CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Presence - Black opera
(65:49, Black Widow, 1996)

Dann packen wir mal den bombastischen Heavy Hammer aus! Das ist der erste Eindruck, lauscht man den Klängen dieser CD. Kurzes atmosphärisches Intro, massiver Double Bassdrum Einsatz, mächtige Keyboardklänge und da kommt auch schon die Gitarre. Doch spätestens als nicht das erwartete Grunzen, sondern der sehr gute, leicht opernhafte Gesang von Signora Sofia Baccini einsetzt, weht der Wind von der Adria bei diesem Trio aus einer anderen Richtung. Die "schwarze Oper" bekommt vor allem durch den prägnanten Gesang deutlich ihren Stempel aufgedrückt. Als Unterbau dient dazu bombastischer, düsterer Hard Rock, dem neben der eingängigen Melodieführung durch Abwechslung in der Dynamik und einigen Breaks progressiver Touch verliehen wird. Gitarre und Keyboards steuern instrumentale Ausflüge bei, wobei sich das Saiteninstrument mehr in epische Heavygefilde begibt, die Keyboardsprenkler und Soli deutlich in Richtung Progressive Rock steuern. Balladeske Passagen, begleitet nur vom Piano oder sanften Keyboardteppichen gehen über in euphorischen Bombast, bei dem die Gitarre prägnant bearbeitet wird. Wird mal massiv in die Tasten gegriffen, dann geht es auch gleich eine Spur wilder und abwechslungsreicher zu. Doch wurde insgesamt die Komplexität auf ein verträgliches Maß zurückgeschraubt, so dass nicht das vermeidliche Durcheinander anderer wohlbekannter Prog Metal Heroen erreicht wird. Ist vor allem der Gesang an sich wirklich hörenswert, so wurde beim obligatorischen Longsong "A Giuseppe Verdi" doch zu arg übertrieben. Ausnahmsweise in italienisch, ist diese Aneinanderreihung von Rock Arien zu viel auf die Stimme zugeschnitten und wirkt auf Dauer etwas blutleer und aufgesetzt. Trotzdem insgesamt eine äußerst hörenswerte Angelegenheit, die mehr auf zugängliche Melodien und Bombast, denn auf musikalische Bocksprünge setzt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996