(37:14; Vinyl, CD, Digital; Season of Mist, 15.03.2024) David Vincent, Sänger der legendären Morbid Angel, kann mit dem kleinen Finger Wasser zum Kochen bringen. Außerdem eckt er öfter – möglicherweise unfreiwillig – mit dünnbehirnten Aussagen an, die ihm in der Vergangenheit auch schon mal den ein oder anderen Rausschmiss (u.a. bei Morbid Angel) eingebracht haben. Ob er nun altersmilde geworden ist, steht noch zur Debatte, aber wenigstens sind ihm “Stärke” und “Ehre” immer noch sehr wichtig, wie es dem Infozettel zur Veröffentlichung des zweiten Albums von Vltimas zu entnehmen ist… Aber gut, es gibt bei dieser sogenannten Death Metal Supergroup…
Autor: Michael Büttgen
(40:19; CD, Digital; Cloudchamber Recordings, 01.03.2024) “Ich ist ein anderer”, lautet ein Ausspruch des französischen Dichters Arthur Rimbaud, mit der er seine Sehnsucht nach kompletter Entgrenzung unterstrich. Für Surrealisten und Expressionisten war er durch seine kompromisslose Vereinigung von Kunst und Leben ein Star. Dass Dylan Desmond bereits mit seiner Funeral Doom Band Bell Witch keine Kompromisse eingeht, müsste jedem, der das letzte, 83 minütige Gänsehautwerk zu schätzen weiß, mittlerweile klar sein. Und auch sein Solo-Projekt, das er nach dem Ausspruch von Rimbaud benannt hat, fordert unbedarften Reinhörern einiges ab. Auf “Future’s Shadow Part 1: The Clandestine Gate” arbeitete der eigentlich…
(42:08; Vinyl, CD, Digital; Ván Records, 09.02.2024) Die Kölner Band Chapel Of Disease befindet sich seit ihrem Debüt aus dem Jahre 2012 permanent in einem beeindruckenden Entwicklungsprozess, der in ihrem nun vierten Album einen neuen Höhepunkt erreicht. Spielte man auf “Summoning Black Gods” noch Morbid-Angel-lastigen Death Metal, entwickelte man sich mit dem Nachfolger “The Mysterious Ways Of Repetitive Art” in Sachen Songwriting schon zuhörend anspruchsvoller. Auf “…And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye” geriet dann schließlich der Death Metal immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen wagte man diverse Experimente und bediente sich stellenweise recht entspannt…
(50:18; CD, Digital; Wormhole Death Records, 16.02.2024) Sogenannte Ein-Mann-Bands sind speziell im Black Metal nichts Besonderes mehr. Auch Eddy Jaber ist seit 2021 mit seinem “Schändlichen Brei” bereits auf Sendung und veröffentlichte sein Debüt “In Memory of Your Hopes” ein Jahr später digital als Eigenproduktion bei Bandcamp. Nun haben sich Wormhole Death Records des jungen Franzosen angenommen und bringen das Album nochmal im CD-Format unter die blasse Black Metal-Meute. Allerdings werden Freunde der reinen Black-Metal-Lehre schwer enttäuscht werden, ob der starken experimentellen Schlagseite, die weder reines Geschepper noch weniger als drei Akkorde bietet. Vielmehr setzt Eddy Jaber auf harmonische Dissonanz,…
(94:13; Vinyl, CD, Tape, Digital; Vendetta Records, 02.02.2024) Das für epischen und atmosphärischen Schwarzmetall bekannte Label Vendetta Records hat nun auch die Kopenhagener Band Solbrud in ihr umfangreiches Portfolio aufgenommen. Eine Zusammenarbeit, die durchaus Sinn macht, sind doch einige Mitglieder der Band ebenso bei diversen Labelkollegen unterwegs. Sänger Ole Luk zum Beispiel, verließ Solbrud 2021 nach einem gemeinsamen Abschiedskonzert, um sich seinem Soloprojekt Afsky zu widmen, nicht ohne aber auf dem aktuellen Album “IIII” seiner Ex-Band noch einen großen Input zu hinterlassen. David Hernan, der ursprünglich aus dem Death Metal stammt, übernahm schließlich 2022 Gitarre und Gesang. Dessen ungeachtet, haben…
(45:44; Vinyl, CD, Digital; Napalm Records, 26.01.2024) Die deutsche Melodic-Death Metal-Formation Hiraes entstand 2020, nach dem Split der Osnabrücker Band Dawn Of Disease, wobei beinahe alle ehemaligen Mitglieder, bis auf Ex-Sänger Tomasz Wisniewski, wieder dabei sind. Verfeinert wurde das Line-up, damals wie heute, mit dem Einstieg von Britta Görtz, ihres Zeichens Sängerin von Critical Mess und ehemals auch als “Elchkuh” bei den Thrashern von Cripper bekannt. Das Debütalbum “Solitary” aus dem Jahr 2021 hinterließ beinahe durchweg eher mittelprächtige Reaktionen, wobei die Hauptkritikpunkte darin bestanden, dass vieles im Stile schwedischer Vorbilder, wie u.a. Arch Enemy, zu vorhersehbar und wenig eigener Charakter…
(43:30; Vinyl, CD, Digital; Season of Mist, 26.01.2024) “Die Exocrine dient einzig und allein als Transportbestie für die mit ihrem Fleisch verwachsene bioplasmatische Kanone, eine gigantische Waffe, die einen riesigen Energieball oder mehrere gezielte Todesstrahlen aus ihren Läufen abfeuern kann.” Wenn man nach der Bedeutung des Bandnamens dieser im französischen Bordeaux entsprungenen Death Metal Band googelt, stößt man zuerst auf eine solche Beschreibung, die wohl eher der Gamer-Szene entstammt. Aber so ganz falsch ist die Beschreibung nicht. Eigentlich passt sie sogar sehr gut. Gegründet 2013 vom Gitarrenvirtuosen Sylvain Octor-Perez, legt diese “Transportbestie” in regelmäßigen Abständen mit einer ziemlich großen bioplasmatischen…
(31:52; Vinyl, CD, Digital; Century Media/Sony Music, 19.01.2024) Bereits drei Jahre nach Gründung der Band durch Sänger und Bassist Xavier Wahlberg, Schlagzeuger Wyatt Bentley und Gitarrist Ronny Marks, hat diese bisher eher unbekannte Band aus Los Angeles einen Major Deal an Land gezogen. Mit dem Gitarristen Gage Goss vervollständigt, erregte die Band 2021 mit der EP “Where Wild Sorrows Grow” und einer erheblichen Anzahl an Live-Gigs wahrscheinlich die Aufmerksamkeit des ein oder anderen A&R Managers. Der Band ist es natürlich zu gönnen und irgendwas muss ja dann auch dran sein. Mit dem Opener ‘Dead Mother Moon’ bekommt man schon mal…
(45:33; Vinyl, CD, Digital; Ván Records, 13.10.2023) Sulphur Aeon aus Nordrhein-Westfalen haben nur drei Alben gebraucht, um es sich im Death-Metal-Olymp bequem zu machen. Und auch mit “Seven Crowns And Seven Seals” bleibt sich das Quintett um Mastermind T. und Sänger/Texter M. treu und zelebriert erneut eine Lovecraftsche Todesblei-Messe auf höchstem technischen Niveau. Die Musik von Sulphur Aeon ist einzigartig und auch unverwechselbar, wie schon im Review zu “The Scythe Of Cosmic Chaos” angemerkt wurde. Nach den ersten Noten von ‘Sombre Tidings’ ist klar, wer hier musiziert und was folgen wird. Die rasenden Riffs von ‘Hammer from the Howling Void’,…
(42:06; Vinyl, CD, Digital; Wild Thing Records, 24.11.2023) Die für den Autor (und einige Kollegen) beste Band des Euroblast-Festivals ’23 (jedenfalls für den Sonntag), ist endlich, nach mehr als fünf Jahren Bandbestehen, in die Pötte gekommen und veröffentlicht mit “Liminality” ihr Debüt-Album. Man erinnert sich an den dunklen, stickigen Keller in der Essigfabrik, an die zunächst unscheinbaren, unauffälligen jungen Leute, die da auf der Bühne ihr Zeug zusammensteckten und dem danach folgenden Inferno. Die aufgeregt hüpfende und dabei mit dem Kopf an die tiefe Decke stoßende Amariah Cook brüllte den Schimmel von den Wänden und trieb die Meute sogar zu…
(35:26; Vinyl, CD, Digital; Disorder Recordings, 17.11.2023) Wem jetzt der Winter dank Klimawandel noch nicht kalt genug ist, kann zwecks Gefrierbrand gerne mal in das zweite Album des Post Metal Kollektivs Altars Of The Moon reinschnuppern. Aber bitte den Rüssel nicht zu tief reinhängen, es sei denn, man mag gefrorenen Rotz in Form eines 2 Meter langen Stalaktiten am Gewürzprüfer. Was Uada-Bassist Nate Verschoor hier zusammen mit Jeff Wilson (Ex-Nachtmystium), Heath Rave (Ex-Wolvhammer) und Alan Cassidy (The Black Dahila Murder) fabriziert, ist nicht etwa melodischer Black Metal, sondern schwerer Midtempo Doom mit Gothic-Touch a la Sisters of Mercy oder frühen…
(58:52; Vinyl, CD, Digital; Season Of Mist, 17.11.2023) Kaum hatte sich der schreibende Schmierfink zum Auftritt von Maraton beim diesjährigen Prog Power über die schmale Gesangsperformance von Fredrik Bergersen Klemp ausgelassen, steht schon die nächste Konfrontation mit besagtem Protagonisten an. Dieserjenige, Fredrik Bergersen Klemp, stand bei der Gründung der Band TEMIC weit oben auf der Liste von Diego Tejeida und Eric Gillette, die zuvor mit Mike Portnoys Shattered Fortress durch die Welt tourten. Die mit Simen Sandnes an den Drums vervollständigte Band veröffentlicht nun mit “Terror Management Theory” ihr Debüt und zumindest Herr Klemp wäre damit rehabilitiert, denn seine Performance…
(42:00; Vinyl, CD, Digital; TFNRSH Records, 21.07.2023) Die in Tübingen vor vier Jahren gegründete Band TFNRSH, veröffentlichte bereits im Juli dieses Jahres mit dem (beinahe) gleichnamigen “Tiefenrausch” ein Debüt-Album in Sachen instrumentaler Psychedelic Rock. Einem Genre, wo sich der für die Rezension verantwortliche Schmierfink eher nicht so wohl fühlt. Eigentlich. Was man dem Trio, bestehend aus den Gründungsmitgliedern Sasan Bahreini und Stefan Wettengl, sowie dem 2022 hinzugestoßenen Jakob Erne zugutehalten kann, ist, dass sie es durchaus schaffen, ein gewisses Spannungslevel aufrecht zu halten. Zum einen schmücken zauberhafte Melodien, wie zum Beispiel in ‘Death or Freedom (Ya Marg Ya Adadi)’, den…
(20:34; Vinyl, CD, Digital; Relapse Records, 29.09.2023) Im Metal gibt es mehr Schubladen als in jeder noch so großen Apotheke. Kaum einer kommt da noch hinterher und somit ist es völlig normal, die Schublade “Cascadian Black Metal” noch nicht zu kennen. Diese stellt sich als eine Sub-Schublade des Black Metal heraus. Entstanden in der pazifischen Nordwestregion der Vereinigten Staaten, zeichnet sich diese Spielart durch sehr atmosphärische, von der Natur inspirierte, spirituelle Themen aus, die weniger durch Hass und Gewalt geprägt sind, als vielmehr einen links orientierten, romantischen wie ökologischen Ursprung haben. Wolves In The Throne Room wurden 2002 von den…
(48:37, CD, Digital; Worm Hole Death, 15.09.2023) Ursprünglich existiert die Band schon seit 1983. Damals unter dem Namen Pariah gegründet und dem Metal Nerd mit Schwerpunkt “Früher war alles besser” sicherlich ein Begriff. Dann starb 1988 Gründungsmitglied Jan T’Seyen bei einem Autounfall und die restlichen Mitglieder entschlossen sich, mit neuem Namen weiter zu machen. Es folgten vier gutklassige Alben mit Schwerpunkt Thrash und Power Metal, der sich allerdings durch ungewöhnlich komplexe Strukturen immer ein wenig in Richtung Prog Metal orientierte. Und auch auf ihrem fünften Album liefern die Belgier um die scheinbar letzte Konstante Freddy Mylemans eine frische Mischung aus…
(31:37, CD, Digital; Worm Hole Death, 22.09.2023) Die französische Band Angel Rising wurde 2018 gegründet und ist keine “Band” im herkömmlichen Sinne, sondern Ein-Mann-Projekt. Mit “Afterlife” legt Listenangel – so das Pseudonym des Musikers – sein nun drittes Album vor, das sich thematisch wie schon die Vorgänger mit dem Universum, der Existenz und der menschlichen Spezies auseinandersetzt. Auf dem Cover wird ein Held namens Asai porträtiert, der bereits mit einer Horde Untoter kämpft, aber sich zwischendurch auch mal umdrehen sollte, denn der Endgegner wartet schon. Listenangel betreibt ebenso einen sehr erfolgreichen Youtube-Kanal für zukünftige Gitarren-Genies und so verwundert es kaum,…
(70:15, Vinyl, CD, Digital; Season of Mist, 15.09.2023) Alkaloide sind meistens giftig und haben einen bitteren Geschmack. Morphin war übrigens das erste in Reinform isolierte Alkaloid. Soweit ein kleiner Exkurs in den Chemieunterricht, weil dem Autor kein besserer Einstieg in diesen Artikel eingefallen ist. Denn eigentlich ist das neue (Doppel-)Album der Band aus Erlangen weder giftig noch bitter. Gut, Morphin könnte der ein oder andere zartbesaitete Progger nach dem ersten Hördurchgang vielleicht doch gut gebrauchen, aber erstmal zu den Fakten. Gegründet wurde die Band 2013 von Hannes Grossman, ehemaliger Schlagwerker der Münchener Band Obscura, und zumindest live derzeit auch bei…
(44:30, Vinyl, CD, Digital, Season of Mist, 14.07.2023) Wer erst durch diesen beliebten Liederwettbewerb auf die Australier von Voyager aufmerksam wurde, dem sei gesagt, dass die Band bereist seit sagenhaften 24 Jahren existiert. 1999 gründete Sänger und Keyboarder Danniel Estrin, der im niedersächsischen Buchholz aufgewachsen ist, diese sehr außergewöhnliche Band und ist bis heute, nach dem Debüt Album “Element V”, einzig dauerhaftes Mitglied der Band. “Element V” erschien vor 20 Jahren erst in Eigenproduktion, dann entdeckte das niederländische Label DVS Records das Potential der Truppe und ließ das Album erneut auf die nichtsahnenden Liebhaber harter Musik los. Allerdings waren die…
(69:00, Vinyl, CD, Digital; Peaceville Records, 14.04.2023) Die Liste der Top-Alben 2023 des schriftsetzenden Schmierfinks ist noch relativ leer. Umso dringlicher ist also die nun folgende Abhandlung eines potentiellen Kandidaten. Damit es hinterher nicht wieder heißt, man habe ja von nichts gewusst, weil keiner was gesagt hat. Seit 1994 existiert das norwegische “Reich des Todes” (frei nach Google-Übersetzer), gegründet von Yusaf Parvez aka Vicotnik und einem gewissen Fenriz (am Bass, nicht am Schlagzeug). Davon ausgehend, dass sich auch einige Leser dieser betreuenden Seiten hin und wieder schon mal in der Black-Metal-Szene umschauen, wird der Name des Letztgenannten nicht gänzlich unbekannt…
(24:55, CD, Digital, Eigenveröffentlichung, 07.07.2023) Das Berliner Quintett Seyr veröffentlichte bereits im letzten Jahr mit “Flux” ein durchaus respektables Debüt, mit einer anspruchsvollen Mischung aus Progressive Metal und groovelastigem Death Metal. Und auch auf der erneut in Eigenregie veröffentlichten EP “27 Million” nötigt einem die deutsch-syrische Band einiges an Respekt ab. Musikalisch bewegt man sich immer noch im progressiven Death Metal, wobei man gerade beim Gesang von Sebastian Elm des Öfteren an die Leipziger von Disillusion erinnert wird. Auch handwerklich kann man ohne schlechtes Gewissen zustimmend nicken, wenn blitzschnell und präzise die ein oder anderen Opeth- und Gojira-Referenzen durchexerziert werden.…