Autor: Kristian Selm

Höre eigentlich alles quer durch den bunten Gemüsegarten des Progressive Rocks, vergesse dabei aber auch nicht den Blick über den Tellerrand hin zu "normaler" Rock- und Popmusik, auch wenn mir vom aktuellen Mainstream leider immer weniger gefällt.

11.0
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(65:22 + 73:50, DVD, CD + DVD, Radiant Records, 2016) Der Albumtitel ist in gewisser Weise programmatisch gewählt, denn „Alive Again“ ist ein weiteres Livealbum von Neal Morse und seiner Band, bei dem man eigentlich ganz schlicht Einleitung („Über die Veröffentlichungspolitik von Neal Morse zu diskutieren, ist an dieser Stelle sicherlich nicht zielführend, denn letztendlich kann jeder mündige Hörer für sich selbst entscheiden, ob er diese massive Live-Vollbedienung benötigt.“) und Resümee („In Summe ein Fest für alle Morse-Fans!“) 1:1 von der letzten Live-Veröffentlichung „Morsefest 2014″ übernehmen kann. Doch damit täte man der aktuellen Formation um Neal Morse Unrecht, denn neben seinen…

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8.8
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(51:59, CD, Frontiers Records, 2016) 2006 als sogenannte Prog-Supergroup gegründet, sind mittlerweile von der Erstbesetzung bei Circa: nur noch Yes-Veteran Tony Kaye an den Keyboards und der musikalische Tausendsassa, Multiinstrumentalist und Produzent Billy Sherwood übrig geblieben. Nüchtern betrachtet ist die aktuelle Rhythmusgruppe mit  Scott Connor (Schlagzeug) und Rich Tierney (Bass) eher austauschbar, denn Circa: ist in erster Linie ein typisches Sherwood-Projekt, von denen es neben seinem Solo-Schaffen sowie seiner Mitarbeit bei Yes (jetzt als Nachfolger des verstorbenen Chris Squire) und in deren Umfeld in den letzen Jahren eine kaum überschaubare Anzahl gab (u.a. Yoso, World Trade, Conspiracy). „Valley Of The Windmill“ lebt auf…

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10.5
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(58:57, CD, Mutiny Records / OMN, 2016) Das 2009 gegründete Power Trio Dream The Electric Sleep aus Kentucky setzt auf seinem aktuellen Longplayer „Beneath The Dark Wide Sky“ der eigenen Tradition folgend wieder auf mächtige Melodiebögen, wuchtige Kompositionen und  einen Alternative-Rock-Flair, der eigentlich eine größere Hörerschaft ansprechen sollte. Zwar fallen bei der Genre-Beschreibung des Labels auch Begriffe wie Progressive und Shoegaze, dennoch ist der sehr treibende Gitarrenrock der Amerikaner viel mehr auf harmonieseligen und traumhaft klingenden anspruchsvollen Mainstream getrimmt, als im Underground verwurzelt. Dies soll keineswegs als Kritik verstanden werden, denn handwerklich und von der bombastischen Ideenvielfalt her haben Dream The Electric Sleep…

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10.7
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(50:30, CD, Karisma Records / Soulfood, 2016) Natürlich kann man es sich bei Airbag in gewisser Weise sehr, sehr einfach machen und die Band ganz simpel als Pink-Floyd-Klon in deren späten Phase ab den 1980ern titulieren. Doch auch wenn die Parallelen recht offensichtlich sind, haben es die Norweger inzwischen geschafft, eine überaus eigene Färbung in ihren elegischen Artrock einzubringen. Wie bereits beim 2013er-Vorgänger „The Greatest Show On Earth“ ist hier einmal mehr ein gelungener Mix aus verträumten Nummern und ausladenden Longtracks auf Albumlänge vereint. Die Band setzt in erster Linie auf viel Atmosphäre, souveräne Melodien und schwebende Arrangements mit leicht melancholischer Grundausrichtung, und verzichtet…

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10.5
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(53:24 + 55:35, CD, DVD, InsideOut Music / Sony Music, 2016) Das 2004er-Ayreon-Album „The Human Equation“ gehört sicherlich zu den am aufwändigsten arrangierten Werken von Arjen Anthony Lucassen. Mit jeder Menge Gastsänger/-innen wurde damals die Geschichte von einer sich nach einem Autounfall im Koma befindenden Person erzählt, die während einer zwanzig Tagen andauernden Phase bis zum Aufwachen mit ihren Erinnerungen und Gefühlen kämpfte. Im September 2015 wurde dieses Konzeptwerk als opulente Musical-Produktion während vier Tagen vor ausverkauftem Haus im Nieuwe Luxor Theater in Rotterdam präsentiert, wobei man den letzten Abend für eine CD-/DVD-/ Blu-ray-Veröffentlichung mitschnitt. Die knapp zweijährigen Vorarbeiten für…

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11.5
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(72:34 + 79:32, CD, DVD, InsideOut Music / Sony Music, 2016) Erste unbedachte Reaktion: Schon wieder ein Livealbum von Steve Hackett, ist das wirklich nötig? Doch bereits beim ersten Hördurchgang wird klar: Dieses Album ergibt Sinn, auch wenn in den letzten Jahren bereits „Genesis Revisited: Live at the Royal Albert Hall“ (2014), „Genesis Revisited: Live At Hammersmith“ (2013) und „Live Rails“ (2011) erschienen sind. Sinn deshalb, da man auf „The Total Experience“ wieder mal ein etwas anderes Programm aus der umfangreichen Historie des englischen Gitarristen geboten bekommt. Da wären zum einen diverse Ausschnitte aus seinem letzten, sehr guten Studioalbum „Wolflight”. Dazu…

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10.5
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(59:50, CD, Cuneiform Records, 2016) In den 90ern bzw. Anfang der 2000er-Jahre  waren Deus Ex Machina überaus gern gesehene Gäste bei einschlägigen Progfestivals, wie z.B. dem Progfest in Los Angeles (1995) oder dem NEARfest in Bethlehem, Pennsylvania (2001). Die Band punktete dabei vor allem mit einem recht vertrackten Stilmix zwischen südeuropäisch gefärbtem Progressive/Avantgarde und 70s-Hard- und Jazz Rock, dem in den frühen Jahren exaltierter Gesang des stimmgewaltigen Frontmanns Alberto Piras in lateinischer(!) Sprache beigemischt wurde. Leider gelang den Italienern nie der ganz große Durchbruch. In den letzten Jahren wurden Auftritte und Veröffentlichungen immer rarer, jedoch erspielte man sich über all die Jahre einen veritablen…

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(51:41, CD, Cuneiform Records, 2016) Cuneiform Records beschreibt eigentlich sehr passend und auf den Punkt, was Bent Knee auszeichnet: „Rock für die denkende Person“, bzw. „Band ohne Grenzen“. Wer bereits den grandiosen Vorgänger „Shiny Eyed Babies“ kennt, wird nicht darüber überrascht sein, was er auf dem Nachfolger „Say So“ zu hören bekommt. Und vielleicht auch nicht darüber, dass die Band aus Boston inzwischen beim Avantgarde-Label Cuneiform gelandet ist. Bent Knee sind sich absolut treu geblieben, man bekommt von ihnen noch immer eine sehr organische und kunstvolle Melange aus Art Rock, Pop und Avantgarde zu hören, die ihresgleichen sucht. Die düsteren Texte, die sich um den steten…

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11.5
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(61:27 CD, InsideOut Music / Universal, 2016) Bereits mit dem 2013er-Vorgänger „The Mountain” setzten Haken ein großes Ausrufezeichen, die CD/Vinyl-EP „Restoration“ war mehr als Aufbereitung ihrer Historie zu sehen. Nun kehrt die britische Band mit einem Paukenschlag zurück: „Afffinity“ bietet großes, hymnisches und  pompöses Prog-Kino vom Feinsten. Auch wenn die Band für das Album als Inspirationsquelle überraschenderweise die 80er anführte, wie z.B. „90125“ von Yes, „IV“ von Toto oder King Crimsons „Three Of A Perfect Pair“, so ist das Resultat doch etwas ganz Eigenes, das gar nicht unbedingt auf die angeführten Wurzeln schließen lässt. Klar gibt es ein paar Anleihen mit klebrigen…

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11.0
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(46:34 CD, InsideOut Music, 2016) Als Schreiber neigt man dazu, Musik in Schubladen zu stecken. Das missfällt verständlicherweise mitunter den Künstlern, macht es jedoch einfacher, dem Leser eine musikalische bzw. stilistische Richtung zu verdeutlichen. Bei Messenger ist die plakative Einordnung nicht ganz so simpel, selbst wenn die Londoner Band auf einen traditionellen Rockansatz in schlichter Fünferbesetzung mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboards setzt. Doch sie spannt bei Kompositionen jenseits der Fünfminutengrenze nuancenreich einen recht weiten Bogen, den jede Menge sphärischer Momente zusammenhalten. So verfügt der Album Opener ‚Calyx’ über einen psychedelischen Alternative-Rock-Anstrich, verliert sich aber im letzten Teil in einem euphorischen, sich immer mehr steigernden majestätischen…

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