Autor: Kristian Selm

Höre eigentlich alles quer durch den bunten Gemüsegarten des Progressive Rocks, vergesse dabei aber auch nicht den Blick über den Tellerrand hin zu "normaler" Rock- und Popmusik, auch wenn mir vom aktuellen Mainstream leider immer weniger gefällt.

11.0
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(36:24, CD, Tempus Fugit / SPV, 2017) Seit vielen Jahren werkeln King Crimsons Schlagzeuger Pat Mastelotto sowie Gitarrist und Produzent Markus Reuter in diversen Formationen zusammen, unter anderem bei The Crimson ProjeKCt, Stick Men und Tuner. Auf dem aktuellen Album “Face” firmieren sie nicht mehr unter einem Projektnamen, sondern benutzen die eigene Nomenklatur. Das mag damit zusammenhängen, dass sie für die Fertigstellung von “Face” knapp zehn(!) Jahre benötigten bzw. für den mehr als 36-minütigen Mammut-Track eine Plattform wählen wollten, die keinen direkten Bezug zu bisherigen Kooperationen herstellt. Obwohl das mit einem surrealen Artwork von Adam Jones (Tool) präsentierte Werk eine sehr eigenständige musikalische Reise repräsentiert, scheinen doch immer wieder jene leicht crimsonesken, elektronischen…

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7.0
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(54:09, CD, New Music Green Tree, 2017) Jeder Bewunderer sinfonischen Progressive Rocks der 70er-Jahre stößt irgendwann auf formidable Kleinode wie “Four Moments” von Sebastian Hardie, das namenlose Debüt von Maxophone und unweigerlich auf “Garden Shed” von England. Die Band lieferte mit ihrer einzigen Platte ein veritables Kultalbum ab, das sich vor Veröffentlichungen namhafter Genre-Größen jener Ära keineswegs zu verstecken brauchte. England hatten jedoch das Pech, etwas zu spät – nämlich erst 1977 – auf den Plan zu treten. Zu einer Zeit also, als Progressive Rock auf dem absteigenden Ast war und Punk frischen Wind in die Musikszene blies. Da nützte es auch nichts, dass die Band beim damals recht bekannten Arista-Label landete. Die Gruppe…

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10.5
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(52:00, CD, InsideOut Music / Sony Music, 2017) Hinter The Mute Gods scheint doch etwas mehr als nur ein kurzfristiges Projekt zu stecken. Denn knapp ein Jahr nach dem formidablen Debüt “Do Nothing Till You Hear From Me” liegt bereits das Nachfolgewerk des Trios mit Nick Beggs, Roger King und Marco Minnemann vor. Die Band beschäftigt sich hier mit menschlichen Befindlichkeiten und der  Zerbrechlichkeit der Weltordnung. Auch wenn sie  dementsprechend musikalisch etwas düsterer, melancholischer und in Nuancen deutlich härter unterwegs ist, gelingt doch einmal mehr ein spannungsgeladener Ritt zwischen diversen Stilen. Ob nun poppige, griffige Melodien, vertrackte Instrumentalpassagen oder wuchtiger, tiefgründiger Art- und Progressive…

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11.0
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(58:52 + 54:53, CD, Cuneiform Records, 2017) Ein etwas schräger Humor gehört seit jeher zum guten Ton der Ed Palermo Big Band. Das Album hält, was der ironische Albumtitel verspricht. Es bietet nämlich fast ausschließlich Titel der britischen Musikinvasion der 60er und 70er, von einem 18-köpfigen Ensemble jazzig swingend neu interpretiert. Beschäftigte sich Saxophonist, Komponist und Arrangeur Ed Palermo aus New Jersey in der Vergangenheit vor allem mit dem Oeuvre von Frank Zappa, so präsentiert er auf diesem Doppeldecker in gewohnter Bigband-Manier einen recht bunten Strauß wunderbarer Melodien und Lieder, die ein sehr breit gefasstes Spektrum von u.a. The Beatles (‘Eleanor Rigby’, ‘Tomorrow Never Knows’, ‘Don’t Bother…

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11.5
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(45:00, CD, Cuneiform Records, 2017) Cuneiform Records geben der schreibenden Zunft auf ihren Presseinfos immer knappe HInweise dazu, wie man ein Album einordnen kann. Bei den seit den frühen 80ern existierenden Thinking Plague tut sich das Label damit schwer. Es liefert als Stilbeschreibungen gleich mehrere Begriffe, nämlich Rock, Avant-Progressive, Art Rock, Post Rock, Post Classical. Diese Vielseitigkeit ist der große Vorteil der amerikanischen Band um Gitarrist und Bandleader Mike Johnson, darin liegt ihr hoher Überraschungsfaktor. Im Englischen gibt es für ihre Musik den recht passenden Begriff “wacky”, was man mit verdreht, verrückt, exzentrisch oder auch schrullig übersetzen kann. Genau so ist sie, die Musik von Thinking…

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11.0
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(55:17, CD, Superball Music / Sony Music, 2017) Rockmusik mit Flamenco-Einfluss funktioniert sehr gut , das haben Prog-Bands von der iberischen Halbinsel wie Alameda, Azahar, Cai und Triana bereits in den 70ern bewiesen. Diese nur scheinbaren Gegensätze greifen nun auch die Instrumentalrock-Band Toundra und der Flamencokünstler Niño de Elche unter dem Projektnamen Exquirla auf. Sie trafen bei einem Festival in Cadiz erstmals aufeinander und waren voneinander so fasziniert, dass sie anschließend gemeinsam bei einer Veranstaltung des spanischen Rockmagazins Mondosonoro spielten. Dies wiederum mündete in die Zusammenarbeit für “Para Quienes Aún Viven”. Ergebnis der fruchtbaren Interaktion ist ein Mix aus euphorischem traditionellen Flamcenogesang und ausschweifenden, von Gitarrenwänden geprägten Klängen irgendwo zwischen…

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12.0
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(43:32, CD, InsideOut / Sony Music, 2017) Tim Bowness zum Vierten. Mit dem Vorgänger “Stupid Things That Mean The World” erreichte der Brite mit der markanten Stimme die Top 10 der offiziellen britischen Rock Charts, nun legt er mit seinem Konzeptalbum “Lost In The Ghost Light” ein weiteres, ambitioniertes Werk vor. Gemixt und gemastered hat es sein No-Man Kompagnon Steven Wilson. Inhaltlich wird hier eine interessante Thematik aufgegriffen: Es geht um die Reflektionen eines fiktionalen Classic-Rock-Musikers über seinen Anspruch an sich selbst, über Ambitionen, Kommerz und das Familienleben abseits des Starseins, sowie um die Angst vor jüngeren, wesentlich vitaleren Künstlern. Nicht nur Bowness’ vokale Eigenständigkeit bleibt…

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12.0
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(44:43, CD, Craft Pop Records / Republic Of Music, 2016) Auch dem Autor dieser Zeilen rauscht hin und wieder mal eine Band durch das Prog-Erkennungsraster. So kam es, dass die Moulettes erst mit ihrem vierten Album “Preternatural” im  Beuteschema landeten. Aber egal, besser spät als nie. Es lohnt sich, diese bereits 2002 gegründete britische Band zu entdecken. Die spannenden Grundzutaten des vitalen Quintetts sind im Art Rock, in verschrobenem Folk Rock und in kunstvollem Pop zu finden. All das vermengt die Band recht vielseitig. Wer jetzt noch auf nennenswerten Prog-Bezug wartet, dem sei verraten, dass hier Bassist Jim Mortimore, der Sohn des einstigen Gentle-Giant-Schlagzeugers Malcom Mortimore (“Three Friends”) mit von der…

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11.5
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(68:16 + 73:15 + 60:08, CD, DVD, Repertoire Records, 2016) “Live At The BBC Sight & Sound” ist so etwas wie die historische Fortsetzung der Alben “DeLane Lea Studios 1973” und “Academy Of Music 1974”.  Die hier vertretenen drei CDs und eine DVD decken den Zeitraum von 1975 bis 1978 ab, als sich Renaissance auf ihrem künstlerischen und kommerziellen Höhepunkt befanden. Dass die Band sowohl spieltechnisch als auch kompositorisch ein beeindruckendes Level erreicht hatte, dokumentiert in erster Linie die DVD/CD, die einen rund einstündigen Auftritt bei “BBC Sight & Sound” im Jahr 1977 im Londoner Golders Green Hippodrome präsentieren. Interessant, dass in diesem Sendeformat Renaissance die…

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9.5
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(45:12, CD, HC Productions, 2017) Wer schon in Indonesien war, dem mag der Begriff Jam Karet ein Begriff sein. In der ungefähren Bedeutung als “Gummizeit” übersetzbar, passieren Dinge nicht immer sofort, ist nicht alles nach europäischen Maßstäben planbar. Seit mehr als 30 Jahren existiert die nach diesem Phänomen benannte amerikanische Instrumentalband Djam Karet, die sich im übertragenen Sinne auch viel Zeit für ihre Veröffentlichungen nimmt und bei deren Stilmix sich nicht alles in ein vorhersehbares Korsett zwängen lässt. Das letzte Studioalbum “Regenerator 3017” liegt mittlerweile drei Jahre zurück. Beim 18.Werk der in Südkalifornien ansässigen Gruppe waren wieder alle vier Gründungsmitglieder zu einem gewissen…

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