CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

We - Violently coloured sneakers
(42:55, Voices Of Wonder, 1996)

Das norwegische Label Voices Of Wonder bietet auf seiner neuesten Veröffentlichung mit We eine Band, die nach eigener Einschätzung "Metaldelic Rock" spielen. Na endlich mal wieder eine neue Schublade! Tja und was darf man sich darunter vorstellen? Ganz einfach, diese Musik erhält ihre Inspiration aus 40 Jahren Rockgeschichte. Und deshalb spiegeln sich allerlei Einflüsse im Rock der vier Jungs aus Oslo wieder. Als erster hörbarer Einfluss klingt für mich Sänger Thomas Felberg zuerst einmal Cheap Tricks Sänger Robin Zander nicht ganz unähnlich. Doch neben den manchmal einfacheren Rhythmen wäre es das dann auch schon mit irgendwelchen Parallelen zum Mainstream. Der krachender Opener "The tribe" ist noch relativ rockig normal, wenn auch ziemlich schreiend gesungen. Mit "Heat" beginnt dann die musikalische Rockreise. In einer Mischung aus 70er Psychedelic und Space Rock kriecht unüberhörbar die Hitze langsam und schwerfällig aus den Boxen. Der nachfolgende Titelsong greift dann im wesentlichen die rockige Tradition der 70er auf, um dazu trockene Gitarrenriffs aus den 90ern beizumischen. Die recht schöne Grundmelodie wird immer wieder rockig-grollend zerstört. Neben kleineren Durchhängern wird im weiteren Verlauf der CD weiter das Konzept aus den bisher angesprochenen Stilen fortgeführt. Im Grunde ein reines Gitarrenalbum mit Überhang zu einer dröhnenden, zeitweise abgedrehten Saitenbearbeitung, wobei sich reiner Rock, Psychedelic und Space Rock ungefähr die Waage halten. Nach ihrem selbstfinanzierten, inzwischen ausverkauften Debüt "In a field of moose", liefern We mit "Violently coloured sneakers" eine Fortsetzung, die nicht nur wegen seiner aggressiven Farben, sondern auch aufgrund des weltweiten Vertriebs von Voices Of Wonder sicherlich einige Interessenten auf dem Globus finden wird.

Kristian Selm



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