CD Kritik Progressive Newsletter Nr.12 (01/1997)

José Luis Fernandez Ledesma Q. - Motivos para perderse
(52:30, Musea, 1996)

Nach der Übersetzung des spanischen Titels, der soviel wie "Motive, die einen irreführen" heißt, fragt man sich noch freudig erregt, was wohl JLFLQ im Schilde führt. Doch dann der erste Totalausfall: das Cover ist schmalzig bis zum geht-nicht-mehr, aber Schwamm drüber, schließlich kauft man sich ja eine CD doch hauptsächlich wegen der Musik (oder etwa nicht?). Tja, nun ja, wie sag ich's einigermaßen neutral? Vielleicht so: die Musik ist nicht immer unbedingt das, was man eigentlich von einer guten Scheibe erwartet - will sagen, ansprechende Ansätze und Passagen sind vorhanden, werden aber nicht permanent geboten. Das gesamte Album ist vielmehr wie ein instrumentaler Soundtrack aufgezogen, der durch eine ausführliche Geschichte und Bilder im Textheft begleitet wird. Es wird viel Wert auf die lautmalerische und imaginäre Umsetzung gelegt, was zeitweilig in minimalistischer Musik von kindlicher Naivität, aber auch mal in variationsreichem, melodischen Neo Prog mündet. Doch sollen nicht die wirklich positiven Seiten vergessen werden. Zuerst der Exotenbonus, da es sich um ein mexikanisches Projekt handelt. Folkloristische Einflüsse führen ebenfalls zur Aufwertung, denn trotz anfänglicher Kritik, gibt es jene geheimnisvoll schimmernden Momente, die einen aufhorchen lassen. So verfügt z.B. Titel 5 "La espiral" mit seinem schleppenden Rhythmus, wabbernden bedrohlichen Tönen, unterstützt von Frauengesang, über jene musikalischen Lichtblicke, die ansteigendes Niveau andeuten. Auch können sich eine Reihe der sehr virtuos gespielten Keyboardsoli sehen lassen. Sehr von den Tasten geprägt, wird bei diesem Tonträger zwar viel an Abwechslung aus den Bereichen Folk, Neo Prog und New Age vermengt, auf der offenen Bewertungsskala mexikanischer Bands, ohne Rücksicht auf den Stil, lässt JLFLQ zwar Nirgal Vallis hinter sich, erreicht jedoch noch nicht die Klasse von Cast.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997