CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)
Bellaphon - Firefly
(54:19, Musea, 1987)
Endlich erscheint als erstes Resultat der Unterzeichnung des Vertrages zwischen Musea und Herrn Ueno während des Progfests '95 in L.A. eine japanische Band auf einem europäischen Label. Somit sind jetzt auch Produktionen aus dem Land der aufgehenden Sonne zum erschwinglichen Normalpreis erhältlich. Ein weiterer Pluspunkt dieser CD liegt darin, dass hier nicht gesungen wird und auch die Musik vertraut europäisch klingt. Doch blickt man auf die Rückseite des Booklets, dann stehen da auf einmal drei scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Worte, nämlich "International Progressive Pop". Was soll denn nun dieses Verwirrspiel? Hier die Auflösung. Die Musik von Bellaphon ist mit den drei angeführten Worten schon recht gut umschrieben, doch sollte dazu noch einiges erklärt werden. Sehr poppig, da sehr eingängig, fließen die Melodien wie ein fortwährender Fluss ohne Stromschnellen vorbei. Die seichten Gewässer werden durch angeproggte Versatzstücke (Keyboardklänge, komplexere Liedstrukturen, bombastische Arrangements) aufgewühlt, um jedoch meist unbeeindruckt ihren Weg zu finden. Bei den längeren Stücken (vier Titel mit je 9 Minuten aufwärts) ist die melodisch-progressive Ausrichtung letztendlich stärker ausgeprägt. Als Vergleich kann hier eventuell eine abgeschwächte Version der holländischen Finch oder der mehr bekannten Camel herhalten. Als bekanntestes Gruppenmitglied mit Vorgeschichte zupft Masahiro Torigaki von Ain Soph den Bass, prägend sind jedoch vielmehr abwechselnd Gitarre und Keyboards. Vom Entstehungsjahr her klingt die Musik zu altbacken und auch nicht ganz so ausgewogen, wie sonstige japanische Produktionen, ohne aber zu schlecht für die Ohren zu wirken. Eine wohlgelungene Mischung aus leicht poppigen Melodien und progressiven Strukturen, die unaufdringlich vorbeirauscht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996