CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Psychedelic Underground
(76:02, Garden Of Delights, 1994)

Dieser Sampler bietet in einer limitierten Auflage von 1.000 Stück einen Querschnitt der ersten neun Veröffentlichung von Garden Of Delights. Allesamt deutsche Bands, meist aus den 70ern Jahren, dürfen hier jeweils mit einem Lied glänzen. Die Bandbreite umfasst Progressive und Psychedelic Rock. Die beiden ersten Bands Epidaurus und Ice sind in die Schiene melodischer, melancholischer Progressive Rock einzuordnen. Getragen und in lange Strukturen gepackt, überwiegen die Molltöne. Schön anzuhörende Musik, die einem das Zurechtfinden leicht macht, spannend arrangierte instrumentale Zwischenteile mit leichten Abstrichen beim Gesang. Sundome And The Night stellen die musikalische, als auch zeitliche Ausnahme auf dem Sampler dar. 1993 aufgenommen, ist ihr Stil am besten noch mit psychedelisch-sinfonisch angehauchten Gitarrenrock umschrieben. Das dargebotene "Prometheus" ist vom Aufbau wesentlich geradliniger, als das bisher gehörte, wobei die nachfolgende Band McOil wieder die Richtung der ersten beiden Band einschlägt. Entfernt erinnern mich die vier Musiker von Gesang und Komposition her an Grobschnitt. Der 20-minütige Longtrack "Rare girl" von Arktis aus dem Jahre 1974 untermalt deren Ambitionen einen Künstlervertrag zu bekommen. Gänzlich ohne Tasteninstrumente wird hier Psychedelic Rock mit deutlicher Tendenz zum Blues Rock geboten. Dabei sparte die Band aber an inhaltlichen Überraschungen und offenbart durch Überlänge kompositorische Mängel. Die Band Florian Geyer bevorzugt auch die Saiteninstrumente und liefert mit "Troublemaker" ein solides, durchschnittliches Rockstück ab. Bei Grave spürt man noch mehr die Verwurzelung in die späten 60er, obwohl "The hunter" 1975 aufgenommen wurde. Rockige Beatrhythmen wurden in Dynamik und Struktur verändert, scheinen aber immer noch durch. Das nachfolgende sehr ruhige, gefühlvolle und Space Rock geprägte "Feeling" vom gleichnamigen Album "Lightshine" der Gruppe überzeugt durch Songaufbau und stimmungsvolle Umsetzung. Der abschließende Titel "Match 1" von Sub bringt noch mal gut umgesetzten, leicht schrägen Psychedelic Rock. Soundtechnisch sehr gut aufbereitet und ergänzt durch ein Booklet mit Kurbeschreibungen zu jeder Band, bietet "Psychedelic Underground" eine gelungene Übersicht über die unbekannten Bands der deutschen Progressive Rockszene vor rund 20 Jahren.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996