CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Oil-Len - Sea horses
(34:32, Privatpressung, 1995)

Auf diese Band bin ich beim Durchstöbern eines Musea Magazins gestoßen. Dort wurden sie wie folgt beschrieben: "hervorragender Neo Prog, mit englischen Vocals, angelehnt an Bands wie Marillion". Des weiteren wurden Einfallsreichtum und technische Fähigkeiten gelobt. Da es sich nicht um eine hauseigene Produktion handelt, nahm ich diese Lobpreisungen als halbwegs objektive Meinung hin. Nach dem ersten Hören gab es für mich jedoch viele Fragezeichen. Wie kommt man auf die Idee "Sea horses" mit Marillion in Verbindung zu bringen? Die einzige offensichtliche Gemeinsamkeit, die ich sehe, ist die, dass auch Oil-Len ein Quintett bilden. Musikalische Ähnlichkeiten mag ich beim besten Willen nicht zu erkennen. Was bedeutet der Name? Vorschlag: vielleicht ist es das, was sprichwörtlich nach Athen getragen wird... Was sollte bei diesem Album herauskommen: eine (Komplett-)CD oder eine Mini CD? Mit etwas weniger als 35 Minuten Spielzeit liegt man hier irgendwo im Niemandsland. Kopf der Band ist offensichtlich Gitarrist Lionel Fietier, der sich für sämtliche Kompositionen verantwortlich zeichnet. Es geht mit "American nightmare" recht flott los, im zweiten Song wird noch ein Schuss Härte draufgelegt - hier erinnert die Gitarrenarbeit an Black Sabbath. Die Keyboards, die in den temporeichen Titeln von der dominanten Gitarre und den z.T. zu stark in den Vordergrund gemischten Vocals regelrecht erdrückt werden, kommen lediglich in den ruhigeren Titeln einigermaßen zur Geltung. In diesem Punkt sollte sich die Band verbessern, um auch etwas mehr Tiefgang in ihre Kompositionen zu bringen, denn dieser fehlt mir doch zu häufig. Einige Gitarrenparts sind recht gelungen, die Stimme von Vince Fenson lässt sich ertragen, doch zu einer uneingeschränkten Empfehlung reicht es bei weitem noch nicht. Bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich diese Band entwickelt. Bei diesem Album habe ich den Eindruck, dass die Band selbst noch nicht so genau weiß, wo es lang gehen soll.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 1996