CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)
Amarok - Els nostres petits amics
(50:35, S.b.d. Records, 1994)
Auf der Suche nach Musik mit Gesang in außergewöhnlichen Sprachen wurde sich diesmal eine Veröffentlichung in katalanisch vorgeknöpft. Zwar nicht mehr ganz brandaktuell, trotz alledem aber sehr hörenswert, wird bei diesem spanischen Septett sehr viel Wert auf ausgewogene Ruhe und Melodie gelegt. Die wenig aufdringlichen, sehr zurückhaltenden Arrangements sind Balsam für geplagte Ohren, obwohl auch mal weitläufig in Gefilde vorgestoßen wird, die als treibend und bombastisch angehaucht bezeichnet werden können. Im Musea Katalog ist die Richtung sehr trefflich als Mischung zwischen akustischem New Age und kammermusikalischem Rock beschrieben. Besonderes Merkmal ist der elfenartige Gesang von Lidia Cerón, der wunderschön von akustischen Klängen aus Klavier, Gitarre, sowie Oboe und Violine getragen wird. Zurückhaltend und ohne jegliche Hast wird hier musiziert und diese Stimmung überträgt sich unwillkürlich auch auf den Hörer, der sich beim Zuhören bereitwillig hinlegt und die Augen schließt. Bei den Liedern, drei Extrakte aus der Suite "Gran Paradiso" zusammen mit acht weiteren Songs, hält man sich von der Länge her, zwischen 2½ und 9 Minuten. Lang anhaltende, gleichbleibende Akkorde sorgen für den synthetischen Unterbau, über dem die schon vorher angesprochenen akustischen Instrumente fast kindliche Leichtigkeit versprühen. Zwar läuft eine CD, die sehr ruhig gehalten ist, immer Gefahr auch einschläfernd zu wirken, doch die eingängigen Melodiebögen sorgen bei Amarok ziemlich lange für den Zustand voller Entspannung. Trotzdem wird bestimmt vielen "Els nostres petits amics" viel zu langweilig und absolut zu belanglos sein. Dem möchte ich nicht wiedersprechen, finde aber trotzdem, zumindest für eine gewisse Zeit, Gefallen an diesem kammermusikalischen Kleinod.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996