CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)
Änglagård - Buried alive
(72:18, Musea, 1996)
Lebendig begraben - dies sind die letzten musikalischen Lebenszeichen einer der hoffnungsvollsten und besten Bands aus Schweden. Es blieb Musea vorbehalten den Konzertmitschnitt vom Progfest '94 L.A., aufgenommen am 5.11.1994, herauszubringen. In allerbester Soundqualität liefern die sechs Schweden den eindrucksvollen Hörbeweis, dass sie auch live eine Klasse für sich waren. Gefühlvolle, sehr leise Passagen wechseln über in brachiale Soundgewitter, das scheinbare Durcheinander wird von den Musikern aber in geradezu beängstigender Perfektion beherrscht. Die hauptsächlich instrumental vorgetragenen Titel erreichen ihre Abwechslung nicht nur durch die Dynamik, sondern ebenso durch die sehr ausgewogene Instrumentierung von Tasten- (Mellotron, Hammon) und Saiteninstrumenten (zwei Gitarren, Bass), sowie gelegentliche Flötenpassagen. Änglagård's Musik ist keinesfalls eingängig und auch nicht beim ersten Mal durchschaubar. Erst das mehrmalige Anhören führt hier zum Einstieg in eine eigene Welt, oder der Erkenntnis, dass so etwas doch vielleicht zu viel des Guten ist. Ob sich die Anschaffung dieser CD lohnt, sollte derjenige, der schon die beiden Studioalben der Band besitzt, für sich selbst entscheiden, denn Neues gibt es hier nicht zu hören. Die über 70 Minuten werden bestritten aus allen vier Titeln von "Hybris" und Auszügen aus "Epilog" ("Prolog", "Sista Somrar"). Interessanterweise ist die Band, die hier live zu hören ist, ziemlich verschieden zu der, die 1992 das erste Album "Hybris" aufnahm, so dass auch inhaltlich kleinere Unterschiede zu hören sind. Letztendlich bleibt noch die Hoffnung, dass sich vielleicht einige dieser genialen Musiker in anderen Projekten oder Bands wiederfinden werden. Man wird sehen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996