Autor: Daaty

Dass der Prog-Virus hoch infektiös ist, musste ich bereits in meiner frühen Kindheit erfahren. Während meine Schulfreunde noch sorglos Ilja Richters Disco mit The Sweet und den Bay City Rollers schauen konnten, hatte mich mein älterer Bruder bereits in den frühen Siebzigern mit ELP und Yes verkorkst. Mein erster Radiorekorder und die LP-Hitparade von SWF3 gaben mir mit Genesis und Eloy dann den Rest.

(53:58, CD, MIG, 2018) Etwas überraschend wurde unser Team mit dem neuen Album des irischen Folk-Musikers Luka Bloom bemustert. Vermutlich dachte man sich bei der Agentur, dass der Ire auch unter Proggies Freunde hat. Hat er – vielleicht auch gerade weil er hierzulande auch immer wieder live zu erleben und zu bewundern ist. “Sometimes I Fly…” ist ebenfalls ein Live-Dokument, das Luka Bloom aus den Archiven von Radio Bremen zugesandt wurde. Er selbst war von den alten Aufnahmen so begeistert, dass er sie zusammen mit Brian Masterson bearbeitet und gemischt hat. Das Solo-Konzert aus dem Sendesaal von RB datiert vom 02. Dezember…

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(04:14:00, 2CD/DVD, Giant Electric Pea, 1993/2018) 12 Juni 1993 ca. 19:30, in der 77. Minute des DFB Pokalendspiels beendet Ulf Kirsten die Träume der Amateure von Hertha BSC vom Pokalsieg und einer echten Sensation. Während ganz Fussball-Deutschland, wenn nicht im Stadion, vor dem Fernseher saß, versammelte sich ganz im Westen des Landes vor der Stadthalle in Kleve die Anhängerschaft einer ganz anderen Veranstaltung. IQ, neben Marillion und Pallas die populärste Neo-Prog Formation der frühen Achtziger, lud zur Veröffentlichung des Albums “Ever” und der Rückkehr von Original-Sänger Peter Nicholls ein. Wer in der Szene etwas auf sich hielt, der kam aus…

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12.5
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(47:00, CD, Self-release/Bandcamp, 2018) Das versunkene Ruderboot unter der Eisdecke eines zugefrorenen Sees auf der Albumhülle gibt bereits einen ersten Hinweis auf die musikalische Ausrichtung von “Book Of Romance And Dust”, dem Debüt der schwedisch-britischen Formation Exit North. Leichte Kost wird man von den Protagonisten Thomas Feiner (Ex-Anywhen), Steve Jansen (Ex-Japan) und deren Kollegen Ulf Jansson und Charles Storm wohl auch nicht erwarten. Als stilistische Orientierungshilfe sei das Solo-Werk Jansens und auch das seines Bruders David Sylvian genannt. Auch der Schwede Thomas Feiner hat in der Vergangenheit mit dem Album “The Opiates” bereits seine Duftmarke auf diesem Terrain hinterlassen. Auf “Book…

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(43:21; CD/Vinyl; Saddle Creek; 2018) Es ist immer wieder erstaunlich welche Perlen die Indie-Szene in den USA hervorbringt. Ein wahres Kleinod beschert uns Sarah Beth Tomberlin mit ihrem Debüt “At Weddings”. Die heute 23-jährige Tochter eines Baptisten-Pastors hat nach eigenem Bekunden eine zunehmend unglückliche Jugend im ausnahmslos religiösem Umfeld ihrer Familie verlebt. Identitäts- und Glaubenskrise waren die Folge, der Weg zur Musik das Resultat. Zehn sparsam arrangierte Songs in denen Zweifel, Scham, Sehnsüchte und Sinnsuche den thematischen Rahmen abstecken, zeigen den erstaunlichen Weg einer jungen Frau aus dem Leben in einer religiösen Blase mit Home-Schooling, engen Rollenbildern und Verboten von…

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10.8
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(45:47, CD, Frontiers Records/Soulfood, 2018) “The Rules Have Changed” ist so ein Album, das alleine schon wegen seiner tragisch traurigen Vorgeschichte das Interesse der Prog-Gemeinde weckt. Als 3.2 wollten Robert Berry und Keith Emerson die kurzlebige Formation 3 wieder aufleben lassen. Jenes ELP-Spin-off hatte Ende der Achtziger mit dem Album “To the Power Of Three” in Prog-Kreisen eher Nasenrümpfen hervorgerufen, war damit allerdings in den USA zumindest leidlich erfolgreich. Emersons Freitod setzte diesem Vorhaben jedoch ein jähes Ende. Nach längeren Überlegungen, entschied sich Robert Berry aber letzlich doch, das Album im Sinne der ursprünglichen Pläne und Demoaufnahmen in Angriff zu…

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(34:06, 37:57; 2 LP, Sony Music/Legacy, 1983/2018) Immer wieder stolpert man als Musikliebhaber über skurrile Geschichten in Zusammenhang mit Veröffentlichungen berühmter Alben. Auch das im Juni 1983 erschienene Werk “Secret Messages” vom “Electric Light Orchestra” hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Jeff Lynne hatte im Vorfeld der Produktion eine besonders produktive Kompositionsphase, sodass während der Sessions zu “Secret Messages” nicht weniger als 18 Songs aufgenommen wurden. Nichts lag näher als aus “Secret Messages” ein Doppelalbum zu machen. Dass ELO in Sachen Doppelalben ein gutes Standing hatten, hatte bereits “Out Of The Blue” eindrucksvoll bewiesen. Aber nix da – Der Boss von CBS…

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14.3
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(04:02:53, 6LP, Rhino/Warner, 2018) Eine, neben den notorisch unterbezahlten Pflegekräften in deutschen Krankenhäusern, ebenfalls wenig zu beneidende Spezies sind fraglos die Auslieferungsfahrer von DHL und Co. Müssen sie doch tagtäglich die Auswüchse der Kaufwut der von den Toten auferstandenen Vinyl-Verrückten in deutsche Wohnzimmer kutschieren. Die Tage, in denen man ein solch sperriges Box-Set wie “The Steven Wilson Remixes” von Yes selber durch deutsche Innenstädte nach Hause tragen musste, sind lange, lange passé. Weihnachten ist also, wenn der DHL-Mann klingelt. Ach was, beim Genuss der im Boxset enthaltenen Scheiben “The Yes Album”, “Fragile”, “Close To The Edge”, “Tales From Topographic Oceans”…

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9.0
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(43:00/45:00, 2LP, Brain/Universal, 1982/2018) “Volle Molle” – Alleine der Titel dieses Livealbums ist schon ein Stück Zeitgeschichte. Diesen Ausdruck, oder ähnliche, verwendet kaum noch jemand.  Wie würde man das Werk heute betiteln? Preisfrage! Für den Rezensenten hat der Titel seit jeher einen etwas provinziellen Anstrich, der durch die Covergestaltung noch zusätzlich verstärkt wird. Sicher zu unrecht, denn immerhin beschließt das Album eine Ära einheimischer Rockgeschichte. Bei der Veröffentlichung war es aufgrund des Einspruchs der Plattenfirma eine halbgare und auf eine LP-Länge gestutzte Angelegenheit mit etwas eigenwilliger Titelauswahl. Erst die aktuelle Wiederveröffentlichung auf zwei LPs macht aus “Volle Molle” das, was man…

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8.0
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(51:35,  CD, Golden Robot, 2018) Es war einmal ein Schlagzeuger, dem die Freude an seinem Spiel von einem Produzenten aus dem Leib getrieben wurde. So geschehen 1987 in Los Angeles während der Produktion des Albums “Starfish” der australischen Indie-Legende The Church, als das Produzententeam Waddy Wachtel/Greg Landanyi dem Schlagzeuger Richard Ploog die stoische Präzision eines Drumcomputers abverlangte. Das Ende vom Lied war Ploogs Ausstieg bei The Church während der Produktion des Nachfolgealbums “Gold Afternoon Fix”. Ploog zog sich im Folgenden sogar komplett aus dem Musik-Business zurück. Erst fast 30 Jahre später scheint Ploogy, wie ihn Steve Kilbey in seiner (auch…

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11.3
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(55:26, CD, RCA, 2018) In den USA stürmt Dave Matthews Band regelmäßig von null auf Platz eins der Billboard 200, wenn sie ein Album veröffentlichen. Von solchen Verhältnissen kann man hierzulande angesichts der hiesigen Charts-Tristesse nur träumen. Folglich ist Dave Matthews in den USA so etwas wie Mainstream. Den gemeinen deutschen Mainstream Hörer würde die Dave Matthews Band jedoch hoffnungslos überfordern. Zu diesem Schluss muss man zwangsläufig  kommen, wenn man sich die Playlists des Formatradios zu Gemüte führt. Dabei ist “Come Tomorrow” im Grunde das perfekte Sommeralbum. Stücke wie ‘Samurai Cop’ oder ‘Come On Come On’ beglücken mit einem luftigen…

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