CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)
Eela Craig - Missa Universalis
(42:23, Erdenklang, 1978)
Dass christliche Musik nicht immer total verstaubt und langweilig klingen muss, bewies z.B. jüngst die englische Band Iona. Geistliche Musik und Unterhaltungsmusik grenzen sich nicht aus, denn schon große Kirchenmusiker wie Mozart, Haydn oder Bach waren Komponisten für beide Richtungen. Nun möchte ich natürlich die Austria Progger von Eela Craig nicht mit diesen Meistern auf eine Stufe stellen, jedoch haben sie sich auch der Verschmelzung dieser beiden Stile angenommen. Herausgekommen ist dabei eine rockmusikalische Messe, deren Uraufführung bereits 1976 in Perugia (Italien) unter dem Namen "Popmesse" auf einem Festival für Kirchenmusik stattfand. Letztes Jahr wurde die 1978 aufgenommene LP in CD Format wiederaufgelegt. Ein kurzes Zitat aus dem Booklet wie "die Messe umfasst alle Teile des Messeordinariums und bedient sich der vorgeschriebenen Einheitstexte in lateinischer, deutscher, englischer und französischer Sprache", macht klar, was man inhaltlich erwarten darf. Die Musik ist verständlicherweise zwar sakral ausgerichtet, aber andererseits auch sehr sinfonisch und bombastisch. Drei Musiker bedienen die Keyboards, womit auch klar sein dürfte, durch welches Instrument dieses Album sehr deutlich geprägt ist. Von der Spieldauer wurden die sechs Teile der Messe (Kyrie - Gloria - Credo - Sanctus - Agnus Dei - Amen) in längere Strukturen gepackt. Ruhige, besinnliche Teile wechseln ab mit echtem Bombast, wo auch Gitarre und Flöte nicht fehlen dürfen. Klänge aus den verschiedenen Keyboards sorgen für sinfonische Elemente. Die Sounds klingen jedoch typisch nach den 70ern, vergleichbar in etwas mit Keith Emerson und seinen Synthesizerspielereien, ohne jedoch schon aufgrund des kirchlichen Inhalts, seine Virtuosität zu bieten. Ein Schwachpunkt ist die Mischung verschiedener Sprachen, da besonders negativ die deutschen Texte auffallen, weil sie hölzern klingen. Es wäre wahrscheinlich doch besser gewesen, sich nur des lateinischen zu bedienen. Doch trotzdem kann dieses musikalische Experiment als interessant und geglückt bezeichnet werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996