CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Bacamarte - Depois do fim
(44:31, Rarity, 1983)

Dass sich unter den südamerikanischen Wiederveröffentlichungen auch brauchbare Prog Alben befinden, belegt das jetzt auf CD erschienen Debütalbum des brasilianischen Septetts Bacamarte. Das Booklet enthält nur dürftige Informationen, Bonustitel sind leider nicht enthalten, so dass man sich mit einer Gesamtspielzeit von (immerhin) knapp 45 Minuten zufrieden geben muss. Das Album stammt aus dem Jahre 1983, für die Kompositionen ist im wesentlichen Gitarrist Neto verantwortlich. Schon der Eröffnungstitel "UFO" zählt zu den Highlights des Albums. Es beginnt mit einem Klassik Gitarren Intro, das an Sky denken lässt, dann setzten Tasten, Bass, Percussion und Flöte ein, wobei mich Flötist Marcus Moura, der hin und weder auch noch das Akkordeon bedient, hier an Deuter erinnert. Ein sehr schöner 6½ Minuten Titel. Es folgt ein flotter 4-Minuten-Song, der Elemente von Jethro Tull enthält, in dem Sängerin Jane Duboc zum ersten Mal eingreift. Gesungen wird in portugiesisch, die Stimme Dubocs ist zwar nicht gerade ein Highlight, aber immerhin noch akzeptabel. Da dieses Album viele ausgedehnte Instrumentalpassagen enthält, fällt dieser Punkt eh nicht sehr ins Gewicht. Spätestens beim dritten Titel fällt mir ein, an wen mich das E-Gitarrenspiel erinnert: an die spanische Formation Iman. Die Stärken von Bacamarte liegen für meinen Geschmack eher in den etwas ruhigeren Titeln. Eine Art "Longtrack" ist ebenfalls vertreten, nämlich in Form des knapp 10-minütigen "Ultimo entardecer". Ein hervorragender, vielschichtiger Song, der u.a. einen kurzen Pianopart enthält, der aus Rick Wakemans Meisterwerk "The six wives..." stammen könnte. Erstaunlicherweise soll offensichtlich demnächst eine zweite CD erscheinen, es gibt allerdings keinerlei Aussage darüber, ob dies ebenfalls ein Re-Release ist (mir war bisher kein zweites Bacamarte Album bekannt), oder ob es sich im Zuge der Re-Union-Welle um ein neues, aktuell eingespieltes Album handelt. Ich bin gespannt.

Jürgen Meurer



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