CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)
EAS - Absolute presence
(41:36, Mellow Records, 1996)
Wieder einmal hat Signore Mauro Moroni seine progressiven Fühler ausgestreckt und sich dieses mal eine Band aus den U.S.A. geangelt. Ob die Herren Maurice Bettaglio (Gesang, Bass), Francisco Escobar (Gitarre, Keyboards) und Rey Rodriguez (Schlagzeug) nun wirklich ursprünglich aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommen, darf jedoch nicht nur aufgrund der Namen angezweifelt werden, denn auch der Gesang hat leicht italienischen Einschlag. Doch genug der Spekulationen, denn schließlich wurde das Album in Kalifornien aufgenommen, die Band hat ihre Kontaktadresse in Houston und wenn dazu die eine CD noch allen loyalen Progressive Rockfans gewidmet ist, dann ist es unerheblich woher diese Scheibe auch immer kommen mag. Das Trio hat sich musikalisch gitarrenorientierten, größtenteils melodischem Progressive Rock, grobe Richtung Rush Ende der 70er, verschrieben. Was bei dieser Mellow Produktion leider wieder mal wirklich sauer aufstoßen lässt, ist die viel zu leise und wenig kraftvoll klingende Produktion. Sollte damit der etwas schwächlich klingende Gesang übertüncht werden? Das wäre nicht unbedingt nötig gewesen, denn dreht man den Lautstärkeregler ein paar Raster weiter als gewohnt und verleiht dem Ganzen durch Bewegung eines weiteres Reglers mehr Bass, dann ist das Vorgetragene doch recht gut anhörbar. "Rushige" Gitarren- und Basselemente lassen die Vorlieben für das Dreigestirn aus Toronto erkennen, erreichen jedoch nicht dessen Klasse und Virtuosität. Etwas sinfonischer Bombast hier und da machen aus diesem musikalischen Konglomerat ein Eigengewächs, dass bei genauem Hinhören noch weitere Vergleichsansätze erkennen lässt. Die ab und zu eingesetzten Keyboards sollen da im Fanfarensound etwas nach Keith Emerson klingen, wirken aber aufgrund der Abmischung undynamisch lasch. Was sich ebenfalls nach mehrmaligem Hören nicht einstellt, ist der Wiedererkennungseffekt. So sorgen letztendlich Produktion und mangelnder Einfallsreichtum doch noch für einige Abzüge. Wenn die Band aber noch mehr an ihren Ideen arbeitet und sich nächstes mal eine bessere Produktion leistet, dann könnte daraus eventuell einen fernen Tages mal eine Überraschung von jenseits des Atlantiks werden. Bis dahin können die Jungs noch ein bisschen üben und auf göttliche Eingebung warten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996