Autor: Klaus Reckert

"everything happy, and progressive, and occupied" K. Grahame, The Wind In The Willows

12.0
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(48:38, 47:36, 2CD+DVD; Sony Music, 2020) Das DVD-Menü offeriert gleich zu Beginn die volle Wahlqual: “Play Film” versus “Play songs only”. Wir machen natürlich Ersteres und landen, voilà, in einem richtigen Konzert-Film-Rahmen der von Regisseur James Tonkin mit einem hübschen Vorspann versehen wurde. Einem Vorspann, in dem der Musikwissenschaftler Hans Keller seine berühmt-vernichtende Kritik an den Pink Floyd von 1967 wiederholen darf: Four quick points I want to make before you hear them… To my mind there is continuous repetition and proportionately, they are a bit boring. My second point is that they are terribly loud… My third point is…

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(50:25, CD, Kscope/Edel, 2020) Haben Gazpacho jetzt möglicherweise den gleichen Parnass erreicht wie ihre skandinavischen Kollegen Pain Of Salvation dies zu “Be”-Zeiten taten? Also intellektuell fraglos berauschend, aber karg bis unzugänglich und melodisch überwiegend jenseits der Baumgrenze? Bei Alben der Norweger sollte man sich mit Urteilen vor dem zehnten möglichst intensiven Hördurchgang ohnehin bedeckt halten und letztlich kann und soll das auch für “Fireworker” nur jeder individuelle Hörer für sich entscheiden. Ebenso strunzsubjektiv bleibt nach Abbrennen Nummer drei des ganzen Feuerwerks die persönliche Zwischenbilanz: da erinnert vieles an die letzten drei Album-Großtaten, insbesondere die dramatischen Chor-Passagen. Aber da bleibt auch…

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13.0
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(41:25, CD; Timezone Records/recordJet, 2020) Chaosbay hatten im Januar gemeinsam mit Soulsplitter im Kölner Tsunami Club eines der – so viel war damals schon deutlich gewesen – Konzerte des Jahres gespielt, zumindest für uns. Was damals noch nicht klar gewesen war: wie vergleichsweise wenig Wettbewerb es dieses Jahr Gig-technisch geben würde, von Festivals ganz zu schweigen…. Doch da kann unsere liebste Chaosboygroup ja am wenigsten für, die just dieser Tage im MTC ebenfalls zu Kölle sehr gern erneut an den Start gegangen wäre – es ist so schade drum! So muss sowohl der Band wie ihren Fans nun also diese…

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(45:09, CD; Kscope/Edel, 2020) Crime doesn’t pay – im Falle des organisierten Ananas-Diebstahls kann das nicht so ganz stimmen. Auf den vermutlichen bisherigen Kreativ-Höhepunkt von The Pineapple Thief – Dissolution (2018; Album der Woche bei uns) – folgten erfolgreiche Touren und ein nicht überraschendes, aber vorzügliches weiteres Live-Album Hold Our Fire (2019). Und nun – Corona zum Trotz – hat die Band um Rädelsführer Bruce Soord schon wieder ein neues Ding gedreht, bei dem es um Variationen des seit Jahrhunderten faszinierenden Gedankenspiels “Wie wirklich ist die Wirklichkeit=” – und vor allem “wessen Wirklichkeit?” zu gehen scheint (vgl. “Alternative Facts” bzw.…

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12.0
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(52:48, CD, LP (beide ausverkauft), digital (Name Your Price), Nasoni, 2016/2020) Oh Großmächtiges ProgArchives-Ohrakel, tu’ die Schleusen Deines Allwissens für uns auf. Und siehe – das Ohrakel stopfte seine Bon… Pfeife, nahm einen Zug und hub an zu erzählen: »SPACE INVADERS is a loose project of members originally being underway with different space and krautrock bands in Germany and Switzerland. It all started in 2009 at the Burg Herzberg Festival where session guitarist Mike Häfliger (SPACENOTE), bass player Paul Pott (ZONE SIX) as well as Dirk Bittner and Dirk Jan Müller of ELECTRIC ORANGE fame came together for some jam…

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Es geht wieder los mit Konzerten – hübsch vorsichtig, unter Wahrung der Distanzregeln (“mit Abstand am besten”) und häufig in kleinerem Club-Format oder auch draußen. Aber los! Zum Beispiel mit den Untenstehenden haben wir unsere Tourdaten-Sektion in den letzten Tagen aufgefrischt: Abraham Sarache Ange Antimatter Apocalyptica Arena Artesia Avandra Ayahuasca (AHU!) Barock Project Band of Friends Birth Control The Black Crowes Black Toungue Blank Manuskript Brass Against Bröselmaschine Cabal Camembert Mina Caputo Nick Cave Chaosbay (!) Cheeto’s Magazine Civic Soma Clannad Colosseum (!) Coogans Bluff Cyril Darkwater The Dear Hunter Deep Purple DeWolff Dirty Loops Disbelief Dool Echoes Einstürzende Neubauten…

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12.0
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(48:00, CD; Provogue/Mascot/Rough Trade, 2016) Kann das gutgehen? Wenn mal ein Künstler wirklich einen Markenzeichen-Sound hat – und zwar einen elektrisch verstärkten und geschmackvoll angezerrten, dann wäre das ja wohl “Mr. Tone” Eric Johnson (u.a. G3, Eric Clapton, Cat Stevens, Christopher Cross, Carole King). Doch dieser konzentrierte, eigenständige, so leidenschaftliche wie intelligente “Ton”, den er aus seinen begnadeten Fingern und seiner Fender Signature-Strat zu holen versteht, fehlt auf diesem Album komplett. Weil der Maestro mal Lust auf etwas anderes hatte. “Heute bleibt der Amp mal kalt” sozusagen – nur jottlob ohne Wienerwald. Und siehe – die bewusste Reduktion auf Akustikgitarre,…

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(50:29, CD; da music, 2010) Wie Phoenix aus der Asche erhob sich Phoenix Rising und ließ dem Debüt vier Jahre später diesen zweiten Schlag folgen. Zum Quintett erstarkt und mit neuem Drummer ließen sie dabei kein Auge trocken und keinen Tatort ungesäubert. Und worum geht es da inhaltlich so? Nun, um die kleinen Dinge, die das alltägliche Leben würzen… Etwa um Banküberfälle oder nächtliche Übergriffe und seitens des ‘Outlaw’. Oder um den freundlichen Nachbarn Freddy Krueger (‘Nightmare’). Oder um ein Wettrennen mit der Autobahnpolizei im wieder besonders schön nach Ozzy klingenden ‘Police Chase’, einem der Album-Höhepunkte. Diese schnörkellose HM-Vollbedienung wurde…

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(40:36, CD; da music, 2006) Was die Nomenklatur angeht, ist das Terrain leider etwas unübersichtlich: unter identischer Namensflagge sind u.a. eine unglaublich produktive spanische Combo, ein Sextett aus Dallas/Texas und ein Damen-Duo aus L.A./California unterwegs. Und von Rising Phoenix wollen wir gar nicht erst anfangen… Die uns heute hier beschäftigende Mönchengladbacher Metal-Combo hat sich davon nicht anfechten lassen und sich bereits 1998 unter diesem Markenzeichen zusammengefunden zu löblichem und truem Tun. Der Spaß beginnt mit einem prächtig aufgenommenen Gewitter-Sample und – na klar! – ‘Thunder and Lightning’. Eine Basslinie, die auch von Steve Harris hätte stammen können wird gleich mehrfach…

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11.0
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(37:40, digital, CD, Vinyl, Eigenproduktion (Studio Fleisch), 2020) Die Hassliebe mit Electric Orange kann in eine neue Phase eintreten – die der verschlüsselten Liebe (encoded love – so etwas wie Safer Sex 2.0 😉 ). Doch im Ernst – sowas wie die Dance Beats und die Vocal Samples und Vocoder-Parts von ‘Partial Encoded’ gab es – meint der alte Fan zumindest – so noch nicht im Kanon der Elektro-Zitrusfrüchte. Und warum eigentlich Hassliebe? Ach, da geht es um ein altes, auf ganz hohem Niveau zu jammerndes Lied. Und das geht so, dass Uralt-Scheiben wie z.B. “Platte” (2003) absolute Lieblingsplatten sind…

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12.0
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(45:01 + 62:59, 2CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 2020) Ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen brüskiert uns das Album mit den ersten zwei Takten: Das schallende Boxentester-Lachen, mit dem ‘Unexpected Secrets Of The House Of Mystery At The Witching Hour’ anhebt, steht wohl auch sinnbildlich für den Humor, der Hörern beim Genuss eines Werkes aus dem Hause French TV noch nie geschadet hat. Und es bleibt humorig, halsbrecherisch, groovy! Nicht nur, aber wohl auch wegen Ludo(vic) Fabres Violinenparts klingt das Stück wie ein Jam der frühen Dixie Dregs mit der Zappa-Band etwa aus der ‘King-Kong’-Phase’. Also herrlich. Ansonsten sollen sie ihr neues Doppeldecker-Opus doch…

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12.0
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(30:55, digital, LP, Eigenveröffentlichung, 2020) Higgsinos “sind in supersymmetrischen Theorien der Elementarteilchenphysik die hypothetischen fermionischen Superpartner der bosonischen Higgs-Felder”. Allet klar soweit? Wer seine Band so nennt, muss doch ein Rudel Freaks sein gegen die Big-Bang-Sheldon wie der nette Junge von neben an wirkt, oder? Was haben diese Nerdtrinos denn zu Ihrer Verteidigung zu sagen? Oh, die Leipziger sind geständig und plädieren selbst auf schuldig: “HIGGSINO wurde als Zweitprojekt von Musikern mit Hang zur Nische geboren. Schon bald unterwanderten Mathrock-Rhythmen wuchtige Postmetal-Gitarren und es wurde klar, dass dieses Projekt keine Spielerei mehr sein soll.” Das wäre auch voll schade gewesen,…

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(54:21, CD, Sireena/Broken Silence, 1980/2020) Wenn es denn schon mal einen richtig guten “Klappentext” gibt, dann immer h(i)er damit: “Dein Kopf Ist Ein Schlafendes Auto” war eine der interessantesten Formationen der aufregenden Endsiebzigerjahre. Das Album, das den Titel des Bandnamens trägt, wurde im Jahr 1980 aufgenommen und erschien im selben Jahr auf Schallplatte. Die Band präsentierte eine einzigartige Mischung aus Avantgarde-Rock, Soul, Jazz und orientalischer Musik. Wohl kaum eine andere Band bot diese Vielfalt an musikalischen Zitaten, an solch atemlosen Auf und Ab’s unglaublicher Sounds und Grooves. Roman Bunka und „Dein Kopf Ist Ein Schlafendes Auto“ waren die kulturellen Botschafter…

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(~34:00, Digital, Glassville, 2020) Mariusz Duda hyperkreativ zu nennen, wäre eine beleidigende Untertreibung. Allein dieses Jahr hatte es ja bereits die Streicher-unterfütterte Folk-Pop-Ballade The Song of a Dying Memory gegeben. Und dann sind da natürlich auch noch Riverside, Lunatic Soul und Meller Gołyźniak Duda. Dass der rührige Pole neben dem Progressive Rock / Progressive Metal seiner Stammband auch einen Hang zur Elektronik und dabei zu ganz stillen Momenten hat, konnten Fans bereits anhand von beispielsweise Disc 2 (“Day Session”) des “Love, Fear and the Time Machine”-Albums (2015), “Eye Of The Soundscape (2016) oder einigen Lunatic-Soul-Momenten miterfahren. Tatsächlich folgte beim kleinen…

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»We all had an input to the Porcupine Tree albums« Colin Edwin ist ein alter und aufrichtig bewunderter Bekannter (nicht nur) auf diesen Seiten. Denn diesen Edelbassisten, Lomografie-Künstler und Großmeister coolen Stage Actings kennt man u.a. von den folgenden Stationen: O.R.k., Metallic Taste of Blood, Burnt Belief (mit Jon Durant), Edwin Durant Kovtun, Wise Heads (mit Geoff Leigh), Endless Tapes (mit Alessandro Pedretti), Obake, Ghost Medicine, Astarta/Edwin (mit dem ukrainischen Folk-Duo Inna Kovtun und Yulia Malyarenko), Henry Fool u.v.m – vor allem aber natürlich noch von Porcupine Tree! Daher haben Fotograf André Wilms und der Autor anlässlich des letztjährigen O.R.k.-Konzertes…

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(46:12, CD/ LP, Digital, RareNoise, 2018) Lorenzo Feliciati (Fretless Bass; u.a. Naked Truth) und Colin Edwin sind alte Bekannte nicht nur auf diesen Seiten. Letztgenannten Edelbassist und Meister komischer Mimik kennt man u.a. von O.R.k., Burnt Belief, Obake, Ghost Medicine u.v.m – vor allem aber natürlich noch von Porcupine Tree her. Das uns hier beschäftigende Projekt stellt die zweite Stufe (so vorzüglich klang schon die erste aus dem Jahr 2014, damals übrigens mit Gastbeiträgen von Nils Petter Molvaer und David Jackson) und von Bill Laswell abgemischt) einer Experimentalanordnung dar, bei der die beiden Tieftöner vorgeblich tanzbaren Pop der Achtziger mit…

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(54:22, CD / Digital, Stilll/OffMoonjune/Cargo, 2019) Wollen wir das nicht alle, zumindest manchmal – zurück in die Herde, zum Gruppenkuscheln? Jazz-Rock-Afficionados sicher immer dann, wenn Michel Delville ins Spiel kommt. Der Belgier Gitarrenvirtuose und bekennende Zappa-Fan ist bekannt und beliebt nicht nur von The Wrong Object (TWO) her, sondern auch u.a. durch Machine Mass, The Gödel Codex, Ensemble Mosae, den unweifelhaften Canterbury-Delikatessen von douBt und Einigen vielleicht auch durch Comicoperando. Das groovige Titelstück eröffnet das Album und führt in den u.a. von zwei Saxophonisten und Pierre Mottets tierischem Bass-Sound geprägten Ensemble-Klang ein. ‘A Mercy’ könnte als Gnadenerweis für harmoniesüchtige, Hard-Jazz-allergische…

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(17:50, CD, Eigenveröffentlichung/Addicted/No Name, 2013) Obskur, obskurer, obskuBär! Da räumt der schriftführende Betreuer endlich mal das Soundbüro auf, das allein schon wirft einige Fragen auf (Woher kam nun solche Wendung? Warum erst jetzt? Wo wird das alles noch enden?). Und wird prompt vor Rätsel aus Brehms Progtierleben gestellt. Im aufgrund seiner Höhe sanft schwankenden “wollte keiner der Redakteure haben, ist aber einfach zu stark, um komplett unterzugehen”-Stapel steckte auch ein zwar bildhübscher, aber problembehafteter Bär. Inwiefern problematisch? Naja, es gab hier mal keinen der Promotion, aber auch der Aufklärung dienenden Waschzettel dazu. Das Cover – dieser bärige Mix aus Osterinsel…

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(41:39, CD / Digital, Apathia, 2018) Die Liebe zur Prachtband DRH (“Dark Rock Hallucinogène”) aus Lyon geht zurück bis ins Jahr 2015, wo wir unser Glück kaum fassen könnend DRH als Vorgruppe im Kölner Underground (R.I.P.!) erleben und kennenlernen durften. Damals schwärmte der Betreuer: “„Die DRH-Buben haben vorgestern meine Top-10-Konzerte-des-Jahres-Liste durcheinander gebracht, als sie für Panzerballett eröffneten: Von coolem Bar-Jazz über Led Zeppelin hin zu Rage Against The Machine in ein paar Takten. Und das Ganze mit der nachdrücklichen Eleganz eines artgerecht bewegten Hattori Hanzō-Schwertes. Und einem aufregenden Bass..!“ . Apropos Tieftöner: jeder in diesem Quartett ist ein Meister an…

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(35:06, CD (9 songs) / CD/DVD digipak / LP (10 songs) / digital, New Joke Music / Dutch Music Works, 2020) Homebound ist bereits das dritte Solo-Album von Kristoffer Gildenlöw. Während sich von diesen das Debüt von 2013, “Rust” spontan zu den ewigen Lieblingsalben des stiftführenden Schreibluders gesellte, hatte das ebenfalls gelungene “The Rain” (2016) weit weniger anhaftenden Eindruck hinterlassen. Wie mag sich da der aktuelle Alleingang schlagen – aller guten Dinge sind drei? Kann man so sagen! Das alle vorherigen Arbeiten Verbindende trifft auch hier wieder zu: “telling stories and touching your heart with dreamy, somewhat melancholic tales of…

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