Autor: Klaus Reckert

"everything happy, and progressive, and occupied" K. Grahame, The Wind In The Willows

Aufspießosis Eine der Prognosis-Bands, die der Autor zuvor so gar nicht auf dem Zettel hatte. OK, irgendwann mal ihrer FB ‘n Like gegeben, aber was heißt das schon groß. Doch das noch vergleichsweise junge Quartett + Drummer aus dem belgischen Gent entpuppte sich als eine von zwei erfreulich positiven Überraschungen des Festivals. Und das ging schon mit der Optik los. Im kleinen Saal, der bei bereits laufendem Konzert so gepackt voll war, dass sich da kaum noch eine Schlange hätte reinschlängeln können. Um wieviel schwerer erst ein neugieriger Metal-Fan. Der Optik-Bonus bestand im Wesentlichen aus einem tüchtig großen Backdrop, der…

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Totgeburtosis “Queens of the Stone Age, Biffy Clyro and Foo Fighters” schickt die Band selbst zu ihrer Positions-Bestimmung in den Ring. Unser Floh hingegen hatte ein trockenes “Sollen wie Ghost klingen” in den Ring geworfen. Darüber möchte der Autor als bekennender Nicht-Geister-Beschwörer nicht entscheiden müssen. Bedauerlicher Fakt aber bleibt, dass der Auftritt der teils maskierten, teils lustig fluoreszierenden Norweger als der erste (und einzige!) Beinahe-Ausfall bei diesem Festival in Erinnerung geblieben ist. Aber das bleibt ja – wie stets – in erster Linie Geschmackssache. Nummern wie ‘Blood of Babylon’ oder ‘Zeitgeist’ wirkten nun mal enorm simpel gestrickt. Und waren durchaus…

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Vorurteillosis Anlässlich der Würdigung des Prognosis-Auftritts von Novena hatten wir ja noch Auslassungen zum Thema Musik rezensieren vs. Vorurteile angedroht. Here they are. Also munter hinein in die peinlichen Geständnisse: Autor dieses ist – wie vermutlich die meisten Prog-Metal-Fans durchaus ein Fan von Haken, ‘As Death Embraces’ ist sogar so etwas wie einer der Lieblingssongs für die Insel. Entsprechend häufig wurden die Briten natürlich auch livehaftig gesehen. Aber leider stets mit dem Effekt, dass das Geschehen am ästhetischsten mit geschlossenen Augen gewirkt hat. Irgendwas an dem Agieren des grundsätzlich großartigen Mikrofon-Hakens Ross Jennings führte immer dazu, dass ich das lieber…

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Katatoniosis Katatonia fiel nicht nur die ehrenvolle Aufgabe zu, den Sack eines so vielfältigen wie starken ersten Prognosis-Tages zuzuknoten. Das Konzert war auch insofern speziell, als die Fans die Setlist hatten zusammenstellen dürfen – und sich folglich auf ein Greatest-Hits-Programm freuen konnten (vgl. auch das ähnlich gelagerte Album “Dead Air” von 2020. Die dritte Besonderheit: Weil Klone durch Corona-Erkrankungen leider kurzfristig verhindert waren, durften die Schweden ein erweitertes Set spielen – immerhin von 22:15 bis zur Geisterstunde. Und das hatte es wie erwartbar in sich. ‘Lethean’ eröffnete vergleichsweise mit der Neuzeit. Und extrem melodisch. Was aber niemand im Effenaar am…

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Novenanosis Eigentlich ist und bleibt das mit dem Rezensieren von Musik, von Live-Auftritten gleich gar, eine zutiefst fragwürdige Angelegenheit. Denn so viel vom am Ende Hängenbleibenden ist davon abhängig, wie der Schreiber grundsätzlich zu dem zu behandelnden Thema eingestellt ist. Aber auch davon, wie sie/er gerade generell gefusselt ist, was kurz davor erlebt (gegessen, getrunken) wurde. Und damit haben wir das mindestens ebenso wichtige Thema Vorurteile noch nicht einmal gestreift. Zu Letztgenanntem noch etwas mehr bei der Würdigung des Solo-Auftritts von Ross Jennings am Prognosis-Dienstag. Soviel nur jetzt schon: der Autor quetschte sich mit einigen Vorbehalten bei bereits laufendem Novena-Auftritt…

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Die tödliche Enslavedosis Der Übergang vom großen zum kleinen Gehäuse inklusive Luftschnappen vor der Tür geriet dadurch etwas entspannter, dass die Norweger als erste nicht genau so auf die Minute pünktlich mit Zerlegen loslegten, wie es angekündigt worden war. Aber auch zehn Minuten verspätet ging ein Aufschrei durch die Menge, als das charakteristische Sägemotiv von ‘The Crossing’ (von “Below The Lights”, 2003) anzeigte, dass es nun ernst werden würde. Fuckin’ Heavy Metal! Und eine exzellente Wahl für den Einstieg, denn die sich von langsam zu Tsunami-Stärke aufbauenden Soundflächen des Longtracks schafften bis zum Ausbruch ab Minute fünf einfach jede Menge…

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TF&TDosis Eine dieser Bands, die immer interessant schienen, die man immer mal live sehen wollte. Wozu es aber bislang ebenso wenig gekommen war, wie zu einer Würdigung eines ihrer Alben auf diesen Seiten. Wunderbar, dass das Prognosis Festival die Chance einräumte, zumindest einen dieser weißen Flecken zu tilgen. Als der Auftritt um 19:15 Uhr begann, hatte sich leider nur eine noch recht überschaubare Anzahl weiterer Neugieriger im kleinen Raum eingefunden – die Konkurrenz der heute ebenfalls instrumental agierenden The Ocean war einfach zu übermächtig. Was Bassist/Produzent Kevin Feazey und seine drei Mittäter aber wenig anzufechten schien. ‘Truck’ wurde schon so…

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The Oceanosis “Unser Sänger Loïc hat sich im März insgesamt vier Brüche in beiden Beinen zugezogen. Und sich daraufhin in einen Achtzigjährigen verwandelt. (Eine letzte Show, nach dem Unfall in L.A., hatte dieses Metal-Tier allerdings noch im Rollstuhl absolviert, d. Red.) Insofern kann er derzeit natürlich leider nicht auftreten. Aber wir fanden, es sei entschieden zu spät, jetzt noch unseren Auftritt bei Prognosis zu canceln”. Das die große Halle vom Effenaar bereits prallvoll füllende Publikum antwortete mit einem glücklichen Gebrüll aus tausend Kehlen. Die trotz frühem Slot am Tag für manche (einschließlich dem Autor) als heimliche Headliner fungierenden Erz-Sympathen bedankten…

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12.0
Reviews

(70:50, 66:37, 64:26, 65:14, 67:31, 70:42; digital, 6 CD-Box, BMG/Universal, 2022) Das Schlagzeug-As Bill Bruford ist ein Musician’s Musician. Bei unserem alten Freund Otto-Normal-Radiohörer löst seine Nennung maximal ein irritiertes Kopfschütteln aus: “Bill wer?” Die Crème de la Crème der Muckerschaft jedoch schnalzt bei dem gleichen Namen verzückt und kennerhaft mit der Zunge. Erinnert sich an seinen so virtuosen und doch kraftvollen polyrhythmischen und polymetrischen Drum-Stil. Und rief ihn stets zu Hilfe, wenn es bei Progressive Rock- oder Jazz-Projekten eines wahren Meisters bedurfte. In der Liste der 100 besten Schlagzeuger aller Zeiten des Rolling Stone von 2016 erscheint Bruford auf…

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Kritik des reinen Pechs und die Entdeckung der Extrovertiertheit Eigentlich war das ja gar kein normales Konzert, sondern die etwas ausgeuferte Geburtstagsparty für unseren allseits geschätzten flohfish. Und – mit kleinen, jeweils gut nachvollziehbaren Abstrichen – war es auch eine wirklich gelungene Feier. Wenn auch keine überlaufene. Laut Aussagen des lokalen Veranstalters hatte sich der Vorverkauf auf für das Gebotene eh schon bescheidene bis bestürzende 200 belaufen. Erschienen waren davon aber nur 150 (von denen meinereiner gefühlt ein Drittel namentlich oder vom Sehen kannte). Und kaum Abendkasse. Großartig: Trotzdem blieb man in der Kantine, dem großen Saal des Hauses, und…

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