Autor: Kristian Selm

Höre eigentlich alles quer durch den bunten Gemüsegarten des Progressive Rocks, vergesse dabei aber auch nicht den Blick über den Tellerrand hin zu "normaler" Rock- und Popmusik, auch wenn mir vom aktuellen Mainstream leider immer weniger gefällt.

11.0
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(42:35, CD, Operation Seraphim, 2016) Nach „Jouney’s end“ (2010) und „Invicta“(2012) beschließen The Enid mit „Dust“ ihre Songzyklus-Trilogie über eine Generationen übergreifende Reise von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft. Der sich aus dem Konzertgeschehen verabschiedende Bandleader Robert John Godfrey selbst bezeichnet “Dust” als das beste Album dieser Reihe. Man weiß, dass Musiker dazu neigen ihr jeweils aktuelles Werk als Highlight zu betrachten, tatsächlich aber setzt sich die inhaltliche Ausrichtung und Musikalität der Vorgänger hier perfekt fort. Aufs Neue durchsetzen orchestrale, sinfonischen Passagen die Musik, und wieder einmal gerät die opulente, beinahe Musical-artige Ausrichtung mit viel Drama und Pathos beeindruckend. Ein typisches Werk dieser Band, die in ihrer langen Geschichte zu einer…

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9.5
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(43:27, CD, Mellotronen, 2016) Wenn eine Band seit den frühen 1970er-Jahren aktiv ist und  jetzt ihr gerade mal neuntes Studioalbum vorlegt, spricht dies dafür, dass sie sich grundsätzlich viel Zeit für ihren musikalischen Output nimmt. Bei Trettioåriga Kriget führte zudem eine lange Schaffenspause zwischen Anfang der 1980er-Jahre und der Jahrtausendwende dafür, dass die Zeiträume zwischen ihren Veröffentlichungen mitunter recht groß ausfallen. Ihr letztes Album  „Efter Efter“ erschien 2011, mit dem Nachfolger „Seaside Air“ betreten die Musiker aus Stockholm neues Terrain. Dies nicht unbedingt in stilistischer Hinsicht, denn nach den progressiven Ursprüngen in den 70ern, leichten New-Wave-Anleihen in den 80ern und der Rückkehr zu gepflegtem 70s-Rock mit sinfonischen Zutaten ist der aktuelle…

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10.5
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(41:41, CD, Bad Elephant Music / Just For Kicks, 2016) Waren die bisherigen Soloalben von Matthew Parmenter in erster Linie ein willkommener Ersatz für seine Band Discipline, so stellt sich nach deren erfolgreicher Rückkehr logischerweise die Frage, welche neuen Schwerpunkte er mit seinem aktuellen Solowerk setzen kann. Auf dem Cover mit Sepiatönung in Napoleon-Pose in Szene gesetzt, richtet der Mann aus Detroit seinen musikalischen Blick ganz auf die Vergangenheit. Zu Beginn scheint „All Our Yesterdays“ eine konsequente Fortsetzung seines bisherigen Schaffens. Weniger opulent als mit seiner Stammband, konzentrierter in der Ausrichtung, beklemmend, dunkel und düster in der Interpretation, sind die intimen Arrangements…

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11.0
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(75:38, CD, Polskie Radio SA, 2015) Mehr als 40 Jahre sind SBB mittlerweile aktiv, doch immer wieder überrascht einen die Band mit neuen musikalischen Kooperationen. Zuletzt taten sich die Polen mit dem Geiger Michał Urbaniak zusammen, um mit ihm SBB-Material sowie von Bandleader Józef Skrzek geschriebenene Songs zu spielen. SBB haben schon schon immer viel improvisiert, aber bei diesem Livealbum geht es mitunter recht wild und zeitweise  frei von festen Strukturen zur Sache. Doch keine Angst: Moderate Momente und atmosphärische melodische Parts gehören ebenfalls zum Repertoire. SBB bevorzugen dabei den Ansatz von King Crimson: Aus Altem entsteht mit neuer Besetzung etwas Neues, Unvorhersehbares – ganz im Gegensatz…

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12.5
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(61:13 + 59:34, CD, Eigenverlag (Psychonaut Records), 2015) The Gathering haben sich zu ihrem 25-jährigen Jubiläum 2014 nicht lumpen lassen und nahezu alle Musiker, die je in der Band waren, zu einem einmaligen Event in Nimwegen/Nijmegen versammelt. Bei der vorliegenden Aufnahme beeindruckt vor allem die vokale Palette – schließlich sind hier sind alle Stimmen aus der Bandhistorie zu hören. Logischerweise bildet die Setlist einen repräsentativen Querschnitt nahezu aller Alben. Außer dem 1993er-Album „Almost A Dance“ und „The West Pole“ von 2012 sind alle Studioplatten mit jeweils mindestens einem Song vertreten. Bis auf den Opener ‚Saturnine’, den alle Sängerinnen und Sänger  gemeinsam bestreiten, präsentieren alle jeweiligen Originalvokalisten “ihr” Material, mit leichten Variationen…

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(47:31, CD, Haensel & Gretel / MiG / Indigo, 2016) Counter-World Experience sind mit „Pulsar“ nach fünfjähriger Albumpause unter dem Banner Progressive Jazz Metal zurück. Die Band aus Berlin fabriziert auch dieses Mal technisch versierte Instrumentalmusik vom Allerfeinsten, die mit spielerischer Raffinesse, stimmungsvollen Passagen und schönen Melodien überzeugt. Ihr fünfter Longplayer bietet ein recht breites Spektrum aus virtuosen, brachialen Tonfolgen, elektronischen Einsprengseln und atmosphärischer Dichte. Hart und wuchtig mochten es die Musiker schon immer, diesmal agieren sie sehr prägnant und auf den Punkt –  keines der elf Stücke dauert mehr als sechs Minuten. Gastbeiträge von Christian Meyers an der Trompete und Fretless-Bass-Virtuose Steve DiGiorgio (u.a. Testament, Sadus, Death) erweitern das Klangspektrum auf überaus interessante…

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11.5
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(47:20, CD, Polydor / Universal, 1976) / (38:14, CD, Polydor / Universal, 1977) Ein kleine Zeitreise: Miguel Ríos erreichte in unseren Breiten Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre vor allem mit seiner Interpretation von „Freude schöner Götterfunken“ einen gewissen Bekanntheitsgrad. „A Song Of Joy“ eroberte 1970 den ersten Platz der Charts in Deutschland, Österreich und in der Schweiz und verkaufte sich weltweit sieben Millionen mal. Von diesem Erfolg angetrieben, schob der Spanier den von Ralph Siegel komponierten, deutsch gesungenen Titel „Sonnenschein und Regenbogen“ nach. Seine Schlager-Erfolgsgeschichte konnte er damit aber nicht fortsetzen – zum Glück! Denn anschließend wurde Ríos einer der bedeutendsten Rockmusiker auf der iberischen Halbinsel, sehr lange prägte…

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9.3
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(72:52, CD, InsideOut Music / Universal, 2016) Mit „All That You Fear Is Gone“ geht Headspace, die Band mit Sänger Damian Wilson (Threshold), Keyboarder Adam Wakeman und Bassist Lee Pomeroy (u.a. It Bites, Steve Hackett Band), in die zweite Runde. Sie im Pressezettel als Supergroup zu bezeichnen ist etwas zu großspurig, denn außerhalb des exklusiven Progzirkels wird kaum jemand die Namen der Beteiligten kennen. Mit dem Debüt „I Am Anonymous“ legten sie bereits ein mehr als ordentliches Prog-Metal-Album vor, das straighter komponiert war als man es von vergleichbaren Genrebands kennt. Headspace verzichteten auf zu viele epische Schlenker und ausuferndes Gefrickel. „All That You Fear Is…

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9.5
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(71:53, CD, Nature Studios, 2015) Der fast schon biografisch zu verstehende Albumtitel „We Never Said Good-Bye“ kündigte nach mehr als 17(!) Jahren ein neues Album von Amon Ra an. Bereits Ende letzten Jahres erschienen, ist es dennoch so etwas ein Blick zurück. Ein Großteil des Songmaterials entstand um das Jahr 2000, kurz nachdem die Jungs aus Bamberg mit Saga auf deren „Full Circle“-Tour in Deutschland unterwegs waren. Um sich nicht in eine Schublade pressen zu lassen, umschreibt die Band ihren Stil mittlerweile als „Storytelling-Rock“. In ihrer Musik finden sich vielerlei Einflüsse, die durch ausladende Melodiebögen und sinfonischen Bombast zusammengehalten werden. Eigentlich sollte…

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11.5
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(63:17 + 59:58, CD + DVD, Warner Music, 2014) Beschäftigt man sich intensiver mit der spanischen Rockszene, so kommt man um einen Namen definitiv nicht herum: Bunbury – mit  vollem Künstlernamen Enrique Bunbury, bzw. bürgerlich Enrique Ortiz de Landázuri Izarduy. In unseren Breiten kennt man ihn vor allem als Frontmann von Héroes Del Silencio, deren Hit „Entre Dos Tierras“ aus dem Jahr 1990 im allgemeinen Bewusstsein geblieben ist. Nach dem Ende der „Helden der Stille“, startete Bunbury eine überaus erfolgreiche Solokarriere, die ihn in Spanien und Lateinamerika heute noch große Hallen füllen lässt. Nicht, weil er den harten Rock seiner ehemaligen Band heraufbeschwört – er hat sich stilistisch weiterentwickelt: Nur noch…

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