CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)
Pär Lindh & Björn Johansson - Bilbo
(65:07, Crimsonic, 1996)
Einige Erzählungen erfreuen sich in der Musiksparte, mit der sich dieses Magazin beschäftigt, sehr großer Beliebtheit. Da wäre die King Arthur Sage, wie auch das allgegenwärtige "Lord of the rings" von J.R.R. Tolkien. Doch hat dieser auch noch andere Bücher geschrieben und so versuchen sich nun die Herren Lindh und Johansson an seinem "The hobbit" und greifen dabei auf jegliche, auch noch so ausgelutschtes Klischees zurück. Das fängt mit dem Fantasycover an und wird konsequent bei den verwendeten Stilmitteln, wie z.B. orchestraler Bombast und klassische Einflüsse fortgesetzt. Der erste Eindruck ist wie der diesjährige Frühsommer: durchwachsen, mit einigen Sonnenstrahlen, aber viel zu kalt. Sicherlich ist dies harte Kritik, aber dieses musikalische Abenteuer ist zwar stellenweise gelungen, hat aber auch in einigen Passagen die Wirkung einer fehlgezündeten Silvesterrakete. So, das war mein ganz persönliche Meinung, jetzt probiere ich mich mal an einer einigermaßen objektiven Beschreibung. Die beiden Schweden bedienen hier allerlei musikalisches Inventar. Da werden massig Tasten- (Hammond, Mellotron, Orgel, Synthesizer) und Saiteninstrumente (Gitarre, Bass, 22(!) Mandoline) aufgefahren und mit den gelegentlichen Gesängen von Magdalene Hagberg und dem Geflöte von Anna Schmidtz kombiniert. Die Harmonien sind weitgehendst sehr melodiös und eingängig gehalten. Verschachtelungen sind angedeutet und wiederkehrende Themen sorgen für leichtes Zurechtfinden in der fantastischen Welt. Die Kompositionen und das Gitarrenspiel von Herrn Johansson erinnern stark an Mike Oldfield, der mittelalterliche, klassische angehauchte Touch (erzeugt vor allem durch die Blasinstrumente) führt das Gesamtwerk in eine konzertante, leicht folkloristische Richtung. Negativ fallen leider die zu ruhigen Passagen auf, in denen nicht etwa Spannung aufgebaut, sondern nur warme Luft erzeugt wird. Aber halt, Objektivität war ja angesagt! Die Stärken dieses vertonten Buches liegen so in den bombastischen Passagen, wo die Gitarre dominiert und von Akkorden der vielseitig verwendeten Tasteninstrumente untermalt wird. Und so wandert Bilbo durch seine Abenteuer, und wenn er nicht gestorben ist, dann spielen Pär Lindh und Björn Johansson immer noch dazu.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996