verschlungenen Strukturen, die wohl dosiert ineinander greifen. Es bleibt somit ein scheinbar harmonischer Grundaufbau, der aber durch das raffinierte Zusammenspiel und leicht schräge Klänge immer interessant bleibt. Richtig packend wird es immer dann, wenn in langgedehnten Soloausflügen die Gitarre die Führung übernimmt, der Bass gegensteuert und vom versierten Schlagzeugspiel vorangetrieben wird. Neben den crimsonesken Klängen finden weiterhin offene, dennoch in weiten Strecken recht zugängliche Jazz Rock Strukturen ihren Platz. Durch die Hinzunahme eine Percussionisten kommt zusätzlich typisches Latin Feeling auf, was dem Klang von Algaravia zu einem weiteren Pluspunkt verhilft. Fast schon müßig zu erwähnen, dass, gefordert durch die ausgereiften Passagen, alle fünf Musiker spieltechnisch keine Wünsche offen lassen. Weit weg vom melodischen Soundbrei vieler ihrer Landsleute, versprüht dieses Album eine angenehm relaxte Atmosphäre, die sich mit gehörig Groove ihren Weg bahnt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997