CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)
Spirosfera - Umanamnesi
(58:04, Pick Up Records, 1996)
Schräge und sperrige Harmonien, abgehackte Rhythmen, die wilde Bocksprünge vollführen - bei solchen Beschreibungen schlägt mein Herz unweigerlich höher. Das italienische Quartett Spirosfera macht es einem jedoch trotz guter Absichten und ausgewogener Produktion absolut nicht einfach. Fast ohne jegliche einprägsame Melodien und Klänge, die zwar nicht eingängig, aber auch nicht total abgefahren oder voll daneben sind, wird hier fast während der kompletten Laufzeit musiziert. Definitiv ein Album welches sich nicht sofort beim ersten Hören erschließt. Sehr dominanter Gesang in italienisch, setzt hier voll Emotionen und mit leicht orientalisch-arabischen Einschlag in den Harmonien die Hauptakzente. Prägendes Instrument ist die Gitarre, untermauert von ausgefeilten Rhythmen. Treten mal ganz vereinzelt die Keyboards in Erscheinung, wird sowohl Spannung, als auch Klangvolumen gesteigert. Das musikalische Tempo erfährt seinen heimlichen Höhepunkt, wenn sich auch noch in zwei Stücken das Saxophon dazugesellt und recht quäkend Akzente setzt. Ansonsten wird reiner Italo Prog der etwas tempo- und rhythmusreicheren Art, durchsetzt von viel Gitarre, geboten. Was dem Zuhörer alles abverlangt wird, sind die oftmalig auftretenden nervösen Zappelrhythmen, die kein Nebenherhören erlaube und volle Aufmerksamkeit erfordern. Das führt leider unweigerlich dazu, dass die Musik auf Dauer recht anstrengend wird. Denn die Passagen, die etwas Ruhe versprühen, werden ziemlich schnell wieder von Hektik und Gezappel eingeholt. Hört man sich jedoch mehrmals durch dieses vermeintliche Durcheinander, dann wird das Konzept durchschaubarer und einzelne Passagen gewinnen immer mehr.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996