(55:46, CD, Traumton/Indigo, 2017) Der Gentle Giant hat Zuwachs bekommen und wandelt nun als Dreineinheit auf dem Weg zum Elysium durch jazzige Gefilde. Den Namensgeber am Bass begleiten Hayden Chisholm am Saxofon und Philip Zoubek am Piano. Die kleine Gemeinschaft durchstreift ein Terrain, das gelegentlich an eine extrahierte Version von Bill Bruford’s Earthworks oder an das Schaffen von Jan Garbarek erinnert. Der völlige Verzicht auf Schlaginstrumente erscheint in diesem Kontext keinesfalls als Nachteil, sondern verdichtet die Essenz der Schwingungen zu einem Gespinst, das von in musikalischer Hinsicht begeisterten Anarchisten und vergeistigten Avantgardisten geschaffen wurde, da zumindest partiell auf kompositorische Formalismen…
Autor: Frank Bender
(63:25, 64:47, 2 CD, earUSIC/Edel, 2017) Was haben The Tubes (‘White Punks On Dope’), Frank Zappa, Jethro Tull, Le Mystère Des Voix Bulgares, Mother‘s Finest und Dr. Funkenstein gemein? Sie spielen den Soundtrack zur Verfilmung der Biografie von Elio; seine spannenden Geschichten sind weltberührt. Aber EelST können auch selbst spielen, denn sie tarnen sich gelegentlich als Rockband, um zu kaschieren, dass sie im richtigen Leben eigentlich gar nicht existieren. Zur Aufrechterhaltung des schnöden Scheins ist ihnen jedes Mittel Recht: Sie benutzen immer wieder bereits fertige Musikaufnahmen anderer Künstler, die sie in einem anderen Kontext verwenden und bedienen sich darüber hinaus…
(42:13, CD, Unit Records, 2017) Das fängt schon mal Kuht an. Es leben die Wortspüler, damit die Sprache sau-bär bleibt. Wie Bandname und Albumtitel bereits vermuten lassen, so gestaltet sich der musikalische Inhalt dieser CD: Es wimmelt geradezu vor Einfältigkeiten, die manchmal gar aus Zwei-Felln in Gestalt einer Viel-Los-Trommel entstehen, so dass sich spätestens gegen Ende dieser in Töne gegossenen Kurz-und-Gut-Geschichte summarisch eine eilige Dreifaltigkeit ergibt – Deus Ex Machina im Akkord. Die allzu kurze Spielzeit – mit knapp 43 Minuten nicht mal eine Halbzeit – stellt das einzige Manko dieser Veröffentlichung dar, weshalb der gesamte Ban-Flock einheldig fordert: Verlängerung!…
(53:56, CD, Unit Records/CeDe, 2016) Ja, isses denn die Möschlischkeit?! Frank Zappa covert zusammen mit den Dixie Dregs eine Country-Nummer, die mit munterer Harmonika-Hühnerhof-Attitüde und Bontempi-Blasmusik-Metal-Einlagen gen Orient reitet. Das geht nicht? Wohl! Gleich das erste Stück ‘Tarkatan Rush’ ist dermaßen genial, dass es einmal pro Stunde in jedem Radiosender dieser Erde gespielt werden müsste. Und öz bleibt höchst interessant: Während der gesamten Spielzeit wird zappaeskes Hochpotenz-Panzerballett auf arabisch, afro-kubanisch und sonstürügülüwoher geboten; grenz-und-gerne-genre-überschreitend-globale Gaudi. Hier wird jeglicher Versuch der Objektivität des Rezensenten bereits im Ansatz vereitelt, denn ein solches Kleinod im Scheibletten-Format vereinnahmt unbarmherzig – auf höchstem Niveau -…
(50:46, CD, White Star/Just For Kicks, 2016) Was für eine Freude; endlich mal wieder eine Prog-Band, die vor Energie und positiver Ausstrahlung geradezu sprüht. Nachdem Jadis auf ihrer jüngsten Veröffentlichung etwas schwächeln, kommt hier die Jade-Frischzellenkur im Quadrat. Besonders im Riffing sind Ähnlichkeiten mit Rush nicht von der Hand zu weisen und bei den Soli schaut manchmal sogar Eddie Van Halen neugierig um die Ecke; gepaart wird das Ganze mit HardRock-Einflüssen. It Bites taugen ebenfalls als Vergleich hinsichtlich der Melodieführung, genau wie Black Sabbath zur „Seventh Star“-Phase oder Ultravox in einer Heavy Metal-Ausgabe. Die Stimme von James Durand, der auch…
(53:36, CD, Rare Noise , 2017) Aus Ungarn – ungern gebe ich zu, dass die Musiker in diesem Land summa summarum aus einem anderen Garn gestrickt sind als diejenigen aus Ländern, die sich im kommerziellen Um-Garn-Modus befinden – kommt das Trio Jü. Es besteht aus Adam Meszaros (Gitarre, Kalimba und Percussion), Ernö Hock (Bassgitarre, Bass Ukulele und Percussion) sowie Andras Halmos (Schlagzeug, Kalimba) und wird auf den vorliegenden Aufnahmen unterstützt von Kjetil Moster (diverse Saxophone) und Balint Bolcso (Elektronik). Neo-Progger werden wohl eher an anderen hochwertigen Ungarn-Exporten wie After Crying, Fugato Orchestra oder Djabe ihre helle Freude haben und in…
(53:14, CD, Timstone Records/Just For Kicks Music, 2016) Wann wird die Gitarrenwelt endlich kapieren, dass Joe Satriani und Steve Morse in der Sphäre des Astral-Äther temporär fusionierten, um ein neues Gitarrenwunder namens Andy Timmons zu generieren, das auch nach etlichen Soloalben in Mainstream-Kreisen noch immer absolut unbekannt und selbst unter Gitarristen ziemlich unterbewertet ist. Andy spielt seine Gitarre mit sehr viel Gefühl, kann aber sowohl technische Eskapaden zum Besten geben als auch gehörig abrocken. Allerdings ist er kein Griffbrett-Aero-Biker, obwohl er vermutlich gerne auf dem Motorrad einen heißen, luftgefüllten Reifen fährt. Einige von Mr. Timmons‘ Kompositionen könnten durchaus als Instrumentalstücke…
(39:06, CD, Brainstorm/Rough Trade, 2017) Der in Immenstadt wohnhafte Solo Acoustic Instrumental Fingerstyle Weltrekord-Gitarrist Jeff hat ein Aug auf Kurty Münch (Schlagzeug) und Florian Walter (Bass) geworfen, weil er es mal so richtig krachen lassen möchte. Das Ergebnis dieser Kollaboration ist ein Instrumental-Album, das es in sich hat: Die Klangpalette reicht von heftig-deftig, was die Regel bei den meisten Kompositionen ist, bis hin zu erhebend-schwebend, was leider die Ausnahme darstellt. Die relative Gleichförmigkeit der Kompositionen stellt denn auch einen Schwachpunkt dieses Albums dar, da die Akkordfolgen von Jeff Aug zwar meist zwingend sind und den geneigten Hörer fast schon hypnotisch…
(61:51, CD, Eigenverlag, 2017) Ein psychischer Konflikt wütet in Finn – jenseits der 40-Grad-Marke bewegt sich das Fieber in seinem Körper, weshalb er träumt, dass Frank Zappa den Jazz in der Hölle erfand. Mittels eines Lichtblitzes erhellt sich die Szenerie und er erkennt nun, dass es sich bei dieser Hölle um die Erde handelt, die früher „Eden“ hieß, jetzt aber eher „Ende“ heißen sollte, falls nicht der Kreislauf wiederkehrender Gewalt und Zerstörung durchbrochen würde und jedes Wesen in Würde leben könnte. Der große Zappa-No trifft – nicht jetzt, aber gleich – in Finns Traum an des karminroten Königs Hof, der…
(45:55, CD, Rent a Dog/Al!ve, 2017) Silberhochzeit im Underkarl-B(r)au(t)haus – kaum zu glauben, aber wahr. Fünfundzwanzig Jahre und kein bisschen greise. Völlig egal, ob Gourmet oder Gourmand, ob Schlemmer oder Schlemihl, ob Gropius oder Grobian – alle feiern mit, denn innerhalb der Improvisationsbaukunst gilt: Form hollows fiction. Seit einem Vierteljahrhundert treiben Sebastian Gramss am Kontrabass und seine Kumpane (Rudi Mahall – Klarinetten; Lömsch Lehmann – Saxophone; Frank Wingold – Gitarren, und Dirk Peter Kölsch – Schlagzeug) mittels der in bestem Sinne urheberverächtlich geschützten Tätlichkeit des Under-Coverns ihre Spielchen auf diversen Baustellen mit dem geneigten Hörer. Ihre Flausen hat ihnen indes niemand…