CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)
Mandragora - Temple ball
(48:48, Mystic Stones, 1994)
Der Blick auf das Cover, Gruppen- und Plattenfirmennamen macht das Ziehen der Stilschublade recht einfach. Hier gibt's wieder mal feinsten Space Rock auf die Ohren. Dass sich aber auch dieser Stil seit seinen Ursprüngen in den 70ern, wenn auch nur unwesentlich, weiterentwickelt hat, bringen auf eindrucksvolle Weise Mandragora zu Gehör. So hat sich diese Band aus Brighton (England) mehr an Ozric Tentacles orientiert, da sie ebenfalls weltmusikalische Einflüsse zu ihren hypnotischen Grundmuster beisteuern. Leicht orientalischer Einschlag, bis hin zu indischen Klängen, verbinden Klänge aus Okzident und Orient. Kernige Gitarrenklänge und folkloristische Sprenkler verschmelzen zu einem Ganzen. Zwar werden die Melodiestrukturen hauptsächlich von der Gitarre getragen, treibend vorangetrieben vom Rhythmus, doch kommt hier und da auch mal ein gesampletes Saxophon zu Wort. Gerade die gesampelten Klänge sorgen für den überaus interessanten Teilaspekt dieser Musik. Allein perlende Keyboards und hypnotischen Rhythmen können auf Dauer doch etwas langweilig wirken. Da glücklicherweise nicht nur mit transzendenten Klängen in New Age Sümpfen herumgewatet wird, sondern mitreißende Gitarren- und Keyboardlawinen die Schnelligkeit variieren, kann über die gesamte Spielzeit ansprechendes Niveau gehalten werden. Bei "Jazz message from the mothership" wird auch mal auf Jazz Rock zurückgegriffen. Die reine Instrumentalmusik, die bei "This is..." der Sängerin Caroline Davey Platz lässt, ist somit in keiner Phase langweilig. Wie immer bleibt bei dieser Musik das Problem, dass man entweder total auf diese Stilrichtung abfährt oder mit ihr rein gar nichts anfangen kann. Da der Schreiber dieser Zeilen zu ersten Kategorie angehört, kennt selbstverständlich seine Begeisterung fast keine Grenzen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997