CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)

Rivendell - Rivendell
(22:12, Privatpressung, 1996)

Neulich befand sich völlig überraschen ein Päckchen aus Finnland im Briefkasten. Inhalt: die Mini CD einer noch gänzlich unbescholtenen Band namens Rivendell (Herr der Ringe lässt mal wieder grüßen!). Hurtig die Schere gezückt, die Verpackung geöffnet und schon liegt der verheißungsvolle Inhalt vor mir: der digitale Tonträger und die ausführliche Bandgeschichte. Also, erst mal zum Papier gegriffen, um sich zu informieren. So gibt es dort zu lesen, dass die Gründung der Band ins Jahr 1991 zurückreicht. Als Vorbilder sind Yes, Genesis, Marillion, Gentle Giant und Kansas angegeben. Gebeutelt durch diverse Personalwechsel und wieder ermutigt in mehreren Liveauftritten, sowie durch zwei Demotapes, schien es jetzt wohl an der Zeit zu sein, den Rest der Menschheit mit dieser Mini CD, die in Eigenregie aufgenommen wurde, zu erfreuen. Dabei muss sich das Fünfgestirn aus dem hohen Norden jedoch Kritik gefallen lassen. Man hat nach wenigen Minuten im Grunde alles gehört, auch wenn sich die Musiker bis zum Schluss redlich bemühen, einen eigene Stil zu finden. Die stilistischen Pointen sind einfach zu oft erzählt worden, ihnen kann keine neue Lebenskraft eingehaucht werden. Der geradlinige, melodische Progressive Rock von Rivendell ist in seinem Klangbild zu flach, es fehlt an deutlichen Ausprägungen nach oben und unten. Positiv gilt zu vermelden, dass handwerkliche Fähigkeiten offensichtlich vorhanden sind und einzelne Fragmente auch das möglichen Potenzial erkennen lassen. Sehr charmant wird bei "Divided we stand" die Flöte eingesetzt, das Spektrum erweitert sich und es lässt sich erahnen, wie die gefälligen Strukturen aufgebrochen werden könnten. Mut zur Eigenständigkeit und weitere Verfeinerung des Klangbildes sollten Rivendell in die richtige Richtung führen. Wer sich diesen finnischen Happen zu Gemüte führen möchte, dem sei gesagt, dass der Vertrieb bald über die üblichen Mail Order Versender möglich sein soll.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997