(19:33; Vinyl, Digital; Tonzonen Records/Cargo Records, 22.11.2024) Diese Vier-Track-EP zeigt an, dass die Silverships hinsichtlich der Erzeugung von ganz speziellen Atmosphären beeindruckend versiert sind. Auf knapp 20 Minuten loten die drei Hamburger den Crossover aus Alternative und Psychedelic Rock flächendeckend aus und verbinden wohltuende Heavyness mit floydigem Bombast. Im Opener ‘Kingdom Of Decay’ klingt Sänger Nils Kock erst einmal croonerhaft wie ein Bryan Ferry. Nebenbei wird die Gitarre im fiesen ‘American Woman’-Style malträtiert. Das ‘Beast’ gibt sich tatsächlich als ein solches und attackiert auf Led-Zepp’schem Rock-‘n’-Roll-Stampf und riffiger Energie mit Freude die Hörerschaft. Mit ‘Nevermore’ wird noch einmal gewaltig die…
Autor: Carsten Agthe
»Es gibt auch Linien, die mich zu Experimenten inspirieren« Das war schon eine krasse Sache, als bekanntgegeben wurde, dass Axel Manrico Heilhecker Gitarrist bei Agitation Free wird, um mit den Krautrockern im Sommer einige Festivalgigs zu spielen. Krass weil der Gitarrist zu den innovativsten des Landes gehört, schon bei Wolf Maahn spielte, Chef der Harald Schmidt Band war und sich neben seinen Soloveröffentlichungen auch seit einigen Jahren einen Namen als Jimi Hendrix-Epigone macht… Wie kam es zu der “Anstellung” bei Agitation Free? War es eine Initiativbewerbung von Dir aus oder kam die Band auf dich zu? AMH: Die Band hat…
(53:19; Vinyl, CD, Digital, Stickman Records, 22.11.2024) Wieder einmal etwas Gehaltvolles aus dem Elder-/delving-Kosmos. Als ob man dort nicht schon genügend ausgelastet wäre, entwarfen Elder-/delving-Schlagzeuger Nick DiSalvo, dito-Gitarrist Michael Risberg und delving-Bassist Ingwer Boysen zusammen mit Gitarrist Ben Lubin (Lawns) ein neues Betätigungsfeld, passend betitelt mit Weite. Und dringen hiermit weiter in den Kosmos vor, welchen zu erkunden die Stammprojekte bisher Pionierarbeit leisteten. Zu Album Nummer zwei (das Debüt “Assemblage” erschien im letzten Jahr) stieß Keyboarder Fabien de Menou von Perilymph zum Ensemble dazu, womit der Weite-Sound eine noch größere Weite erlangt. Der instrumentale Vintagerock des neuen Quintetts, der zum…
(33:28, CD, Digital; Atypeek Music, 04.10.2024) Nach diversen EPs nun das Debütalbum der französischen Chanteuse. Selbst ist die Frau, und so zaubert Moonya ohne weitere Hilfe (bis auf Produzent David Fountaine) ein Album himmlischen, wahlweise in Französisch und Englisch intonierten Dream Pops, der in jeglicher Instanz auf ganz hohem Niveau rangiert. Ätherische Vocals arrangieren sich mit leicht groovenden Electronica. Die Tunes an sich kommen dezent tanzbar, aber dafür umso anmutiger und harmonischer. Peacefully, I let melancholy slip in, a sweet darkness rocked by the wind of loneliness, through the sweetness of loneliness, I request silence, silence is like a shining…
(15:54; Vinyl, Digital; Tonzonen Records/Believe, 27.09.2024) Traum sind ein Träumchen. Wenn man es so will. Nach einer Zwei-Track-7″ beim Label Hypnotic Bridge/Los Angeles zeigt sich das neue deutsche Psychedelic-Wunder nun bereit für Größeres. Und das kommt in Form einer Vier-Track-EP in schniekem Weiß, das alle Gourmets locker-flockiger Retro-Sounds zufriedenstellen müsste. Mit Fuzz, perlenden Zwölf-Saitern, mehrstimmigen Gesängen und jeder Menge Hall nehmen uns Traum mit auf eine Zeitreise, zurück in eine Ära, als die Welt, vor allem die musikalische, noch vollkommen in Ordnung war. Schon in ‘Shoeshine’ kommen Traum mit einem Monster-Fuzz, der ein Edwyn Collins (‘A Girl Like You’) vor…
(33:44; CDr, Digital;Sound In Silence, 27.09.2024) Zeit zum mentalen Abschweifen. Und Marta Mist bieten wieder einmal die ideale Basis dafür. Das aus Sophie Green (Her Name Is Calla) und Gavin Miller (aka worriedaboutsatan) bestehende kongeniale Duo ist nun auch schon seit 2010 aktiv und veröffentlicht mit “Windows” sein viertes Album. Mit sechs Tracks und einer etwas mehr als einer halben Stunde umfassenden Spielzeit ist das ‘Abschweifen’ hier dann schon ein wenig knapp bemessen, dafür entschädigt aber die soundtechnische Finesse, die trotz minimal gehaltener Arrangements an der Schwelle zur gehobenen Opulenz stehen. Postrockende Stillleben (das mit dem Rock darf man an…
(1:15:58; CD, Digital; Klonosphere Records/Season Of Mist, 15.11.2024) Was für ein Debüt! Septaria starten nicht erst einmal mit einer EP, um abzuwarten, was passiert und wie diese aufgenommen wird. Die junge französische Band will es tatsächlich gleich wissen und kommt mit einem Fulltime-Release, das mit seinen 76 Minuten das Format eines Doppelalbums besitzt. Ganze zwölf Songs knallen uns Hugo Thevenot (guitar/vocals), Hugo Leydet (drums), Baptiste Trébuchon (bass) und Maxime Ayasse (guitar/vocals) vor den sprichwörtlichen Latz, die aus einem Tohuwabohu der unterschiedlichsten Abarten des Post Metals gezimmert wurden. Nämlich von beängstigend sanftmütig bis brachial schädelspalterisch. ‘Moment Présent’, der Opener, bringt es…
(22:42; CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 09.09.2023) Was in dem Rostocker Vierer Inspierty steckt, ließ sich schon auf dem 2019er Debüt “Constellation” erahnen. Eben hier wurde viel mit Suspense gearbeitet, mit dem konsequenten auf das Ziel hinarbeiten. Nun kommt mit der Drei-Track-EP “Nature” quasi eine Interimsveröffentlichung vor dem nächsten Album. Wobei man sich hinsichtlich dieses Kleinformats ein “nur” verkneifen kann, setzen die Mecklenburg-Vorpommerianer dort an, wo uns das letzte Album mit dem Endsong ‘Drifting Into the Atmosphere’ zurückgelassen hat. Inspierty als Paraphrase: Vier Leute, rockige und melodiöse Gitarren, pulsierender Bass, durchdringendes Schlagzeug, atmosphärische Synthesizer. Übrig bleibt Post Rock. Der Bandname umschreibt schlichtweg:…
(41:15, CD, Vinyl, Digital; Ripple Music, 08.11.2024) Und wieder einmal ein Projekt, das als Supergroup gewertet werden kann. Die Norwegerin Pia Isaksen veröffentlichte als Pia Isa schon zwei Alben, auf denen ein gewisser Gary Arce als Gastgitarrist zu hören war, der immerhin auch bei solch angenehmen Zeitgenossen wie Big Scenic Nowhere, Yawning Balch, Yawning Man oder Fatso Jetson anzutreffen ist. Und da hier das musikalische Einvernehmen derartig harmonisch verlief, einigte sich das Duo darauf, zusammen mit dem Studiobesitzer und Schlagzeuger Dan Joeright (Earth Moon Earth, The Rentals) etwas Neues aus der Taufe zu heben. Tatsächlich nimmt sich die so entstandene…
(61:32, CD, Vinyl, Digital, The Drop/Indigo, 08.11.2024) Jetzt wird alles gut. Definitiv! Unsere liebsten Mellow-Dub-Chiller aus New Zealand kommen mit einem neuen Album. Dem sechsten offiziellen in der mittlerweile auch schon 25-jährigen Bandhistorie. Immerhin versüßte uns das Kollektiv um Sänger Dallas Tamaira die bleierne Zeit mit ihren Live-Mitschnitten „Lock-In“ und „Wairunga“ sowie der Remix-Compilation „Blackbird Returns“. Nun geht es überaus entspannt mit Dreifachgebläse und jeder Menge Soul’n Dubby Beats in den „Slo Mo“- Modus. “SLO MO ist die bisher stärkste Studiodarstellung einer Freddy’s Live-Show. Es fängt den undefinierbaren Freddy’s-Sound ein. Normalerweise bringen wir die Bühne ins Studio, und dieses Mal…
(1:07:08; CDr, Digital; Sound In Silence, 27.09.2024) Between the end of 2023 and mid 2024, Jon made around 4 hours of new music, nine selections of which are on “Sometimes It Seems Too Easy, Sometimes It’s Just So Hard”. Dann können wir ja beruhigt sein, dass es in diesem, von Jon Attwood aka Yellow6 vorgegebenen Tempo weithergeht. Obwohl seine Musik eigentlich und vor allem vollkommen Tempo-befreit funktioniert. Eben diese vier Stunden fanden schon Verwendung auf “Unfinished Music” und “Preparations” von Yellow6 sowie in “All These Past Lives”, der letzten Veröffentlichung von JARR, einer Kollaboration Attwoods mit Ray Robinson (Wodwo). Auf…
(44:04, Vinyl, Digital, Sulatron Records/Broken Silence, 08.11.2024) Die zweite Split-LP aus dem Hause Sulatron. Wobei die Betonung deutlich auf “LP” liegt, erscheint diese standesgemäß denn auch nur auf Vinyl. Hierfür hat sich Sula Bassana nebst Band selbst die Ehre gegeben, das Release mit den Skyjoggers zu teilen. Was durchaus Sinn macht, denn so könnten die finnischen Spacerocker ihre Anhängerschaft vergrößern. Mit den rockig-treibenden ‘Step One: Breathe/Step Two: Leviate’ sowie ‘Lightrunner’ von der letzten Veröffentlichung “27 Steps ‚til Sunlight” sowie den live mitgeschnittenen “…For Outer Space” offenbaren Skyjogger ihre besonderen Energien, die einen trotz intensiver Riffdichte und dem Sinn für intergalaktische…
(32:34; Vinyl, CD, Digital; Noisolution/Edel, 11.10.2024) Nach dem “Stress” (was eventuell etwas mit den Aufnahmebedingungen und der Gesamtsituation damals, 2021, zu tun hatte) nun “Gift”. Hier präsentiert uns das Trio Infernale wieder einen Himmel voller Punk- und Noise-Rock-Perlen, bei denen wir uns fragen müssen, wieso hier noch kein anderer daraufgekommen ist. Die Diven Katharina Ott-Alavi, Karoline Paschedag und Marie Westphal lassen dabei nichts anbrennen und präsentieren ein Album, das jedem Nörgler den passenden Finger zeigt und darauf hinweist, wo genau der Hammer hängt. Hochenergisch kommen wütende Statements in Punk wie ‘Rat Race’, ‘L.O.V.E. Forever’ und ‘Suck It Up’, ein ‘These…
(48:11, CD, Vinyl, Digital; Tape Capitol Music, 08.11.2024) Im Wüstenkrater blühen wieder die Bäume. Weil, die Caged Wolves kommen aus Wien und entfachen von hier einen heißen Wüstenwind. Und das from ‘Dusk’ till ‘Dawn’, die als Pro- und Epilog die Rahmenhandlung zum ersten Album der österreichischen Desertrocker abgeben. Nach einigen EP’s macht man nun Ernst und begibt sich dorthin, wo die Wüste am trockensten und unfruchtbarsten ist, nur um uns „A Deserts Tale“ in Reinformat zu präsentieren. Mit einigen Portionen Peyote in den Backentaschen lässt sich der Trip auch schwebend vollziehen, was trotz aller Heavyness dann auch die bevorzugte Variante…
»Alles, was über uns als Menschen hinausgeht« Das kann man sich nicht ausdenken. Nach dem Wechsel von Pelagic zu Kscope und wieder zurück haben die Franzosen deutlich Federn gelassen, das heißt, an Härtegrad verloren. Aber das muss ja nicht zwingend negativ sein. Auffallend bleibt dennoch, dass Klone mit ihrem sanftesten und pathetischsten Album zum eigentlich für seine stellenweise reichlich heavyesken und kompromisslosen Releases berühmt-berüchtigten Label zurückkehren – “The Unseen”. Grund genug, um das Gespräch mit Gitarrist Guillaume Bernard zu suchen… Knapp 30 Jahre Klone. Was meint ihr dazu – älter seid ihr mal sicher geworden, weiser auch? Guillaume: Ich finde…
(33:49; CD, Digital; My Redemption Records/Cargo, 18.10.2024) Der König ist tot, es lebe der König. Wenn man so möchte, ist diese Art von Grunge-kuschelndem Bluesrock seit Anfang der Neunziger relativ unsterblich. Auch mit ihrem zweiten Album halten es Atrio kurz und bündig, was sich positiv auf die Roughness und die Energie auswirkt. Das Frankfurter Trio hält sich überhaupt nicht lange mit eventuell störenden Nebensächlichkeiten und legt mit “The King” eine punktgenaue Landung hin, mit der man sich überhaupt nicht hinter irgendwie gearteten Parallelen verstecken braucht. ‘Rules Of The Game’, ‘Dangerous Calm’, ‘Shadow Of The Doubt’ – eben so müssen für…
(31:29; Digital; Eigenveröffentlichung, 30.08.2024) Sind sie zu stark, bist du zu schwach. Nach der letzten Materialschlacht in Chaos-Prog – “Extinction Level”, bei der wir ob der immensen Wucht der Darbietung wohl alle die weiße Fahne schwenken mussten, kommt nun quasi die Fortsetzung, die uns wieder einige Torturen erahnen lässt. Aber … “Afterglow” is the aftermath of the devastating “Extinction Level” album. For those who have gotten lost in the barren wastelands left behind by “Extinction Level”, here’s your fix. We heard you and we feed you with brand-new apparitions born in the deep trenches of our souls. Was hier nach…
(48:15; Vinyl, CD, Digital; Klonosphere Records, 15.11.2024) Ihre schon wesentliche Charakteränderung haben sich Wizard Must Die auf die Fahnen geschrieben – Prog! Sicherlich lässt sich aus einer Stonerband nicht von jetzt auf gleich ein Einhorn-verliebter Haufen machen. Aber die Tendenz ist erkennbar. “L’Or des Fous” hat erst einmal den Hang zu ausufernden Longtracks, was mit dem zwölf-minütigen ‘The Disappearance Of Camille Saint Saens’ gehörig auf die Spitze getrieben wird. Hier vermischt sich heavyesker Stoner mit progressiven Pianothemen und jeder Menge Breaks, welche gerade diesen Track immer wieder in eine andere Richtung drehen. ‘The Breach’, der mächtige Opener, verblüfft und verwirrt…
(40:50; Digital; Eigenveröffentlichung, 25.10.2024) Warum auch das dritte Album der brasilianischen Postmetaller (erst einmal) ausschließlich digital erscheint, bleibt ein Rätsel, ist doch wieder einmal die Produktion überaus hochkarätig – nach Größen wie Rhys Fulber, Matt Bayles, Kevin Ratterman und Chris Common, welche die vorhergegangenen Werke von Isaurian veredelten, ist dieses Mal ein Jesse Gander am Start, vgl. u.a. Brutus). Und erneut liefert die Band aus dem Distrito Federal do Brasil einen wahrhaftigen Hochkaräter in Sachen Post Metal ab. “The Pulsing Rush” ist hochatmosphärisch, wandelt in den Zwischenwelten von hochmelancholischer Tristesse und bildgewaltiger Euphorie, wobei das Yin und Yang…
(37:20; Vinyl, CD, Digital; Kapitän Platte/Cargo, 25.10.2024) Die Tranquilizer kann man, wenn denn benötigt, in diesem Fall weglassen, denn Julius Lind musiziert auf seinem Solodebüt auf einem Niveau, welches man schon einmal als vollkommen entspannt einnorden könnte. Der Action-&-Tension-&-Space-Frontmann realisierte hiermit seine ganz eigene Vorstellung psychedelisch krautiger Exzesse, wobei man das mit den Exzessen nicht zu eng bemessen sollte. Zusammen mit seinen Weirdos Richard Myklebust (The Megaphonic Thrift) und Eirik Kirkemyr (Gold Celeste) dreht der norwegische Jack Of All Trades die Zeit diskret zurück, erst bis in die Endachtziger/Anfangsneunziger, als Institutionen wie Spacemen 3 und The Darkside dezent am Lärmen…