CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Kula Shaker - K
(61:35, Sony, 1996)

Die Sohlen der Schuhe werden wieder höher, endlich gibt es auch mal wieder jaulende Gitarren zu hören - yeah, die Siebziger sind zurück. Im Zuge dieser Welle, die vor allem aus England gnadenlos über den Rest der Welt schwappt, überschlugen sich die Kritiker ausnahmsweise recht einhellig über die Qualitäten von Kula Shaker. Nachdem man ja auch beim zeitweiligen Radiohören von deren Single "Tattva" nicht verschont blieb und dieses Lied doch recht vielversprechende Ansätze besaß, war es mal wieder so weit. Langen Mantel und Hut angezogen, um unerkannt in den Plattenladen zu eilen und ausnahmsweise was Kommerzielles von einer großen Plattenfirma zu besorgen. Zuerst einmal Entwarnung: Kula Shaker sind nicht die Prog Hoffnung des Jahres, sondern sie habe ihre musikalischen Wurzeln vielmehr in allerlei Stilen aus den 70ern. Lauscht man sich durch ihren Erstling "K", dann kriegt man einige, kleinere musikalische Perlen zu hören, die auch dem aufgeschlossenen Prog Konsumenten gefallen dürften. Die Herren Mills, Bevan, Darlington und Winterhart beschränken sich längst nicht auf das übliche Instrumentarium, sondern scheinen neben ihrer Vorliebe für exotisches Klangwerk (Tabla, Tamboura, Sarod) auch ein Herz für betagte Instrumente, wie Mellotron oder Hammondorgel zu haben. Der musikalische Ritt durch die Stile fängt bei Gitarrenrock an, der auch den Löwenanteil dieser CD bestimmt, landet aber dennoch zeitweise im Space Rock mit den schon vorher angesprochenen indischen Tendenzen, um auch schließlich mal beim Psychedelic Rock vorbeizuschauen. Da kracht es endlich wieder richtig dreckig in den Saiten, wobei in den dichten Strukturen mancherlei Platz für überraschende Einfälle, trotz der recht konventionellen Liedlängen, bleibt. Getragen von manch netter und hübscher Melodie, wird es zwar nie hektisch oder komplex, dafür erzeugt der indische Einfluss aber sehr viel Atmosphäre und Stimmung, der dieses Album vom sonstigen Mainstreambrei wohltuend abhebt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996