(40:33; Vinyl, CD, Digital; The Lasting Dose Records, 09.08.2024) Die Obergs Jan und Sabine, sonst noch in Projekten wie Grin und Slowshine aktiv, reaktivieren zusammen mit dem neuen Schlagwerker André Klein, sechs Jahre nach dem letzten Release, ihr Earth Ship und präsentieren sich aufgeräumt, facettenreich und sophisticated wie noch nie. Was im Umkehrschluss aber nicht bedeutet, dass sämtliche Eigenschaften, die das Sludge-Flaggschiff bisher auszeichneten, über Bord geworfen wurden. Jan Oberg wartet immer noch mit fiesen Growls auf, während der Sound zum Großteil die Brachialität und Kompromisslosigkeit vergangener, heroischer Tage erreicht. Aber es sind die Feinheiten, auf die es hier ankommt.…
Autor: Carsten Agthe
(45:56; Vinyl, CD, Digital; Tonzonen Records/Cargo, 27.09.2024) Ihrem Namen alle Ehre machend katapultiert uns der Nazca Space Fox weit hinaus zu dem Asteroidengürtel, in welchem der Zwergplanet Ceres seine Kreise um die Sonne zieht. Im Gegensatz zu bekannten Aufnahmen in monochrom präsentiert sich dieser hier aber lebendig und überaus farbenfroh, wie von Lavalampen bestrahlt. Auf ihrem dritten Werk nehmen uns die Frankfurter mit auf einen Kurztrip in die näher gelegen Regionen des Sonnensystems, gleiten auf dem sphärisch-relaxten ‘Weltraumwind’ und kommunizieren mit dem mit viel Nachhall belegten ‘Echo Control Device’. Hier können die kosmischen Soundmalereien schon einmal 15 Minuten auf der…
(38:40; Vinyl, Digital; Ripcord Records, 06.09.2024) Solars existieren tatsächlich schon einige Jahre, weswegen es verwundert, dass mit “A Fading Future” nun, nach etlichen Single- und EP-Releases, das erste ‚richtige‘ Album des Post-Rock-Kollektives aus Birmingham erscheint. Wie auch sonst ist der Begriff Post Rock auch bei Solars recht ausschweifend zu definieren, spielt die Band doch einen Sound, der gleichsam Mächtiges mit Verspieltem sowie Metallisches mit fein Ziseliertem umfasst. Womit ein Track nicht einfach ein Track, sondern tatsächlich ein überaus wendungsreiches Unterfangen ist, das, wie etwa mit ‚A Hill To Die On‘, gar den Twist von Garage-infiziertem Lo-Fi-Semi-Punk bis hin zu melodiösen…
(52:27; Vinyl, CD, Digital; Disco Gecko, 06.09.2024) Schon Philip K. Dick fragte einst, vor Jahrzehnten, “Do Robots Dream Of Electric Sheep?” und war der Zeit hier schon um eben jene Zeitspanne voraus. Es geht dabei um jene „Electric Sheep“ und die mittlerweile allseits anzutreffende KI, die bei Toby Marks eines der Traumata darstellt, welche die Themen zum neuen Album, übrigens dem ersten seit dem 2016er Longplayer “The 9th Of Nine Hearts”, darstellen. The creation of the album was informed by both family and global issues: declining health in both my parents was overshadowed by ongoing wars around the world, inducing…
(35:41, Vinyl, Digital; Clostridium Records, 13.12.2023, LP September 2024) Nun also auch auf Vinyl. Und zwar bei den in dieser Hinsicht überaus emsig agierenden Clostridium Records. Eigentlich begeisterten uns die Chilenen schon seit ihrem Debüt “Darkness Emotion” von 2018. “Floating” kam dann Ende 2023. Erst auf der bandeigenen Homepage als digitale Veröffentlichung, später via Smolder Brain Records auf CD. Da blieb nur noch die Option Vinyl, die nun auch abgehakt ist. Es lohnt sich allemal, spielen The Polvos! doch einen überaus schmissigen Psychedelic Rock, der ab und zu in Fahrwassern von Acts wie Hawkwind oder Monster Magnet Schwung holt, nur…
(43:17, Vinyl, Digital; Clostridium Records, 11.04.2024) Arno Boytel gibt sich auf seinem neuen Oeuvre als Orakel und hat es auch nicht nötig, diesen Status mit jemandem anderen zu teilen. Solistisch sumpft der französische Multiinstrumentalist hier unterschwellig in psychedelischen Refugien, die sich eher dem Lo-Fi verpflichtet sehen. Eine Menge akustisches Instrumentarium auf der einen, verzerrt Semi-Krautiges auf der anderen Seite verhelfen “The Oracle From The Windy Road And His Coloured Dimension” zu einem gewissen Flair, das ein wenig verschroben wirkt. Aber, so ist er, der Arno Boytel, der dann auch alles zitiert, was Rang und Namen hat. Angefangen bei Early Pink…
(41:36, Digital; Art As Catharsis, 13.09.2024) Der Albumtitel des dritten Zeitgeber-Fulltimers spricht für sich: “Fellow Prisoners Of The Splendour And Travail Of The Earth – Part 1”. Zwischen melancholischen Pianofiguren und abstrakten, jazzaffinen Drum Patterns setzt der australische Multiinstrumentalist Evan McGregor (Hashashin, HELU) thematisch voll auf Anspruch und kreierte zusammen mit Phillippa Murphy-Haste (Klarinette, Viola) und Tim Brown (Gitarre) ein Werk voller Anmut und innewohnender Schönheit. Ausgerichtet an dem Schaffen von Acts wie GoGo Penguin, Dawn Of Midi und dem Portico Quartett ist das Album ein Quell sprudelnder Kreativität und semi-jazziger Exzesse. The songs themselves go deeper into specific concepts…
(37:11; MC, Digital; Le Mont Analogue, 20.06.2024) Drones im überschaubaren Format. So kommt Demetrio Cecchitellis “Jump” dann mit seinen elf Tracks auf gerade einmal 37 Minuten. Bei gleicher Anzahl hätten diverse KollegInnen schon fünf Alben randvoll bespielt. Aber eben das scheint nicht unbedingt das Ding des Italieners zu sein, der sich hier eben nur mit Soundfragmenten begnügt, die dafür gemacht scheinen, ins Uferlose abzudriften, hier aber an der kurzen Leine gehalten werden. Eingefangene Stillleben von Meeresrauschen (‘Each’) oder Spaziergängen (‘Acrobat’) beleben die aus dezenten, den Mindestanforderungen erfüllenden Geräuschkulissen bestehenden Tunes, die, an Beispielen wie ‘Disappearing’, ‘Oxygen’ oder ‘Polanze’, kaum einmal…
(57:51; Vinyl, CD, Viny, Digital; Season Of Mist, 06.09.2024) Was für ein Debüt! Vestige erschaffen eiskalte Soundgemälde zwischen Shoegaze und Metalcore, in denen vor allem Sänger Théodore Rondeau alias Naraka mit seinen wechselhaften Vocals im Zentrum des Geschehens agiert. Der französische Vierer offenbart sich hier, auf “Janis”, mit einer Wucht, die kaum zu steigern ist. Dabei ist das Wechselbad der Gefühle, aus brachialen Entgleisungen mit einem sich berserkerhaft gebärdenden Rondeau und fast schon friedvollen Momenten der Spannungsbogen, der hier für vielschichtige Emotionen sorgt. Versöhnlich, ja, ein wenig zu versöhnlich, starten Vestige (dtsch. “Überbleibsel”) mit dem semi-instrumentalen Opener ‘Different’, ehe mit…
(34:21; Vinyl, CD, Digital; Kapitän Platte/Cargo Records, 08.03.2024) Mick Torres bringt es an dieser Stelle wohl zu einiger Berühmtheit, schließlich möchte man googelnder Weise doch nun wissen, wer diese ominöse Gestalt ist, welche das Chatte-Royal-Debüt im Titel trägt. Und obwohl man fündig wird, handelt es sich hierbei doch nur um einen fiktiven Charakter, der sich an dieser Stelle jedoch anmaßt, ruhestörenden Lärm abzusondern. Lärmen tun auch Chatte Royal übermäßig und sind obendrein nicht verlegen, auch noch Vollgas zu geben. Aber dieser Lärm ist meilenweit davon entfernt, in irgendeiner Art ruhestörend zu sein. Die Instrumentalband von We-Stood-LikeKings-Gitarrist Diego Di Vito ist…
(44:11, Vinyl, Digital; Lay Bare Recordings, 06.09.2024) Zwei Jahre nach Gründung erheben sich Coltaine mit ihrem Debütalbum gar mächtig aus den dunklen Niederungen des Schwarzwaldes. Und der Holländer Michel (und nicht nur der) jubiliert. Wie ein tiefschwarzes Gewitter senkt sich die Band um Sängerin Jules herab auf die Baumwipfel und bricht ohne Vorwarnung los. Und zwar mit ‘Mogila’, einem achtminütigen, von Donnergrollen begleiteten Unwetter in psychedelisch geprägtem Post Metal. Und da dürfen auch Growls nicht fehlen, um die beunruhigende, sich auf dem Kipppunkt zum Wahnsinn befindende Stimmung zu verstärken. Hier befindet man sich tatsächlich auf “Forgotten Ways”, bei denen man…
(41:00; Vinyl, CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 06.09.2024) “Back To The Shop” in der Doppel-Betreuung Teil 1: Carsten Agthe Im letzten Jahr erschien mit “Back From The Shop” schon einmal ein mächtiges Statement in riffgewaltigen Stoner Rock, das einem schier die Ohren freigepustet hat. Nun folgt mit “Back To The Shop” quasi der Nachschlag, der – gebündelt mit dem Vorgänger – jetzt das Van-Groover-Fulltime-Debüt abgibt. Sortiert nach Dringlichkeit (auf dem Vinyl das Aktuelle zuerst) beziehungsweise nach Erscheinungsdatum (die CD kommt mit dem letztjährigen Release an erster Stelle) werden hier die Prioritäten unterschiedlich verteilt. Aber eben das ist tatsächlich nebensächlich, da uns die…
(45:44; Vinyl, CD, Digital; Jansen Records, 06.09.2024) Nach “Love” (2020) nun “Mercy”. Quasi das Schwesteralbum zum Vorgänger. Das eine in Rot, das andere in Blau gehalten. Macht Sinn, sind beide Werke doch unterschiedlich wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Während ‘Love’ ein Rockalbum war und voller Opulenz und Pathos erstrahlte, geht es der Devil-&-The-Almighty-Blues-Gitarrist hier, auf “Mercy”, eher ruhiger an. Wenn nicht sogar ganz ruhig. Und befindet sich thematisch und auch gefühlstechnisch auf der dunklen Seite. In der Tradition von Bob Dylan, Nick Drake oder Neil Young genügt ihm dieses Mal die akustische Gitarre zur Untermalung seines Leidensweges (inklusive einiger…
(38:03; Vinyl, CD, Digital; OMN Label Services, 19.04.2024) Schon mit ihrem Debüt wollen Monomers alles wissen und knallen uns einen Garage-Punk-Pop-Brocken vor den Latz, dass uns wahrlich Hören und Sehen vergeht. Das Trio, bestehend aus Eva-Maria Heine, Denis Wagner und Tino Kandal, kann zwar nicht unbedingt Neues zu der Gesamtsituation beitragen, das aber dafür um so rotziger. Die zehn von einem Olman V. Wiebe (Smile, Jupiter Jones, Ohrenfeindt) mitproduzierten Tracks machen klar, das Monomers nicht nur viel, sondern einfach alles wollen. Zwar sind zwischen diesen nur nuancierte Änderungen bemerkbar, “Elusive” rutscht in einem Anlauf und ohne besonderen Vorkommnisse durch, aber…
(40:49; Vinyl, CD, Digital, Pelagic Records/Cargo, 30.08.2024) Sind sie zu stark, bist du zu schwach. Dann doch lieber einmal dezent Schwäche zeigen, denn was die unheilige schwedisch-schweizerische Allianz hier abliefert, ist Abriss in höchster Formvollendung. Wenn denn da noch Formen zu erahnen sind, wenn Tomas Liljedahl (Breach, The Old Wind) sowie Christophe Macquat und Marc Theurillat (Ølten) einmal zuschlagen. Die Gitarren malträtieren sich zu brachialer Härte, auf welcher Liljedahl den Totentanz vollführt. ‘For Fear Of Coming’ heißt eine der bösfiesen Soundkatakomben, die Norna hier für uns öffnen. Und eigentlich ist keine weitere Erklärung vonnöten. ‚…because, as broken, discordant and disgusting…
(58:57, Vinyl, Digital, Momeatdad Records, 30.08.2024) Mit Folk hat “Folklórica” ungefähr so viel zu tun wie vegane Bratwurst mit Bratwurst. D.h. bis auf den Namen … nichts! Eher frönt der SVIN-/ Klimaforandringer-Gitarrist Lars Bech Pilgaard hier seinen Vorlieben für Experimentelles. Und das auf vier (!) Albumseiten. Weil es die “Folklórica” eben nur auf Vinyl gibt. Eingeteilt in die Unterkapitel ‘Bowed guitar’ (Side A), ‘Prepared acoustic guitar, banjo’ (Side B) sowie ‘Electric guitar’ (Side C & D, hier jeweils mit seitenfüllenden Tunes) lässt der dänische Virtuose seinen Inspirationen freien Lauf und die Pferde (wie im abschließenden ‘Land Of Fire, Winds Of…
(56:46; Digital; bi-za Records, 07.07.2024) Nach “Vom Winde Verwöhnt” sowie “6 Sells (Cigarettes & Secrets after SEX)” ist “Still Alive” nun schon die dritte Hagen-Von-Bergen- aka Hargest-Darken-Veröffentlichung in 2024 und man ist schon geneigt, den alten Hans Hartz (Gott hab’ ihn selig) mit “Ich lebe noch” anzuführen, so lebhaft und agil agiert der Künstler. Vier Tunes enthält “Still Alive”, allesamt und aus Prinzip über zehn Minuten dauernd. Das macht Sinn, bei den Klangkathedralen, die ein Hagen von Bergen auch hier inszeniert. Klangkathedralen, die bis hin zu synthetisch generierten Jubelchören reichen, die scheinbar vom Olymp zu uns herunterschallen, (‘Still Alive’) und…
(38:05, CDr, Digital, Sound In Silence, 19.06.2024) Post Rock mit Dulcimer. Klingt nicht nur abenteuerlich, sondern ist es auch. Für Sound In Silence-Verhältnisse kommt das fünfte Album des Joel Hanson Projects überaus rockig und aufgeweckt, auch wenn es gerade noch den Labelslogan entspricht. Dieses Mal zusammen mit den Gitarristen Ross Halden und Aaron Kesher, den Bassisten Bradley Hanson und Josh Larson, Joel Smith an den Percussionen und der zweiten Dulcimer sowie Peter Hollo (Cello) und Sara Kemp (Violin) wird hierbei Post Rock in seiner melancholischsten und kammermusikalischsten Form dargeboten, der hin und wieder “rockt” (‘Non-Aggregat Pac’), vor allem aber harmonisch…
(41:04, Vinyl, Digital; Tonzonen Records/Soulfood, 23.08.2024) Mit 22 regulären Alben und jeder Menge Live-Stuff gehören Vibravoid sicher zu den Besserveröffentlichern. Weil man sich eben nicht lumpen lässt und alle eineinhalb Jahre eine neue Platte raushaut. Und das seit nunmehr über 35 Jahren. Fast schon prophetisch äußern sich die Düsseldorfer (da Klingklangt doch tatsächlich etwas) mit „We Cannot Awake“, womit ein gemeinschaftliches Abhängen im Delirium schon naheliegt. Dabei Wave-rockt man hier auf ungewöhnliche Art und Weise, dass man annehmen könnte, Vibravoid hätten in den letzten Wochen und Monaten zu Acts wie den Sisters Of Mercy abgehangen (tatsächlich weist ‘The End Of…
(41:17; Vinyl, CD, Digital; Post.Recordings/dunk!records, 23.08.2024) I Hear Sirens begehen im nächsten Jahr ihr zwanzigjähriges Jubiläum, weshalb man die Band aus Salt Lake City schon irgendwie zu den Veteranen des Post Rock zählen kann. Drei Alben hat man schon auf der Habenseite, “Acheron” eingeschlossen. Man hat es also definitiv nicht eilig. Veredelt dafür aber seine edlen Soundstrukturen bis hin zu himmelhoch strebenden Monumenten. Dabei ist der Spannungsaufbau hierbei offensichtlichste Intention. Eine Intention, die aus jedem der acht hier enthaltenen Mächtigkeiten einen gehaltvollen Kraftakt in Post Rock macht. Womit der Bandname wieder einmal eine Bestätigung erfährt, geben sich doch Tracks wie…