CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Ejwuusl Wessahqqan - Ejwuusl Wessahqqan
(67:55, Garden Of Delights, 1975-80)

Tief in den Niederungen und Ursprüngen der deutschen Krautrock / Progressive Rockszene wurde hier gegraben und herausgekommen ist eine Band, die nicht nur durch ihren fast unaussprechlichen Namen auffällt. Aus dem Umfeld von Amon Düül II nahmen im Jahre 1975 Michael Winzker (Orgel, Piano), Jürgen Wollenburg (Schlagzeug, Bierdosen) und René Filous (Bass, Filouphon) ihre nur auf 300 Kopien beschränkte erste und einzige LP auf. Mit jeweils zwei Bonustracks von Ejwuusl Wessahqqan und der Nachfolgeband Koala Bär angereichert, umschließt diese CD einen Teil des musikalischen Nachlasses dieser Band. Versucht das instrumentale Trio beim Opener "Die geborstenen Kuppeln von Yethyreom" noch den Vorbildern Nice, ELP, Cream, The Doors und natürlich Amon Düül II nachzueifern, so ist das folgende, indisch angehauchte "Die orangefarbene Wüste südwestlich von Ignarh" ein ziemlich abgedrehtes Stück Psychedelic Rock, bei dem in den nicht endenwollenden fast 11 Minuten Laufzeit schwebend traumatische Zustände erreicht werden. Der etwas dumpfe Sound tut sein Übriges dazu. Da leider nur auf zwei Spuren mitgeschnitten wurde und die Ursprungsbänder auch schon einige Jahre auf dem Buckel haben, sind gewisse Abstriche im Klang verständlich. Die schier endlos wirkenden Kompositionen leider nicht darunter, sondern wirken eher noch abgehobener. Da aber ein starker innerer Zusammenhalt wegen fehlender Höhepunkte mehr oder minder fehlt, hat dieses Klangsammelsurium auch unweigerlich Längen. Klassischer und sehr Hammond-lastig geht da das Bonusmaterial schon eher ins Ohr und Michael Winzker lässt Emerson-mäßig die Tasten quietschen. Als musikalischer Ausklang noch die zwei Stücke von Koala Bär, die durch Akustikgitarre und Mellotron ergänzt, wesentlich melodischer die CD ausklingen lassen. Weitgehendst ziemlich sperrig und dröhnend abgedreht, wird hier sehr offen, fernab jeglicher festgefahrener Strukturen musiziert. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber ein sehr interessantes Zeitdokument aus den frühen 70ern.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996