CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)
5uu's - Point of views
(73:29, Cuneiform Records, 1996)
Bei diesem Album handelt es sich eigentlich um ein umfangreiches Reissue. Auf der CD finden Titel Platz der '84er LP "Bel Marduk & Tiamat", der '85er LP "Elements" und zusätzlich gibt's noch ein Bonusstück. Damit ist die Scheibe also recht gut gefüllt. So, diese Info war ja noch ziemlich einfach, aber jetzt auch noch die Musik beschreiben. Schwierig, schwierig! Die Amis, die in Frankreich leben, bepflastern uns in den 20 Stücken mit einem sehr anspruchsvollen Stil, der nicht immer dem Prog zugeordnet werden kann. Es gibt vielmehr verschiedene Lider, die von komplexen Prog über viele Nuancen bis hin zu Liedern reichen, die den Luftraum des Progs bereits verlassen haben, und schon im Avantgarde Gebiet gelandet sind. Stücke, wie "The scale of life" könnte man vielleicht mit King Crimson oder Djam Karet vergleichen, nur nicht so bombastisch und weniger melodisch. Dann gibt's da aber Songs, in denen kann man kaum noch Elemente von handelsüblichem Prog entdecken (Beispiel "Compromisation"). Das ist wirklich sehr avantgardistisch angehaucht, teils jazzig und manchmal klingt es auch wie experimenteller 80er New Wave. In manchen Teilen dieser Stücke erinnert es mich etwas an Simon Steensland. Allgemein ist die Musik der fünf Doppel-Us meist recht minimalistisch in der Instrumentierung gehalten. Obwohl alle "normalen" Standardinstrumente vorhanden sind, wird auf Bombast und Soli weitgehendst verzichtet. Keyboards werden selten eingesetzt, um Volumen zu erzeugen. Die Kompositionen sind oft schräg und uneingängig, aber an sich nicht sehr abwechslungsreich. Eine Gangart wird meist das ganze Stück durchgehalten, es überwiegen langsame und mittelschnelle Tracks. Diesem Umstand, und auch weil die Lieder immer nur zwischen zwei und fünf Minuten lang sind, ist es auch zu verdanken, dass keine Entwicklungen bzw. Steigerungen mit einem Höhepunkt innerhalb von Liedern vorkommen. Irgendwie klingt es insgesamt ziemlich depressiv. Wer bis jetzt aufmerksam mitgelesen hat, dem ist klar, dass diese Scheibe wirklich nur was für die ganz abgehärteten Hörer ist, die sich auch mal durchs avantgardistische Dickicht schlagen. Ich mag zwar auch abgefahrene Sache, wie Happy Family oder Industrial Soup, aber das hier ist doch was ganz anderes. Von daher, alle, die bis hierher immer noch scharf darauf sind - sofort bestellen! Alle anderen - Hände weg!
El Supremo
© Progressive Newsletter 1996