Autor: Klaus Reckert

"everything happy, and progressive, and occupied" K. Grahame, The Wind In The Willows

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(41:06, Download, CD, LP (2022), Eigenveröffentlichung, 2021) Die Experimente mit Gesang von “Among Servants” (2018) sind verklungen. Und doch haben Colonel Petrov’s Good Judgement uns auch im Seuchenherbst 2021 noch einiges zu sagen und zu einigem auch Liedchen zu singen. Den musikalischen Hintergrund dafür liefert immer noch (in den Worten von Gitarrist/Komponist/Produzent Sebastian Müller) ein folgendermaßen gespannter Bogen: “vom Jazz über Prog Metal, Noise, No Wave bis hin zu polymetrischen Figuren, wie man sie in der klassischen Musik Südindiens findet”. Klingt ja anstrengend. Muss man dessenthalben fremdeln, muss man gar Sorge tragen, davon hypomanisch zu werden? Ach iwo! Auch wenn…

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Im Post-Rock-Hochofen der Republik Und es hat erneut geglOOwt. Und die Neue Gebläsehalle hat wieder geglüht. Fick Dich einfach, Corona! Die letztjährig von Dir verhinderte Ausgabe vom Gloomaar war trotz der von Dir angerichteten miesen Pandemie auch 2021 wieder eines der tollsten Festivals, das man sich zumindest in den uns interessierenden Genres überhaupt geben kann. Seuchenbedingte Unterschiede waren aber dennoch natürlich allenthalben unübersehbar: Wie z.B. der souverän-freundlich und zügig vollzogene Impfstatus-Check am Einlass. Außerdem war gerade zu Beginn des traditionell um 16:30 Uhr startenden Treibens die Halle leider noch etwas dünner besiedelt als 2018 und 2019. Und auch ganz persönlich…

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(64:25, 2LP, CD, Digital Bird’s Robe Records, 2021) Das aktuell unglaublich rührige und generell enorm verdienstvolle The Bird’s Robe Collective haut in seinem “10th anniversary”-Jubel-Modus auch für die wunderbaren sleepmakeswaves richtig einen raus. Auch wenn die Aufnahme dieses Radiokonzerts von 2015 herrührt, also noch keine Dekade her ist, hören sich diese Aufnahmen teils ein wenig – im besten Sinne gemeint – nach Kindergeburtstag an. So viel Fröhlichkeit, Glück und auch Dankbarkeit wird da verströmt, u.a. in den An- und Abmoderationen von Stücken, die bei Post-Rock-Bands ja das alleinige Text-Monopol genießen. Überdies passen sie perfekt in den Bird’s-Robe-Feiermodus, weil sie -…

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(38:50, CD (Digital folgt 11.11.21), Audioglobe, 2021) Klassische Situation: Vor einer längeren Autofahrt wird das BAT(reuungs)Mobil ohne groß darüber nachzudenken mit einem Schwall vom guten ROZ 95 sowie von noch zu rezensierenden CDs betankt. Wobei bei Letzteren typischerweise weder der Blei- noch irgendein sonstiger Gehalt bislang feststeht. Auf der in Rede stehenden Tour gab es dann auch noch so richtig schmutziges Wetter mit Sichtweiten wie mitten im Monsun. Also definitiv kein Umfeld, in dem Cover oder gar Booklets und Besetzungslisten studiert werden könnten bzw. dürften. Unzeremoniös und so schnell wie es denn eben geht, landete also ca. bei Kilometer 200,…

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(41:58, Digital, CD, Haensel und Gretel/MIG Music/Indigo, 2021) Das Vorgängeralbum hierzu aus dem Jahr 2018 (“The Mission”) hatte hierorts ganz ehrlich gesagt wenig Eindruck hinterlassen (was ja nicht immer an der Musik, sondern mindestens ebenso häufig simpel am Reviewer liegt). Jedenfalls nicht genug, damals auch noch dem Debüt “Bird Of Passage” von 2015 nachzusteigen. Umso größer die reumütige Überraschung angesichts des aktuellen, sich hoffentlich wirklich wie ein Lauffeuer verbreitenden Albums der Osnabrücker! Dabei gibt es hier eigentlich gar keinen Paradigmenwechsel – wir reden immer noch von bluesigem Hard Rock oder teils heftigem Bluesrock. Dem man allerdings a) aufgrund der allgegenwärtigen…

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(71:55, CD, Digital, Eigenveröffentlichung (Studio Fleisch), 2021) Orgel-dominierte Rockmusik und alte Favs: Deep Purple und Electric Orange zum Beispiele. Und so unterschiedlich kann’s gehen. Binnen weniger Tage. Das neue DP-Album “Turning To Crime” (“Going Stale” wäre vielleicht passender gewesen) nach einem Durchlauf unter tief betroffenem Fremdschämen weggeklickt. Vor dem neuen EO-Output auch eher Angst gehabt. Und dann dies! Dass ein buchstäblich uralter und stets noch glühender Fan der Frühwerke wie “Platte” (2003), “Fleischwerk” (2005) oder “Morbus” (2007) das noch erleben darf! Denn nach den vorgenannten ausgesprochenen Lustobjekten schienen sich die einzigartigen Stärken der Aachener wie unbegreiflich anmachende Rhythmik, a vulgar…

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(58:18, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021) Obacht, die süß perlenden Läufe auf dem Flügel und die Filmmusikstreicher der ersten Takte vom Aufmacher ‘Captain Introspective’ sind gelinde gesagt irreführend. Denn da beginnt ja schon zu heftigen Rock-Riffs dieser moderne Hamlet seinen inneren Monolog, wobei die Stimme von Comic-haft überzeichnetem Drama in mittleren Lagen bis zu einer reicht, die an Frank Zappas ‘Baby Snakes’ erinnert. Sitting around drinking cups of tea, contemplating my complexity, Introspecting my intricacy, Well how Complex is my personality? Well it’s as complex as a complex personality could be, Or is it? you see I question me (…) I’m Flying…

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(70:02, Promo-Sampler-CD, Madfish/Edel, 2021) Der Rezensent bekennt sich ratlos, die Zweite: Caravan haben in diesen Tagen nicht nur mit “It’s None Of Your Business” ein neues Studioalbum veröffentlicht, sondern auch mit dem weltweit auf 2.500 Exemplare limitierten “Who Do You Think We Are” sowas wie die Mutter aller Box-Set-Würdigungen auf Wunschzettel von Fans weltweit expediert. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass Medien mit dieser üppigen Rarität wenn überhaupt, dann nur sehr zurückhaltend bemustert werden. Und selbst die Digitale Promotion umfasst mit 27 Tracks nur einen winzigen Ausschnitt des gebotenen Materials. Uns lag ein Promo-Sampler auf CD vor, der mit neun Tracks…

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(44:20, Digital, CD, LP, Ataraxia Productions/Just For Kicks, 2021) Der Rezensent bekennt sich ratlos, die Erste: So durch und durch begeisternd der 2019er Vorläufer “In Amazonia” dieser ehrwürdigen Kooperation auch erlebt wurde, so achselzuckend lässt der Nachfolger zurück. Da das Teil allerdings andernorts stets mit Schaum vorm Mund vor Enthusiasmus besprochen wurde, muss es also an mir liegen und nicht am Kunstwerk. Konkret hakt es wohl am Allermeisten bei dem anstrengenden, entstellenden Telefonstimmen-Effekt, der über sämtliche Hammillsche Gesangsparts gelegt wurde. Ansonsten waren die Voraussetzungen hier zwar entscheidend anders als bei “In Amazonia”: Kein Live-Auftritt als Initialzündung, stattdessen Corona-bedingtes Hin- und…

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AHU und Amen für ein Hallelujah Was für ein Live-Package! Eine ideale Manier, den Oktober einzuläuten, fanden wir. Sowie für den Autor (beinahe) auch die diesjährige Konzertsaison. Doch vor den – in diesem Fall gigantischen – Konzertspaß haben die Götter und die Veranstalter ja bekanntlich den Einlass gesetzt. Und das war bei diesem Club-Gig ein unnötig unspaßiges Thema… Der Event-Beginn, gewöhnlich als Doors/Einlass zu übersetzen, war überall mit 19 Uhr kommuniziert worden. Und schon deutlich vor diesem Zeitpunkt belagerte eine erfreulich große Meute den Club – und sperrte gleichzeitig die freitagsabends auch ohne Metalheads schon recht belebte Zülpicher Straße beinahe…

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(48:47, CD, Sireena/Broken Silence, 1979/2021) Lange nicht so viel Spaß an einem Reissue aus deutschen Landen gehabt. Die dem Autor bislang völlig unbekannten, bereits 1972 gegründeten Tibet klingen auf ihrem (leider einzigen) gleichnamigen Opus (1979 auf Bellaphon erschienen), als hätte Renate Knaup-Krötenschwanz mal mit Triumvirat, Camel, Eloy und Nektar gejammt, zu deren jeweils besten Zeiten. Das Lustige bei diesen vor dem Lesen der tatsächlichen Besetzung erfolgten Assoziationen: Die “Renate” auf diesen herrlichen Aufnahmen heißt Klaus Werthmann und ist eben nicht nur namentlich ein Kerl. Der allerdings über eine auch in mittleren bis hohen Lagen kehlig-druckvolle Stimme mit viel Timbre und…

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(68:27, 66:40, 2CD, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021) Ob hier nicht mal die Selbstbeteuerungen der Band einfach ausreichen? Zero Times Everything machen nämlich nach eigenem Bekunden: “Avant-garde post-industrial pre-cambrian pan-ethnic serial noise proto-punk neocortex music. Zero Times Everything lives at the intersection of “My Life in the Bush of Ghosts” and Autechre, mixing glitchcore, ambient, and progressive rock.” Ihr uns hier beschäftigendes zweites Album folgt dann noch einem Konzept – und zwar wie folgt: “Everything splits the two sides into a “Black Hole” and a “White Hole.” The first 10 tracks correspond with the “Black Hole” and the final 6 tracks comprise…

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(41:16, Digital, CD, LP, InFiné/Al!ve,, 2021) Dies hier ist wenn überhaupt, dann interessant für Menschen, die bei Cello nicht an Udo Lindenberg oder Apocalyptica denken. Sondern z.B. an die hinreißende Jo Quail, an Daniela Savoldi, das verzaubernde Echo Collective, an die großartigen Hinterlandt, vielleicht auch an Sickerman. Es geht also um so etwas wie moderne Kammermusik und um das Cello als Solo-Instrument. “Tancade” ist das Solodebüt des Cellisten und Kurator des Labels Les Disques du Festival Permanent Gaspar Claus. Es befasst sich laut Waschzettel “mit dem imaginären Strand Tancade, an dem sich eine kleine Gruppe gleichgesinnter Individualisten zwischen den abgelegenen…

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(CD, Digital, New Joke Music / Dutch Music Works, 2021) Das bisherige Soloschaffen von Kristoffer Gildenlöw (u.a. Ex-Pain of Salvation, Kayak, Dial, For All We Know plus Sessions für u.a. Neal Morse, Dark Suns, Lana Lane, Damian Wilson, Mr. Fastfinger, Ian Parry, The Shadow Theory) war ja schon überwiegend introspektiv und introvertiert. Doch was auf Solo-Album Nr. 4 passiert, das ist schon Melancholie- bis Depressions-schürend. Oder kann zumindest so wirken. Thematisch scheint es – uns lagen keine Texte vor – mehrheitlich um menschliche Fehler und Schwächen zu gehen, vielleicht auch um daraus resultierendes Scheitern. Und da passt ein Soundtrack für…

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(48:44, Digital, CD, Eigenveröffentlichung, 2021) Die eröffnende Hymne – Au ja, gleich mal’n Longtrack – auf den “Dämon oder Großherzog der Hölle, zusammen mit Beelzebub und Luzifer”, nämlich ‘Astaroth: The Eternal Prince Of Darkness Parts I&II’, klingt schon mal mehr nach Psychedelic bzw. Space Rock denn nach dem Okkult-Doom, den man hätte erwarten können. Eine enorm flüssig gespielte E-Gitarre kontrastiert angenehm mit den viel ruhigeren, stets angenehmen Gesangsbögen von Amanda Kim Sanderson. In einem deutlich verlangsamten Zwischenteil umspielen sich Saxophon und Synthesizer (beides Kris Aylesburg), bis die Verhältnisse wieder energischer werden und wir dem Finale entgegengrooven. Das war ja schon…

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(40:06, CD, Eigenveröffentlichung, 2021) Fühlen wir doch eingangs den wichtigsten Namen hier mal auf die Fangzähne… Witchdoctors waren/sind Heiler von durch Hexenkunst entstandene Krankheiten. Und ein sticky hickey wäre entweder ein klebriger Knutschfleck. Oder ein klebriges Dingsbums. Als spontan zum Knutschen und dabei lange anhaftend erweist sich auch das Debütalbum dieser bemerkenswert zusammengesetzten Formation. Rezensent ist normalerweise bekennender Rap-Flüchter. Aber der (nur taktweise, dann aber mit authentischem Jahmeycaaaah-Akzent) angerappte Vortrag von Sänger Pablo passt auf Stücken wie dem Titelstück mit seinen rattenscharfen Bläsersätzen (Arrangements von Til Schneider) einfach großartig zu dieser elektrisierenden Mixtur aus Oldschool Funk und Reggae. Das umweltbewegte…

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(71:25, CD, digital, Sempleton Productions (Eigenveröffentlichung)/Just For Kicks, 2021) Mit “Connected” ist dem Quartett aus Chicago ein schöner Qualitätssprung im Vergleich zum auch schon ansprechenden Debüt von 2019 gelungen. Der lässt sich an den nochmal packenderen Melodien festmachen, die auch so einen fast zehnminütigen Brocken wie ‘Interrogation Room B’ als Aufmacher bestens funktionieren lassen. Außerdem hat sich gesangtechnisch einiges verbessert, hin und wieder klingt es hier schon sehr nach Enchant. Und das ist als dickes Kompliment gemeint. Dazu ist das auch insgesamt lange Opus noch recht abwechslungsreich geworden – Metal-Power Chords? Bitte sehr. Funk-Bass wie von anno dunnemals? You got…

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(42:33, CD, Eigenproduktion/Zoundr, 2021) Der bereits dritte Wurf der Bremer Stadtparanoiker Thomas Schaefer (Bass, Gesang), Björn Göran Detjen (Schlagzeug, Gitarre, E-Piano, Orgel, Gesang). Und erneut ein Homerun? Kann man sagen. Vordergründig poppig-flockig, ja tanzbar gelingt dem Duo das Kunststück – hierin z.B. They Might Be Giants oder Timbuk3 vergleichbar – , dass man den an sich durchaus glaubwürdig wirkenden Mix aus Alternative Rock, Indie Pop, urbanem Folk, Gospel (‘Swing Sweet Sin’), Reggae und Ska in Zeitlupe (‘Blackboard’, ‘Almighty Daughter’) nie zu 100 Prozent ernst nehmen mag. Oder vielleicht besser gesagt, dass man zu spüren glaubt, dass diese Künstler sich selbst…

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(61:15, CD, digital, Hostile Media/Just For Kicks, 2021) Eine Vollbedienung für Prog-Metal-Fans, das wird gleich anfangs klar, wenn sich das bombastische instrumentale Intro des Titelstücks entfaltet. Und wenn Bandboss und Gitarrist Graham Kean zum ersten Mal zeigt, aus was für Holz er geschnitzt ist. Eine recht edle Sorte nämlich, die mehr in die Richtung Vinnie Moore als z. B. John Petrucci geht. Also mit einem nicht besonders stark verzerrten, leicht näselnden und oft hellauf jubelnden Ton. Und einer Spielweise, die bei allem Riffing und durchaus vorhandenen Speed-Passagen vor allem auf Melodik setzt und daher Töne auch mal etwas länger hält,…

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(49:24, 54:10, 2 CD, digital, Moosicus/MiG-Music, 2021) Hier handelt es sich um den Mitschnitt eines Radiokonzerts aus dem Sendesaal des Radio Bremen vom 14.03.1974. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen hatte das Quartett gerade einen Plattenvertrag mit Vanguard ergattert, dem das kommerziell erfolgreiche dritte Band-Album “Winter Light” folgen sollte. Wir erleben folgende Besetzung: Ralph Towner – Gitarre (Keyboard, Trompete) Paul McCandless – Blasinstrumente (Bassklarinette, Flöte) Glen Moore – Kontrabass Collin Walcott († 1984) – Perkussion (Tabla), Sitar, Hackbrett. Für Fans ist die Ausgrabung gerade vom Live-Repertoire her bereichernd, so gibt es z.B. nur je eine Titel-Überschneidung mit sowohl “In Concert” von 1975…

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