CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)
Salem - Salem
(33:33, Privatpressung, 1995)
Bei den beliebten Vergleichen mit den bekannteren Bands aus dem Progressive Rock Bereich taucht ein Name nur sehr selten auf: Jethro Tull. Doch beim Opener dieser CD drängt sich dieser Vergleich geradezu auf. Sowohl im Songaufbau, als auch in Tonlage und Flötenspiel eifert hier Simon La Pointe sehr deutlich Ian Anderson nach. Glücklicherweise orientieren sich die fünf Kanadier bei ihren weiteren Liedern nicht mehr ganz so stark am großen Vorbild und beweisen deutlich mehr Eigenständigkeit, trotz gelegentlicher Parallelitäten zum Tullschen Gesinge und Geflöte. Gut produziert und gespielt hat man sich in den meist drei- bis vierminütigen Liedern an eine deutlich rockigere Richtung orientiert. Das heißt, die Lieder sind vom Aufbau her klar strukturiert, was nicht immer von Nachteil sein muss. Jedoch sind noch genügend progressive Stilmittel, wie Breaks und Abwechslung im Aufbau geboten. Besonders auffallend ist der erhöhte Einsatz der akustischen Gitarre bei der Melodieführung, während die Soli des öfteren auch schon mal elektrifiziert sind. Mit Hinzunahme von Flöte und Violine und dem sehr zurückhaltend eingesetzten Schlagzeug bekommt das Ganze einen folkloristischen, stellenweise leicht mittelalterlichen Charakter. Es bestehen damit vom Inhalt her Ähnlichkeiten zum Galahad Acoustic Quintet. Der Zugang zur Musik von Salem fällt schon beim ersten Hören nicht schwer, da es einem aufgrund des melodischen Aufbaus recht einfach gemacht wird. Somit eine nette, unaufdringliche Mischung für zwischendurch, um sich von den abgedrehten Scheiben zu erholen und befreit durchatmen zu können. Allein die recht dürftige Spielzeit fällt negativ auf.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996