CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)
Philharmonie - Rage
(45:22, Cuneiform Records, 1996)
Die Band Philharmonie ist ein französisches Quartett, welches vom ex-Shylock Gitarristen Frederic L'Epée gegründet wurde. Das vorliegende "Rage" ist mittlerweile deren vierte Veröffentlichung. Ihr Stil ist sehr von der experimentellen Gitarrenarbeit Robert Fripps beeinflusst. Durch die Besetzung mit Schlagzeug, Chapman Stick und zwei Gitarristen kommen auch klangliche Ähnlichkeiten zur Musik von King Crimson aus den 80er Jahren und der aktuellen Version auf. Die Betonung liegt auf messerscharfen Gitarrenriffs und variationsreichen Exkursionen in allerlei Klangspektren dieses Saiteninstrumentes. Es wurde gänzlich auf Gesang, wie ebenso ausufernden Klangvisionen aus dem Keyboard verzichtet. Dies ist aber aus einer bestimmten Sichtweise heraus gerade das Manko dieser Musik. Klangbilder von fremdartiger Schönheit werden hier aus dem sechssaitigen Instrument gezaubert, doch den Kunststücken fehlt es an festem Inhalt, so dass nach dem Anhören kein anhaltender Höreindruck hängen bleibt. Sicherlich verschafft man sich mit dieser Musik bei den Kennern Respekt, doch trotz aller Stimmungen und knalliger Atmosphäre fehlt es mir an Intensität. Mag auch sein, dass ich für diese Art von Musik nicht das richtige Ohr habe, denn wer mit einer etwas weniger abgedrehten und aggressiven, rein instrumentalen Form von King Crimson was anfangen kann, der sollte bei Philharmonie ruhig mal ein Ohr riskieren und wird sicherlich einige, neue, interessante Höreindrücke geliefert bekommen. Sehr passend fiel der Schlusskommentar im französischen Fanzine Acid Dragon aus, dem ich mich eigentlich nur anschließen kann: "Diese Musik ist instrumental und innovativ, das ist vielleicht der Grund, warum diese Musik intelligent, aber auch gleichzeitig kalt wirkt."
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997